Horizon Ranch
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Joleen Mahone

Joleen Mahone


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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySo Jul 16, 2017 8:30 am

Joleen war eigentlich kein geduldiger Mensch. Sie hasste es, zu diskutieren, wenn sie recht hatte, und sie hasste es, wenn die Leute ihr nicht glauben wollten. Gerade mit einem Azubi, wie Lucien einer war, kam sie oft an ihre Grenzen; sie hatte gemerkt, dass er gern schonmal abschaltete, wenn sie zynisch wurde oder etwas lauter, weil er es gewohnt war, niemandem zuzuhören, der ihm höhergestellt war, vor allem, wenn diese dann auch noch etwas frecher wurden. Sicherlich wäre es einfacher mit einem so leistungsfokussierten Auszubildenden, der ihr alles von den Lippen ablas und nicht jedes Wort von ihr auf die Goldwaage legte. Lucien war eine Herausforderung, eine Aufgabe, die sie nicht selten an ihre Grenzen brachte. Und sie war niemand, der aufgab, also musste sie selbst lernen, mit ihm umzugehen, sich selbst zu beherrschen. Es war schon interessant, wie symbiotisch die Beziehung von Ausbilder und Auszubildendem eigentlich war.
Sie versuchte also, ruhig zu bleiben. Aber gerade in einer Situation wie dieser, wo Lucien sich einfach komplett querstellte und überhaupt nicht verstehen wollte, was sie von ihm erwartete, was sie ihm sagen wollte. Am Liebsten wäre sie frech geworden, hätte ihm irgendeinen sarkastischen Kommentar um die Ohren gehauen und ihn in Ruhe gelassen. So einfach war das aber nicht. Sie wollte, dass er ein Erfolgserlebnis hatte, dass er lernte, dass er sehr wohl was wert war; denn sie konnte immer noch nicht verstehen, dass so ein selbstbewusst und geradezu arrogant wirkender junger Mann so unsicher und unselbstbewusst sein konnte. Natürlich wollte sie ihm helfen – er war immerhin ihr Auszubildender. Das da mehr hintersteckte, würde sie niemals zugeben; und das nicht nur, weil er Weiß und ein paar Jahre jünger war. Sie lebten im einundzwanzigsten Jahrhundert, da sollte das kein Problem darstellen. War es auch nicht. Sie war sich nur selbst noch nicht im Klaren, was das alles zu bedeuten hatte, und hatte sich für den Moment dagegen entschieden, sich damit auseinanderzusetzen. Gerade hatten sie beide Wichtigeres zu tun.

Joleen beobachtete, wie Lucien abblockte, wie er mit sich haderte – denn eigentlich, da war sie sich sicher, wollte er das nichtmal. Aber manchmal ließ es sich einfach nicht verhindern, das wusste auch sie. Sie war immerhin mal in einer ganz ähnlichen Situation gewesen. So konnte sie selbstverständlich seine billigen Ausreden nicht gelten lassen. “Wir sind früh dran. Du wirst mir jetzt zuhören.“, sagte sie, und war plötzlich eine ganz andere Person. Auf die sanfte Tour hatte es nicht funktioniert, also musste Joleen mal wieder zu der harten, selbstbewussten jungen Frau werden, die sie eigentlich war – mit der sie aber bei Lucien nur in bestimmten Situationen weiterkam. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn ernst und vielleicht auch ein wenig vorwurfsvoll an – sie hatte eine wahnsinnige, respektverschaffende Ausstrahlung in diesem Moment.
“Natürlich bist du wie kein anderer. Du bist du, das ist gut. Ich will nicht, dass du hier irgendwen beeindruckst. Musst du nicht. Ich weiß aber, was du kannst, und ich weiß genau, dass du besser bist als jeder andere Reiter in diesem Turnier – außer mir vielleicht, aber ich bin deine Vorgesetzte, es wäre schlimm, wenn das nicht so wäre. Also zieh dir verdammt nochmal den Stock aus dem Arsch, Carlile. Deine Leistungen sind fantastisch, also scheiß doch drauf, wenn die anderen sich das Maul zerreißen wollen. Lass sie doch – du bist besser als das, und das solltest du wissen.“ Das war mal eine Standpauke der Sonderlative. Manchmal, wenn sie in solchen Diskussionen mit Lucien steckte, in denen keiner von Beiden zurückweichen wollte, weil sie beide zu starrsinnig waren, wünschte sie sich, sie könnte sich selbst eine Zigarette anstecken, einfach, um die Finger zu beschäftigen. Das ging halt nur nicht so einfach.
“Wenn du meinst, es zählt, was die anderen denken, dann stell dir da draußen einfach vor, ich wäre die einzige, die dich beobachtet. Im Grunde ist das so, bei so einem kleinen Feld-, Wald- und Wiesenturnier schaut doch eh keiner hin. Also reitest du für mich. Und ich warne dich, wenn du nicht alles gibst und mich nicht beeindruckst, werd ich dich die nächste Woche so durch die Gegend scheuchen, da wirst du dir wünschen, du hättest die Ausbildung niemals angefangen.“ Joleen atmete einmal tief durch, und dann grinste sie ihn schief an, ein Friedensangebot. “Und jetzt geh und sieh zu, dass Mozart fertig wird. Ich will keine Widerworte mehr hören.“


{ Gedanken # Moralpredigt }
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Colin Dearing

Colin Dearing


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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyFr Jul 28, 2017 10:53 am

Früher hatten Colins Eltern Angst gehabt, dass er gefühllos sein könnte – oder nicht bindungsfähig. Seit er alt genug gewesen war, um sich für Mädchen zu interessieren, war er mit ihnen ausgegangen, hatte die Freundinnen gewechselt wie andere Leute Schuhe oder Unterhosen. Natürlich war das ein Stück weit besorgniserregend – konnte er verstehen. Er war niemand, der seine Freundinnen wirklich an sich ran ließ, und hatte schnell den Ruf des Machos für sich gewonnen. Das war eigentlich nichts Gutes, aber Colin genoss jeden Moment davon; es war ein Ruf, der die Mädchen für ihn schwärmen ließ und ihn bei den meisten Jungs beliebt machte. Natürlich, im Endeffekt zählten nur Joey und Logan – aber es war schon schön, zu den beliebten Kids zu gehören. Immerhin wusste er von seinem jüngeren Bruder, wie hart es sonst war. Doch darunter hatte er die Sorgen seiner Familie geteilt – was, wenn er wirklich beziehungsunfähig war, und niemals den Einen finden würde?
Im Retrospekt musste er sagen, dass sich das im letzten Jahr um einhundertachtzig Grad gewendet hatte. Colin war schon seit Monaten mit keinem Mädchen mehr ausgegangen – was schlicht und ergreifend daran lag, dass Logan so schnell eifersüchtig wurde. Wusste er das? Ja. Wollte er das? Nein. Wie könnte er seinen Freund freiwillig verletzen? Das lag ihm fern. Also schien er sich für alle anderen nun zum ersten mal seit vier Jahren in seinem Singleleben wohlzufühlen, während er eigentlich in der längsten Beziehung war, die er jemals geführt hatte – und das, obwohl Logan und er immer noch kein Label auf das gepackt hatten, was sie verband, war es doch offensichtlich, was zwischen ihnen war und dass sie monogam sein wollten und sein würden. Colin war nicht Single, schon wieder nicht, aber zum ersten Mal war sein Partner nicht nur ein Modeaccessoire, das man ablegen konnte, wenn es langweilig wurde – was allem voran nicht nur daran lag, dass Logan auch Colins bester Freund war, sondern daran, dass Logan einfach nicht langweilig wurde.
Die Situation, in der sie jetzt waren, zeigte ja nur mal wieder, wie aufregend die ganze Sache immer wieder wurde. Hier standen Colin und Logan nun, halb hinter Heartbreaker verborgen, der glücklicherweise groß genug war, dass die jungen Männer fast komplett hinter dem Rumpf des Hengstes verschwanden. Colins Herz raste in seiner Brust, während er Logan in seine Arme zog, sich in seiner Nähe suhlte, jeden Moment mit ihm genoss. Das Schuljahr ging nun zu Ende – dann würden sie nicht mehr jede freie Minute und vor allem jede Nacht zusammen verbringen können. In der Oberstufe waren mehr Jungs, vor allem, wenn Logan und Colin hochgestuft würden – was, wenn sie das Zimmer dann nicht für sich allein haben würden? Das würde die Sache noch schwieriger machen. Aber darüber wollte sich Colin jetzt keine Gedanken machen; lieber konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt, das so gut war, dass es nahezu perfekt erschien.

Colin ließ Logan reden, beobachtete ihn mit einem Grinsen; wie selbstbewusst Logan mittlerweile im Umgang mit ihm geworden war. Erst, nachdem Logan ihn geküsst hatte, fand Colin die Ruhe, um auf Logans Worte zu reagieren. “Weil ich dich liebe, deswegen – da werd ich ja mal stürmisch werden dürfen“, beantwortete Colin schließlich Logans Frage – ihm war nichtmal bewusst, was er da sagte, wollte einfach nur wieder Logans Nähe spüren, ihn bei sich spüren. Er küsste ihn nochmal, kurz, gab Logan gar keine Zeit, um zu realisieren, was Colin da gesagt hatte. Er selbst realisierte es auch nicht – so selbstverständlich war der Gedanke geworden, dass es ihm ganz selbstverständlich erschien, das auch zu sagen. Dass Logan vielleicht noch gar nicht so weit war, das zu hören, da dachte er gar nicht drüber nach. Es wirkte so, als würden sie das jeden Tag benutzen, immer wieder, als wäre das nicht etwas, das unausgesprochen zwischen ihnen stand.
“Mach dir mal keine Sorgen, Bubbles – du bist der beste Glücksbringer, den ich je hatte.“


{ Gedanken # Liebesgeständnis }
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Logan Cunningham

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyMi Okt 18, 2017 9:31 pm

Es gab einige Dinge, die waren unwiderruflich und entsprachen einer festen Konstanze im Leben des jungen Mannes. Während sein Herzschlag sich mit jeder Sekunde, die er in der Nähe Colins verbrachte, ein wenig beschleunigte und ihn glauben ließ, bald an Herzrasen zu versterben, glitten seine gletscherblauen Augen über die athletische Erscheinung seines Freundes.

Colin war schon immer ein Mann gewesen, dem die Frauenherzen zuflogen und das kam nicht von irgendwoher. Seine Statur war bereits seit Anfang an ausgeprägt und attraktiv gewesen, das zurückliegende Jahr hatte aus den letzten verbliebenen Zeichen eines Jugendlichen einen stattlichen Mann gemacht. Athletisch, attraktiv und sich zu allem Übel auch dessen sehr bewusst. Logans Mundwinkel zuckten sachte, ehe sein Blick beinahe akribisch über die Gestalt des Anderen wanderte und dabei scheinbar nach Makeln suchte. Allerdings lag die Wahrheit dieses Mal so viel anders, so viel primitiver, wusste der Schwarzhaarige mit einer erschreckenden Gewissheit, dass jeder Zoll dieses Leibes zu ihm gehörte.
Ein Gedanke, der auf ihn früher beängstigend gewirkt haben mochte, doch das hinter ihnen liegende Jahr hatte nicht nur ihre Beziehung zueinander gefestigt und in ihren Grundfesten erschüttert bzw verändert - es hatte auch Logan reifen lassen. Colin hatte kein Mädchen mehr angerührt, seit dem sie ... irgendwas waren. Nicht einmal mehr wirklich mit der Inbrunst des Charmeurs betrachtet, denn jene Intensität war inzwischen nur noch für ihn vorbehalten.
Er stieß ein leises Lachen aus, gelöst und entspannt, als Colin seine Nähe suchte und wunderte sich ein wenig über die so vertauscht wirkenden Rollen. Die Berührungen der vertrauten Lippen waren ihm inzwischen beinahe zur Gewohnheit geworden - und was schätzte der junge Cunningham, wenn nicht Routine und gleichbleibende Muster?
Dann jedoch veränderte sich die verspielte Atmosphäre schlagartig und das Lächeln gefror auf den Lippen des Jüngeren, während Colin ihn lachend küsste. Lieben. War es das? Fahrig erwiderte er die Zuneigung seines besten Freundes, spürte dessen drahtigen, muskulösen Körper unter seinen Fingern, der Logan inzwischen ebenso vertraut war wie sein eigener. Unablässig kreisten seine Gedanken um diese so scheinbar willkürlich geäußerte Reaktion und langsam zeichnete sich ein unsicheres Lächeln auf seinen Lippen ab, als Colin von ihm abließ.
»So ist das also ...«, brummte er und blickte mit blitzenden Augen zu Colin. Er beugte sich zu ihm hinab und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen, öffnete blinzelnd die Augenlider und betrachtete für einen kostbaren Augenblick das Gesicht seines Gegenüber. Mit mildem Tadel in der Stimme und belustigt funkelnden Augen murmelte er schließlich: »Dann will ich hoffen, du machst das Beste daraus.«
Er blickte auf seine Uhr und seufzte schwer. Gleich würde Colin starten - und Logan würde in der letzten Reihe stehen und ihn im Stillen anfeuern. Er kannte die Fähigkeiten des Gespanns. Liebevoll tätschelte er dem Braunen den Hals.


{ Colin # Gedanken}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Okt 19, 2017 9:12 am

Es war schwer, sich von Logan zu lösen. Colin raste noch immer das Herz, und er war ein bisschen überrascht, wie ruhig der Jüngere blieb. Natürlich merkte Colin, dass sich sein bester Freund versteifte, und dass er erstmal verarbeiten musste, was Colin gerade gesagt hatte. Aber eigentlich ging es Colin da wie Logan - es war nichts überraschendes. Seit fast einem Jahr teilten sie nun schon so viel, und sie waren schon ihr gesamtes Leben befreundet; natürlich war Colin bewusst, wie stark seine Gefühle waren, und er war auch nicht in der Lage, das zu verstecken - er wollte es einfach nicht mehr. Und wenn er es schon dem Rest der Welt nicht zeigen konnte, wollte er es zumindest Logan zeigen, dem Subjekt seiner Gefühle. Und dann rastete Logan nicht aus; die Angst hatte Colin immer gehabt, deswegen hatte er es ihm nie gesagt. Aber jetzt wusste er es mit einer Sicherheit, dass Logan diese Gefühle erwiderte. Plötzlich fühlte er sich leicht, als könnte er schweben, fliegen; er fühlte sich unbesiegbar.
"Das werde ich!", erwiderte Colin mit einem selbstsicheren Grinsen - mit dem Gefühl, das ihn gerade erfüllte, würde er überhaupt kein Problem mehr damit haben, den Parcours zu schaffen. Er wandte sich wieder Heartbreaker zu, hievte den Sattel auf den Rücken des Hengstes. Voller Konzentration sah er zu, dass der Sattel und die Schabracke richtig saßen und ließ sich von Logan mit dem Sattelgurt helfen. Er kontrollierte nochmal den Sitz der Gamaschen, zog eine nochmal nach, und erst, als das alles fertig war, schnappte er sich Reitweste und Helm. Seine Sicherheit ging immerhin vor. Er hatte so viele Unfälle gesehen, so viele Unfälle selbst gehabt, dass er niemals ohne Reitweste auf den Geländeparcours ging; ob das nun Turniervorgabe war oder nicht. Dann erst, als bei ihm alles an richtiger Stelle saß, trenste er seinen Hengst auf - er machte das immer als letztes, damit Heartbreaker sich nicht aus Versehen in den Zügeln verhedderte oder sowas.
Dann grinste er Logan an. "Ich hoffe, du wartest gleich auf mich, wenn ich wieder komme! Wünsch mir Glück!" Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete er sich von seinem besten Freund, und machte sich auf den Weg zum Abreiteplatz.


{ Logan | Heartbreaker | tbc. Geländestrecke }
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Logan Cunningham

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Okt 19, 2017 7:18 pm

Noch immer ein wenig atemlos war Logan durch die Menschenmenge getaucht, einmal ungeachtet der Tatsachen, wen er dabei berührte und wessen fremde Keime ihn berührten. Eilig drängte sich der snst so zurückhaltende, höfliche junge Mann durch fremde Menschenleiber, stieß versehentlich einer Dame den Ellenbogen in die Seite und entschuldigte sich mit hochrotem Kopf, ehe er flink in den Stall einbog. Erleichtert atmete der Schwarzhaarige tief ein, inhalierte den Duft nach Stroh und Pferd, ehe er ein wenig ruhigeren Schrittes auf die Box von Heartbreaker zusteuerte. Dort empfing er den strahlenden Colin und sein Pferd, beide erhitzt, aber zufrieden. Logan spürte den Stolz in seiner Brust schwellen, als er an den Ritt seines besten Freundes zurück dachte und musste unweigerlich grinsen, als er an seine eigenen Worte denken musste.
Mach das Beste draus. Das hatte Colin getan, mehr als das: sie waren heute über sich hinausgewachsen. Obgleich Logan nicht selbst geritten war sondern lediglich stiller Zuschauer empfand er doch das gleiche Hochgefühl, als habe ER diesen bravourösen Ritt bestritten. Rasch nahm er seinem besten Freund die Zügel aus der Hand und führte das verschwitzte Tier in seine Box, ehe er sich stürmisch zu Colin umdrehte und ihn überschwänglich gratulierte. Der sonst so zurückhaltende junge Mann war für diesen Augenblick gewichen, hatte einem stürmischen jungen Welpen Platz gemacht, der sich ein wenig beruhigte, als seine Unruhe sich auf den Rotbraunen übertrug. Liebevoll kraulte Logan ihm unter dem Kopf und löste die Trense, überreichte sie Colin mit den feierlichen Worten: »Hier. Die Lorbeeren für deinen Sieg.« Es war vermessen zu glauben Colin habe gewonnen, wo er doch der erste Starter von Vielen war, doch Logan glaubte es in diesem Augenblick schlicht und ergreifend nicht anders. Euphorisiert vom Ritt des Älteren drückte er diesem einen Kuss auf die Lippen, ehe er sich wieder umdrehte und am Sattel des Pferdes zu schaffen machte.


{ von der Vielseitigkeitsprüfung # Colin # Glückwünsche}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyMi Okt 25, 2017 11:01 am

Auch, nachdem Colin den schwitzenden, schäumenden Heartbreaker trockengeritten hatte, fühlte er sich selbst noch vollgepumpt von Adrenalin, aufgeregt, gut. In diesem Ritt hatte er alles gegeben, und er war vielleicht manchmal sehr riskant geritten - er hatte natürlich gehört, dass manchmal die Beobachter durchaus mal die Luft anhalten mussten -, aber es war der beste Rundgang, den Heartbreaker und er je gehabt hatten. Sie hatten Glück gehabt, dass der Boden gut gewesen waren, nicht sehr aufgewühlt und fest genug, dass der Hengst immer Halt hatte. Der große Warmblüter hatte sie mit dieser ausgreifenden Gallopade immer wieder mit aller Kraft nach vorn katapultiert, und sollte vorher irgendwer mal gezweifelt haben, gab es jetzt keine Zweifel mehr: dieses Paar war für Cross Country gemacht, und wenn sie in dem Tempo weitermachten, würde es nicht mehr lange dauern, bis sein Name bekannt wurde in der Szene. Doch das war nicht das, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging - er war einfach nur glücklich, dass er seine persönliche Bestzeit geritten war, und dass es Heartbreaker wieder einmal geschafft hatte, ihn zu überraschen, in dem er sich selbst übertroffen hatte. Und das mit zwölf Jahren!
Der Achtzehnjährige schwebte auf Wolke sieben, als er wieder in den Stall zurückkehrte. Er würde Heartbreaker gleich noch abspritzen, und seinen Partner etwas plantschen lassen, wenn er schon nicht auf die Weide durfte, weil heute alle Pferde draußen waren, die im Trubel unruhig wurden, und erst heute Abend wieder reingeholt werden würden. Doch tatsächlich war er kaum im Stall angelangt, als er auch schon abgelenkt wurde, weil er sich aufeinmal ohne Pferd auf der Stallgasse fand und mit einem armvoll Logan belohnt wurde, als er seinem besten Freund in die Box seines Hengstes folgte. Ein überraschtes, fröhliches Lachen entwich seinem Hals, und er schlang seine Arme um die dünne Mitte des dunkelhaarigen Jungen. Das war die beste Belohnung, die er bekommen konnte: kein Preis, kein Pokal, keine Medallie - einfach seinen Logan, der stolz auf ihn war. Colin atmete den vertrauten Geruch des Jüngeren ein, und löste sich schließlich nur widerwillig von ihm.

Umso überraschter war er, dass Logan sich plötzlich als sein persönlicher Turniertrottel eröffnete, als er Heartbreaker abtrenste. Der Kuss, den Colin aufgedrückt bekam, war flüchtig, viel zu flüchtig für Colins Vorliebe jetzt gerade. "Logan" Doch der hatte sich schon wieder weggedreht, beschäftigte sich mit Heartbreakers Sattel. Eine Reaktion bekam Colin jedoch nicht. "Logan" Er schob Logans Hände bei Seite, brachte seinen besten Freund dazu, ihn anzusehen. Er nahm die langgliedrigen, eleganten Hände, die er so liebte, in seine, und ließ sich eine Sekunde lang das tiefe Blau der Augen des Jüngeren erkunden. "Logan" Jetzt war seine Stimme weicher, passend zu dem Lächeln, das seine Lippen umspielte. Heartbreaker hatte sich schon wieder seinem Heu zugewandt, der konnte auch noch eine Minute warten, bis der Sattel von seinem Rücken kam.
Colin war in dem Moment, als Logan ihm um den Hals gefallen war, etwas klar geworden: er wollte nicht mehr warten, bis sie versteckt in der Pferdebox waren, bis er seinen Logan umarmen und küssen konnte. Er wollte Logan in den Arm nehmen, sobald er vom Pferderücken rutschte, und er wollte keinen Hehl mehr daraus machen, was er fühlte. Und er wusste, dass das problematisch werden konnte, und er wusste, dass Logan nicht unbedingt begeistert davon sein würde, dass er sein Liebesleben ins öffentliche Licht rücken sollte. Aber Colin erwartete nicht, dass sie offen vor allen rummachten - er wollte nur nicht mehr verstecken, dass er verliebt war.
"Gehst du mit mir auf den Abschlussball? Als mein Date?", fragte Colin schließlich, und obwohl sein Herz wieder raste wie gerade im Parcours, war er sich noch nie sicherer gewesen, jemanden auf ein Date zu fragen. Normalerweise war er kein Fan von Worten - er war so schlecht darin, seine Gedanken als vollständige, verständliche Sätze zu formulieren, und gerade, wenn es um so wichtige Dinge ging, tat er sich oft schwer. Aber jetzt gerade war er vollgepumpt mit Adrenalin und Glücksgefühlen, und er war so verliebt - er wollte das einfach zeigen. Nicht nur dem Rest des Hofes, nicht nur sich selbst - er wollte auch Logan beweisen, dass er es ernst meinte.


{ cf.: Geländestrecke | Gedanken | Logan }
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Logan Cunningham

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Okt 26, 2017 9:11 pm

Die Gedanken jagten einander, schienen nicht still stehen zu wollen und das Adrenalin pumpte durch die Venen des Schülers. Für einen gestohlenen Augenblick atmete Logan tief ein, schloss die blauen Augen und konzentrierte sich auf die eigene Atmung. Danach trat er etwas ruhiger wieder an den Hengst seines besten Freundes heran, löste einige der Gurte und Strippen, ehe Colins Stimme an ihn heran getragen wurde. Offenbar rief er ihn nicht bereits zum ersten Mal, der Dunkelhaarige erkannte es an der Stimme des Älteren, welcher nun wieder dichter an ihn heran trat.
Das Herz pochte in seiner Brust, schlug vehement aus, als Colin seine Hände ergriff und ihn somit in seinem Tun unterbrach. Heartbreaker trat entspannt an das Heu heran und kurz darauf erfüllte das Geräusch seiner kauenden Kiefer den Stall. Schlagartig kehrte eine altvertraute Unsicherheit in ihn zurück, wenngleich sein bester Freund und er bereits seit mehr als einem Jahr mehr teilten, als nur das gleiche Zimmer. Dennoch, der Brünette vermochte es noch immer ihn aus der Reserve zu locken, ihn zu verunsichern und aus der Routine zu bringen. Etwas, wofür Logan ihn stets beneidet hatte, wirkte Colin stets beherrscht und sich seiner bewusst. Ganz anders der Siebzehnjährige, dessen eigenes Leben stets in klaren Bahnen verlaufen war, solange der Ältere nicht wieder eine seiner abstrusen Ideen zum Besten gab. Versonnen lächelte der Dunkelhaarige, ehe ihn Colin wieder zurück in die Realität brachte.

Die Stimme seines besten Freundes wurde mit einem Mal weicher und ähnlich einem halbwilden Pferd, welches etwas Ungewohntes vernahm, spitzte auch Logan nun die Ohren. Sah Colin aufmerksam in die dunklen Augen, die ihn stets den Halt verlieren ließen - und doch gleichwohl sein ganzer Halt waren.
Die Liebe ist ein seltsam' Tier, dachte sich der Siebzehnjährige, innerlich den Kopf schüttelnd, als die Worte des Brünetten ihn schließlich erreichten.
Obgleich mit einer der Besten seines Jahrgangs, vermochte Logan dennoch nicht den Sinn der Worte sofort zu begreifen, betrachtete versunken das Gesicht seines Gegenübers. Er selbst hatte sich nie mit den Mädchen beschäftigt, zumindest nicht ebenso intensiv wie es Colin getan hatte und dennoch wollte er beinahe schon glauben, dass er dieser 'Spezies' ohnehin nicht viel hatte abgewinnen können. Colin hingegen ...
»Abschlussbal?« Ein wenig verwirrt sah er dem Älteren in die Augen, ehe sich seine eigenen in stiller Erkenntnis leicht weiteten. Sprachlos stand er dort, die Hände in denen seines besten Freundes und war unfähig sich zu artikulieren. Den Abschlussball der Horizon Ranch hatte er beinahe erfolgreich verdrängt, doch nun kehrte die Erinnerung daran umso erdrückender zurück. Colin bat ihn nicht einfach nur darum mit ihm dort zu erscheinen in Ermangelung einer weiblichen Begleitung (mal ehrlich, welcher Dummkopf glaubte das eigentlich? Immerhin handelte es sich um Colin), er bat ihn charmant um ein erstes, offizielles Date.

Nur langsam löste sich der Jüngere aus seiner Starre, blinzelte mehrmals und öffnete die Lippen, ohne einen Laut von sich zu geben. Wäre es ihm möglich gewesen, er hätte sich irgendwo niedergesetzt, um sich zu sammeln und Colin eine Antwort zu geben, die er verdiente. Eine ehrliche Antwort. Doch sobald er in das Gesicht seines Gegenübers blickte, spürte er sein Herz heftig in der Brust schlagen und schluckte. Er brachte es nicht übers Herz, die zaghafte Euphorie in den Augen seines Freundes zu tilgen, indem er ihm diesen einfachen Wunsch abschlug. Allerdings wusste Logan, dass er selbst mit den Blicken und dem Getuschel kaum zurecht kommen würde, sodass die Entscheidung ihm ein recht verkrampftes Lächeln abrang.
»Ich hoffe nur, ich muss am Ende kein Kleid dafür tragen.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen, wenn auch nicht ganz ehrlichem Lächeln. Ein wenig zittrig noch holte er Atem, nickte schließlich sachte und hauchte Colin einen Kuss auf die Lippen, als wolle er das Gesagte besiegeln.
»In Ordnung. Ich werde dich begleiten.« Doch die nagenden Zweifel blieben bestehen, ob er sich am Ende nicht selbst das Genick brach. Ein Blick jedoch in Colins Augen ließ ihn wissen, dass es eine gute Entscheidung war. Eventuell nicht die richtige, aber es war eine gute.




{Colin # Innerer Zwist # Entscheidung}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Okt 26, 2017 10:42 pm

Schon eine ganze Weile stand Cara schon da, an Monogramme's Box gelehnt, während sie geistesabwesend durch Facebook scrollte. Ein paar niedliche Katzenvideos hier, nationalsozialistische Hetze da, es war alles wie beim alten. Andauernd jedoch wanderten ihre Gedankne zurück in den Parcours. Ihre Hoffnung - und Chancen - auf eine Platzierung war groß; nach all dem harten Training und der Zeit, die sie investiert hatte, hatte sie es sich redlich verdient. Doch die Konkurrenz war stark gewesen, weshalb sie betete, dass sie vorne mit dabei war.
Sie seufzte laut auf und steckte ihr Handy weg. Der Stall war nicht leer, keines Falls, jedoch waren alle bereits in Gespräche verwickelt und die Schottin wollte nicht einfach irgendwo hineinplatzen. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und ließ den Kopf nach hinten fallen, wobei sie unsanft mit der Wand kollidierte. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht drehte sie sich um und rieb sich den Hinterkopf. Meine Güte, heute war nicht unbedingt ihr Tag. Monogramme hatte von seinem Futtertrog aufgesehen und beäugte sie nun, als wolle er sagen: "Was die heute schon wieder macht, unfassbar." Cara war sich sicher, dass ihre brauner Wallach manchmal über sie den Kopf schüttelte, und sei es nur innerlich.
Ich weiß, dass ich dämlich bin, danke!, dachte sie und streckte Momo die Zunge heraus, inständig hoffend, dass sie in diesem Moment niemand beobachtete.
Gerade als sie sich zum Gehen wenden wollte, betrat ein bekanntes Gesicht den Stall. Instinktiv begann Cara zu Grinsen. Jim betrat zusammen mit der Stute Straws of Sunlight den Stall, offensichtlich frisch von der Prüfung kommend; beide sahen leicht fertig, aber zufrieden aus. Sofort stiefelte Cara auf die beiden zu, von einem Ohr über das andere strahlend.
"Jimmy-oh! Wie ist es gelaufen? Du musst mir alles erzählen, das weißt du, oder?", begrüßte sie ihn und boxte ihm spielerisch auf die Schulter. Danach widmete sie sich Straws, der die ganze Zeit ungeduldig an Jim's Hosentasche herumgetatscht hatte. Als er die Schottin vor sich bemerkte, war es, als wäre Jim nicht mehr da, und der Palominowallach begann, Cara nach etwas Essbarem abzusuchen. Sie kraulte dem Wallach die Stirn und lachte. "Weißt du Jimmy, ihr habt viel Gemeinsamkeiten. Ihr seid beide verfressen."
Cara kramte ein letztes Leckerli aus ihrer Hosentasche und steckte es Straws zu, der es sich sofort schnappte und danach genüsslich darauf herumkaute.
{nachdenklich # JIM & STRAWS}
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Colin Dearing

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyFr Okt 27, 2017 10:54 pm

Colin wollte seine Frage nicht bereuen. Eigentlich nicht. Aber das Problem war, dass er Logan nun schon gefühlt sein ganzes Leben kannte, und eigentlich jeden Gesichtsausdruck des Jungen, der ihm gerade gegenüber stand, problemlos erkennen konnte. So sah Colin natürlich auch den Zwiespalt, in den er Logan gebracht hatte - und ihm selbst zog sich das Herz zusammen, als er diesen Kampf in diesem wunderschönen Menschen mitansehen musste. Er wusste, dass er Logan viel zumutete, und manchmal überraschte es ihn selbst, wie er mittlerweile mit der Situation umging. Am Anfang waren sie beide so zurückhaltend gewesen, so zögerlich, so unfähig, ihre Emotionen offen zu zeigen. Colin war ja sogar derjenige gewesen, der fast seine Beziehung zu seinem kleinen Bruder für immer zerstört hatte, weil er Liam dafür verachtet hatte, dass dieser so öffentlich seine Homosexualität zur Schau gestellt hatte.
Und mittlerweile? Mittlerweile wusste Colin, dass es egal war, welches Geschlecht die Person hatte - was zählte waren die Gefühle, die ihn mit derjenigen verband. Und Logan war etwas Besonderes. Er hatte dafür gesorgt, dass Colin wieder mehr auf die Schule achtete, dass er dieses Mal nicht durchfiel - und das in jedem seiner Kurse. Er hatte dafür gesorgt, dass Colin aufhörte, die Mädchen und sich selbst wie Dreck zu behandeln und von Monat zu Monat eine neue Beziehung anzufangen und zu beenden. Er hatte dafür gesorgt, dass Colin auch mal ruhige Momente fand, in denen er sich einfach mal nur zurücklehnen und beobachten konnte, statt immer wie der Clown, der er war, im Mittelpunkt zu stehen. Logan hatte ihn zu einem besseren Menschen gemacht, und er liebte ihn dafür. Das war keine Frage mehr - auch, wenn Logan das offensichtlich noch nicht so ganz verstanden hatte.
Natürlich wusste Colin auch, dass es für Logan, diesen zurückgezogenen, schüchternen, privaten Jungen, schwierig war, seine Gefühle offen zu zeigen. Er war so intelligent und zögerte doch so oft, fand es so oft so anspruchsvoll, die richtigen Worte zu finden, dass er sich verhaspelte oder einfach gar nichts sagte am Ende. Logan war jemand, der auswich - und es war womöglich unglaublich egoistisch von Colin, sich zu erlauben, ihn zu fragen, aus seinem Schneckenhaus zu kriechen, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich auf die Antwort vorzubereiten. Aber in diesem Augenblick, vollgepumpt von Endorphinen (noch so ein Wort, das er von Logan gelernt hatte), konnte er nicht anders, als Logan am Flüchten zu hindern, und eine Antwort zu verlangen.

Was er bereute, als er den Reh-im-Scheinwerferlicht-Blick bekam.
Colin wusste natürlich, was der Humor bedeutete, und dieses schiefe Grinsen, das Colins Meinung nach nur schief war, weil Logan es noch nichtmal schaffte, diese humorvolle Maske gerade aufzusetzen. Logan war noch schlechter im Lügen als er im impulsiv sein und offen leben war. So schaffte es Colin auch weder, über den Witz zu lachen, noch das Lächeln zu erwidern. Stattdessen zwang er sich, einmal tief durchzuatmen, sich selbst etwas zu beruhigen - und dann begann er, seinen Griff zu lockern, strich mit seinen Daumen abwesend über Logans Handrücken. Er hatte einen Schritt zu viel nach vorn gewagt, und Logan wieder zurückgetrieben. Er hatte diesen Fehler schon lange nicht mehr gewagt, weil sie eigentlich seit einer Weile ihre Grenzen recht sicher abgesteckt hatten. Das Problem war nur, dass Colin mehr wollte. Er wollte immer mehr.
"Hör zu, Bubbles", sagte Colin leise, und seine Stimme war rau von den Gefühlen, die in ihr mitschwebten, die gerade in seinem Kopf und in seinem Bauch und in seinem Herzen Samba tanzten, "Du musst mir jetzt noch keine sichere Antwort geben. Ich weiß, wie gern du solche Sachen durchdenkst und - naja." Er versuchte sich ebenfalls in einem Lächeln, doch seins gelang etwas besser, wirkte etwas weniger gequält. Colin durfte Logan niemals für solche Sachen wie falsche Lächeln oder falsche Worte verurteilen - denn eigentlich war er selbst in Sachen Kommunikation kein Deut besser. "Wir müssen auch - wir müssen nichts machen, was du nicht willst. Also, wenn's dir lieber ist, naja, wir brauchen nichtmal Händchen halten. Oder, so, zusammen tanzen, du weißt schon. Aber ich will mit niemand anderem gehen als mit dir. Selbst wenn wir - so rein offiziell, nach außen hin, wie auch immer - 'nur als Freunde' gehen."


{ Gedanken | Konflikt | Logan }
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Joleen Mahone

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Okt 28, 2017 9:20 am

Joleen wusste nicht, was es war, das sie mit Lucien so anders umgehen ließ. Er war ein Auszubildender, nicht der erste junge Mann, der unter ihr lernte. Und dennoch hatte sie einen Narren an ihm gefressen - sie schaffte es irgendwie nicht, von ihm loszukommen, er war andauernd in ihren Gedanken. Vielleicht lag es daran, dass er so eine schwere Vergangenheit hatte, von der sie selbst nur so wenig wusste; vielleicht lag es daran, dass er mit sich selbst so schwer im Konflikt stand, und sie aber schon lange erkannt hatte, welches Potential unter der harten Fassade steckte. Manchmal, wenn sie spät abends noch wachlag und darüber nachdachte, hörte sie immer die Stimme ihrer Mutter, die sehr viel von Geistern und der spirituellen Welt hielt; Joleens Mutter war eine kluge, sehr intuitive Frau, und auch wenn Jo selbst an Aberglaube nicht glaubte, hatte sie den Worten ihrer Mutter doch immer zumindest eine gewisse Bedeutung zugesagt. Und ihre Mutter hatte von verwandten Seelen gesprochen, als sie sich Weihnachten mit ihr über das Problem unterhalten hatte - weil ihr das anscheinend auch Weihnachten schon zugesetzt hatte.
Und seitdem gingen Joleen die Worte nicht mehr aus dem Kopf. Sie wollte nicht daran glauben, und sie wollte das auch irgendwie nicht wahrhaben; aber sie wusste auch, dass ihre Mutter mit solchen Behauptungen selten falsch lag. Und vielleicht erklärte das auch, warum Jo mit Lucien so anders umging als mit allen anderen. Normalerweise war sie kein Mensch für einfühlsame Reden wie die, die sie ihm gerade gehalten hatte; sie war jemand mit scharfen Worten und wenig Lob bei viel Kritik, das hatte ihr diese harte Welt, in der sie aufgewachsen war, beigebracht. Doch mit Lucien war sie damit von Anfang an nicht weitergekommen; sie hatte sich was anderes einfallen lassen müssen. Und dann war sie irgendwann ruhiger geworden, und bevor sie sich versehen hatte, stand ihr Auszubildender auf der Liste ihrer Freunde. Wie hatte das überhaupt passieren können? Sie wusste es nicht. Wie bei den meisten Sachen, die Lucien betrafen, hatte sie keine Ahnung, was hier eigentlich passierte.

Natürlich fand Joleen Zeit, um den Ritt ihres Auszubildenden zu beobachten. Sie sah jeden kleinen Fehler, der Pferd und Reiter unterlief, und die Stellen, an denen sie im letzten Jahr so hart trainiert hatten, dass Lucien schon nicht mehr bemerkte, dass er die Hilfen einsetzte. Sie stand nicht in der ersten Reihe, stand abseits, sodass er sie nicht bemerken würde. Aber sie sah ihn, beobachtete ihn, und konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen: Lucien mochte heute vielleicht nicht mit einer Medallie nach Hause gehen, und vielleicht würde er noch nichtmal unter den besten Reitern sein. Aber das bedeutete nichts, denn was sie gerade auf dem Platz gesehen hatte, war ein Team - und zwar eins mit einer Menge Potential. Sowohl Lucien als auch Mozart hatten ihr Bestes gegeben, das war alles, was zählte; ganz egal, was Lucien selbst darüber dachte. Es fühlte sich an, als hätte sich Gewicht von ihren Schultern gelöst, als sie wieder in den Stall zurückkehrte, dieses Mal, um Freckles tatsächlich für den anstehenden Turnierstart vorzubereiten.
Es dauerte nicht lange, bis Lucien seinen gescheckten Wallach wieder zurück in den Stall führte - und natürlich stürzte Jo sich auf ihn: sie hatte viel zu sagen, viele Gedanken, die sie erfüllten. Sie könnte ihm sagen, dass sie stolz auf ihn war. Sie könnte ihm aufzählen, wann genau er welche Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihm sagen können, wie wichtig dieser Start gewesen war. Die eine Hälfte dieser Sachen wusste Lucien garantiert schon selbst, und von der anderen Hälfte war Jo überrascht, dass sie das tatsächlich so sagen könnte, wenn sie denn wollte.
"Das war ein guter Ritt", sagte Joleen schließlich - ein Kompromiss. Das Lächeln auf ihren Lippen war ehrlich, und ihre Stimmlage implizierte den Stolz, der sie erfüllte. "Das ist eine gute Basis, auf der wir weiterarbeiten können."


{ Gedanken | Lucien }
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Logan Cunningham

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Okt 28, 2017 12:25 pm

Es war so eine Sache mit der Liebe, wie Logan aus dem zurückliegendem Jahr hatte lernen können. Einerseits führte sie dazu, dass ihm abstruse und nicht selten wenig sinnvolle Ideen in den Kopf kamen, die dazu führten, dass das absolute Gegenteil eintrat von dem, was er erwartet hatte. Andererseits ließ sie ihn auch zu einem ruhigeren Menschen werden, der besonnen an die vor ihm liegenden Dinge heran treten konnte, ohne dabei jedoch noch übermäßig steif zu sein. Die Liebe hatte ihn neu geformt, obgleich Logan stets geglaubt hatte, sich bereits endgültig gefunden zu haben, wenngleich ihn der Gedanke noch immer verunsicherte. Wie vermochte etwas so wenig greifbares wie eine schlichte Emotion einen einzelnen Menschen derartig zu verändern? Nein, sogar zwei Menschen, wenn man bedacht, wie sehr sich auch Colin verändert hatte. Der Dunkelhaarige blickte ihm kurz scheu entgegen, wollte er nicht mit ansehen müssen, wie der so weiche, warme Blick zerbrach und etwas in ihm unwiderbringlich verloren ging.
Tief atmete Logan ein, spürte den Kloß in seiner Kehle wachsen und ihm die Luft abschnüren. Nie hatte er glauben wollen, dass es ausgerechnet Gefühle waren, welche aus Menschen Monster oder Engel werden ließ. Es fiel ihm zunehmend schwieriger in Gegenwart des Achtzehnjährigen einen klaren Kopf zu behalten, auf seine eigene Rationalität zu bauen, die ihm ebenso helfen konnte - oder aber alles endgültig zusammen brechen ließ.
Ihm war bewusst, dass jenes Konstrukt, welches Colin und er gemeinsam aufgebaut hatten, zu wanken begann unter dem Ansturm der Gefühle, die in ihnen brodelte und sich einen Weg suchten, um auszubrechen. Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Er erinnerte sich an jenen uralten Spruch, den bereits seine Schwester genutzt hatte, um seine bisweilen krankhafte Eifersucht ihr gegenüber zu beschreiben, wenn sie wieder einmal mit einem ihrer Freunde ausging.
Seine blauen Augen flackerten zu Colin. Inzwischen hatte sich dieses Gefühl verlagert, hatte Logan gelegentlich beinahe von ihnen heraus zerfressen, doch bisher hatte Colin jeden Zweifel zerstreuen können. Wieso also nicht dieses Mal?

Das zwanghafte Lächeln auf seinen ebenmäßigen Zügen erstarb, als der Ältere schließlich ernster wurde und die Euphorie aus seinen Augen tilgte. Es tat Logan leid darum, schwer schluckte er und spürte die Schuld, welche sich tief in sein Herz grub. Er hatte ihm nie weh tun wollen, niemals - und doch war es soeben geschehen. Er sah es an Colins Blick.
Doch beinahe mehr, als der schwindende Glanz in den dunkelbraunen Augen schmerzte ihn der Umstand, dass sein Freund seinen Griff lockerte und letztlich mit dem Daumen über seinen Handrücken strich. Vor einigen Minuten noch hatte Logan ein wahres Hochgefühl verspürt und nun hatte er alles ruiniert. Er fasste nach Colins Hand, die dieser bereits wieder zurückziehen wollte und schluckte abermals schwer. Wann nur war es derart kompliziert geworden?
»Das ist ... das ist eine noble Geste von dir, Colin.«, gab er mit belegter Stimme zurück, umfasste die Hand des Reiters beinahe schon schmerzhaft, ehe er schließlich schluckte. Das Herz hämmerte ihm in der Brust und Logan versuchte mühsam Luft zu holen, als dies jedoch nicht zu funktionieren schien, presste er immer leiser werdend hervor: »Ich ... es tut mir ehrlich Leid, Colin, glaub mir das, nur ... wir wissen beide, dass ich dir ... dass ich nie eine sichere Zusage ...« Erschrocken ließ er die Hände Colins frei, bemerkte die roten Striemen auf der vertrauten Haut, wo Logan ihn zu fest gehalten hatte. Betreten räusperte er sich, mied den Blick des Älteren und spürte sein Herz nun schwer und dumpf in seiner Brust schlagen. Als habe es seine Kraft verloren mit jener Gewissheit. Kraftlos sanken auch seine Hände wieder hinab.
»Vielleicht solltest du allein zum Abschlussball gehen. Vielleicht solltest du ... vielleicht wäre es besser, wenn du ... wenn wir ...« Logan schloss gepeinigt die Augen, atmete schwer aus und presste schließlich leise hervor: »Eventuell sollten die Musketiere vorerst getrennte Wege gehen.«
 




{Cololin}
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Colin Dearing

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Okt 28, 2017 5:30 pm

Colin war nicht blöd. Er war vielleicht nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen, und natürlich sah er neben so einer Intelligenzbestie wie Logan immer etwas verloren aus. Er war einmal sitzen geblieben, immerhin, und auch fast das zweite Mal, letztes Jahr erst, das sprach ja wohl Bände. Aber er war nicht komplett auf den Kopf gefallen. Er war halt nicht klassisch intelligent. Viel besser war er im verstehen von Menschen, im Analysieren von Verhalten. Logan, das hatte er ja gerade festgestellt, stand da ganz oben auf seiner Liste: sie kannten sich schon ihr ganzes Leben, das würde ja wohl was zu bedeuten haben. Colin war so froh, Logan an seiner Seite zu haben - er genoss jeden Moment mit dem Dunkelhaarigen, würde am Liebsten jede freie Sekunde mit ihm verbringen. Er konnte sich, schlicht und ergreifend, ein Leben ohne Logan nicht mehr vorstellen. Er wusste nicht mehr, wie es ohne ihn war, und er wollte auch gar nicht wissen, wie es war. Wenn es nach ihm ging, dann redeten sie hier von für immer, und das, obwohl sie noch als Teenager galten. Colin dachte gar nicht darüber nach, dass es Logan vielleicht anders gehen könnte: er war so glücklich, er wollte es am Liebsten in die Welt herausschreien.
Dennoch wurde er jetzt aus den Wolken gerissen, gezwungen, die rosarote Brille abzusetzen. Im ersten Moment erkannte Colin nicht, was hier gerade vor sich ging; er erkannte nicht, dass er einen gravierenden Fehler begangen hatte, und der Tag, der eigentlich der schönste seines Lebens hätte werden können, in diesem Augenblick zerstört werden würde. Was er als erstes registrierte, war der komische Ton, den Logans Stimme annahm. Colin kannte das Zögerliche darin, mochte es nicht, aber wusste es nicht zu ändern. Doch da war noch etwas anderes, und das sorgte dafür, dass ihm das Herz in die Hose rutschte. Das nächste Anzeichen war die Art, wie Logan sich an ihm festklammerte: seine Finger schlossen sich so fest um Colins, dass binnen von Sekunden jegliches Gefühl aus seinen Fingerspitzen wich. Doch eigentlich war das doch ein gutes Zeichen, oder? Es bedeutete, dass Logan sich an ihm festhielt, aus ihrer Verbindung Kraft sammelte. Und Colin konnte mit Taubheitsgefühl in seinen Fingern leben, solange das bedeutete, dass er Logan Kraft und Halt spenden konnte.
Stellte sich raus, konnte er nicht. Logans Finger lösten sich wieder von Colins, während sich Colins Gedanken schon überschlugen, nach den richtigen Worten suchten, um Logan klar zu machen, dass ihm das egal war, dass er damit leben konnte, dass er Logan doch einfach nur glücklich machen wollte - und dann blieb seine gesamte Welt ruckartig stehen.

"Eventuell sollten die Musketiere vorerst getrennte Wege gehen."
Es gab Momente, da konnten Menschen ihre Umgebung in Slow Motion wahrnehmen. Für Colin war das so einer. Seine Hände schwebten immer noch in der Luft zwischen ihnen, kribbelten von dem Blut, das gerade wieder ungehindert durch sie fließen konnte. Seine Augen waren immer noch auf Logan gerichtet, diesen wunderschönen Jungen, den er brauchte wie Luft zum Atmen, den er so sehr liebte, dass es manchmal weh tat. Jetzt zum Beispiel, jetzt tat es weh. Wie konnte er nur so dumm sein? Genau deswegen hatte er sich vorher nie auf eine richtige Beziehung eingelassen: er hatte nicht verletzt werden wollen. Und dann hatte er sich Logan anvertraut, seinem besten Freund, und der schaffte es, ihn mit so wenigen Worten komplett zu zerstören. Und dabei, flüsterte eine zynische Stimme in Colins Kopf, waren sie noch nichtmal wirklich zusammen gewesen.
In dem Moment, wo Colin realisierte, dass Logan gerade mit ihm Schluss machte, schaltete sich sein Kopf komplett aus, war wie leergefegt, nur um sich mit Schmerz, Wut und Verzweiflung zu füllen. Und die Sache war, wenn Colin wirklich richtig wütend oder richtig verletzt war, dann wurde er nicht laut. Laut wurde er, wenn er sauer war, oder frustriert. In diesem Moment war er ganz ruhig, eiskalt. Eine harte Maske legte sich auf sein Gesicht, versteckte den Schmerz in dem Augenblick, wo er aufwallte, und er verschränkte die Arme vor der Brust; was Logan nicht sah, waren die kurzen Fingernägel, die sich in Colins Oberarme gruben, um den Schmerz irgendwie zu verarbeiten.
"Ich sage dir, dass ich dich liebe. Und alles, was dir dazu einfällt, ist, mit mir Schluss zu machen?", fragte Colin. Er war ganz ruhig, seine Stimme kalt wie Eis und klar wie Winterluft, nachdem es geschneit hatte. Seine Augen waren hart und wirkten fast schwarz in diesem Moment. "Geh." Vermutlich tat er sich mit diesen Worten selbst mehr weh als Logan. Er konnte förmlich spüren, wie sein Herz in seiner Brust zerbrach. "Verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen. Halt dich fern von mir." Er drehte sich um, drehte sich weg, machte sich mit dem Sattel zuschaffen, den Logan ja vorher schon gelöst hatte. Die automatisierten, verinnerlichten, gewohnten Bewegungen hielten seine Finger nicht davon ab, zu zittern. Er konnte nur hoffen, dass Logan seinen Worten folgte, denn schon jetzt konnte er die Gefühle kaum noch zurückkämpfen.


{ Gedanken | Herzbruch }
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Logan Cunningham

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Okt 28, 2017 6:55 pm

Logan wusste, was er anrichtete, sobald die Worte seine Lippen verließen, doch für einen Rückzug war er nun bereits zu weit voraus geeilt. Mühevoll schluckte der Dunkelhaarige, spürte wie die eigene Kehle zunehmend trockener wurde, je mehr Zeit verstrich und ein Kloß im Hals ihm das Atmen zusätzlich erschwerte. Nervös und unruhig flatterte das Herz des Jugendlichen in seiner schmalen Brust, während sein Gehirn alle weitere Aktivität einzustellen schien. Der Siebzehnjährige wusste ungefähr, was soeben mit seinem Körper geschah, woher das Adrenalin stammte, welches sein Blut sättigte und ihm schmerzhaft in den Magen drückte. Logan vermochte eine gesamte, strukturierte Abhandlung darüber zu schreiben, welche chemischen Rezeptoren soeben in seinem Gehirn angesteuert wurden und welche Hormone ausgeschüttet werden würden, doch in diesem einen Moment war sein Kopf wie leer gefegt.

Sie hatten sich in nicht wirklich sehr turbulenten Zeiten kennengelernt, hatten eine unvergleichlich lückenlose Freundschaft, die scheinbar für die Ewigkeit gemacht worden war. Deutlich konnte er sich an die Rage seines besten Freundes erinnern, als dieser mit seinem jüngeren Bruder brach und an das Bedauern, welches Colin nun Jahre später heimsuchte. Ebenso hatte der Ältere ihm beigestanden als ausgerechnet seine kleine Schwester für einen Schüleraustausch auf die Horizon Ranch gekommen war und ihm ein wenig innere Ruhe und Ausgeglichenheit gelehrt.
Doch wo waren all jene positiven Eigenschaften nun mit einem mal hin entschwunden? Beinahe schien es, als sei er wieder der kleine, unbeholfene Junge von damals, der sich nicht ganz bewusst zu sein schien, was er eigentlich anzurichten vermochte. Nur mit dem Unterschied, dass er die brechenden Augen Colins mit einer schmerzhaften Intensität wahrnahm, sodass es ihm war, als könne er nachempfinden, was der Brünette empfinden mochte. Verrat. Das war es, was Logan soeben begangen hatte - nicht einzig nur an Colin und jenem Konstrukt, welches sich Beziehung schimpfen wollte und doch etwas weitaus einzigartigeres gewesen war. Auch an den Musketieren. Er wusste, dass er auch dieses Konstrukt zum Einsturz gebracht hatte, wenngleich Joey vorerst nicht allzu deutlich mitbekommen haben dürfte, was sich zwischen seinen beiden besten Freunden angebahnt hatte. Der dunkelhaarige Jugendliche schluckte, als sein Gegenüber sich bereits von ihm zu distanzieren suchte, die Arme verschränkte und ihn aus kalten, harten Augen heraus anblickte. Für den Augenblick eines Herzschlages schloss Logan die blauen Augen, versuchte sich davon zu überzeugen, dass das, was er soeben getan hatte, nur das Beste für Colin war.
Logan wusste, dass er sich dem Älteren mit Haut und Haar verschrieben hatte, doch ebenso konnte er nicht aus seiner Haut, würde stets prüde und zurückhaltend bleiben. Die Worte Colins fraßen sich tief in sein Gedächtnis, hinterließen dort ein glühendes Abbild, ähnlich eines Mahnmals, dem er stets gedenken sollte.

Mit einem tiefen Atemzug wappnete der Dunkelhaarige sich gegen die weiteren, schneidenden Worte Colins, dessen Miene schlagartig distanziert und kalt wirkte. Logan war seit jeher Meister darin gewesen die Dinge aus einer analytischen Perspektive heraus zu betrachten und die emotionale Komponente dabei heraus zu lassen. Doch dieses eine Mal - verdammt, es ging hier immerhin um Colin! - war es ihm nicht möglich.
Als er ihn schließlich aufforderte zu gehen schloss Logan abermals die Augen, nickte jedoch schweigend und beließ es dabei. Er kannte Colin weit besser als sich selbst und wusste, dass es ihm keinen weiteren Vorteil brachte, wenn er sich versuchte zu erklären. Womöglich hätte es alles nur verschlimmert und der Siebzehnjährige legte keinen Wert darauf, die Abscheu in den dunklen Augen zu erblicken, ehe er auf ihn losging.
Letztlich drehte sich der Ältere herum, widmete sich seinem Pferd und der Jüngere krümmte sich bereits innerlich unter seinen Worten. »Verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen. Halt dich fern von mir.« Er hob seine zitternde Hand sachte an, wollte nach der vertrauten Schulter seines Freundes greifen und ließ sie doch wieder kraftlos nach unten sinken. Das Atmen fiel ihm zusehends schwerer und beinahe war es Logan, als läge ein bedrückendes Gewicht auf seinem Brustkorb. Fahrig rieb er sich über die Brust, öffnete den Mund und ließ sich doch wieder zurück auf seine Fersen sinken.
Es tut mir Leid, Colin. Ich hoffe, du findest das Glück, was dir zusteht - und was ich dir nicht bieten kann. Stumm verabschiedete er sich von seinem ehemals besten, festen Freund, trat aus der Box und stützte sich schwankend an der Tür ab. Ein letztes Mal sah er auf den Rücken Colins, blinzelte und trat atemlos und zittrig auf die Stallgasse. Behutsam schob er die Boxentür wieder zu, das leise Geräusch ließ ihn zucken und mit sich wild hebenden und senkendem Brustkorb trat er aus dem Stall heraus, schloss blinzelnd die Augen angesichts der Sonne und taumelte an die Backsteinwand des Gebäudes.
Obgleich er glaubte, das Richtige für Colin getan zu haben, konnte er sich nicht daran erinnern, wann das Richtige derart grausam gewesen war. Physischer Schmerz war eines, doch das, was er soeben verspürte, ihn immer wiede rüber die Brust reiben ließ, hatte einen ganz anderen Ursprung. Blinzelnd versuchte er sich durch die Menschenmengen zu kämpfen und stolperte voran, unfähig zu erkennen, wohin er eigentlich lief. Nur fort.

{Colin | verlässt den Stall}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Okt 28, 2017 7:26 pm

Während alle sich geschäftig zeigten und ihre Pferde bei den Prüfungen vorstellten, die Stände bedienten und sich von Besuchern ausfragen ließen, ging Emilia einfach ihrem Tagesgeschäft nach. Schüler waren beschäftigt, Berittpferde konnten auch mal einen Tag Pause machen, doch die Boxen wollten trotzdem gemacht werden und die Pferde gefüttert. Diese Arbeit konnte man eben nicht mal auf Morgen verschieben. Und eigentlich war es ihr auch ganz recht, denn so hatte sie bis auf das Gewusel in den Stallungen soweit ihre Ruhe. Einigen ihrer Mitarbeitern hatte sie heute freigestellt, ob sie bei dem Fest mitwirkten und sich somit etwas extra Arbeit eingehandelt. Stets an ihrer Seite dabei, Smilla. Die Mischlingshündin mochte zwar grundsätzlich Menschen, aber der Besucheransturm war ihr dann doch zu viel. Deshalb sah man sie auch gelegentlich nur den Kopf aus der Tür der Futterkammer strecken, um nachzusehen ob die Luft rein war. Manchmal traute sie sich kurz heraus bis sie dann wieder in die Kammer trabte und sich auf eine von Falcons Abschwitzdecken legte.
Ihre beiden Stuten hatte sie auf einen Paddock gebracht, wo sie von den Besuchern neugierig betrachtet wurden. Raja zeigte sich von ihrer besten Seite und ließ sich sogar manchmal streicheln, wohingegen Falcon etwas genervt inmitten des Paddocks stand und vor sich hin döste oder es wenigstens versuchte.
Emmi war gerade mit dem Futter für die Abendrunde fertig geworden und hatte sich einen frischen Kaffee gegönnt. Nun saß sie auf einer Bank in einem momentan ruhigen Teil des Stalls, hatte die Beine ausgestreckt und überschlagen. Den Kopf hatte sie leicht zurückgelehnt und die Augen kurz geschlossen. In den Händen hielt sie ihren neuen Lieblingsbecher aus Bambusfaser. Das fröhliche Muster aus weißen, rosa und lila Punkten passte zu der fidelen Isländerin und vermochte es in letzter Zeit, sie jedes Mal aufzuheitern, wenn Kyle ihr auf die Nerven ging. Der Inhalt des Bechers wahrscheinlich sogar noch etwas mehr. Manchmal fragte sie sich, ob es jemals ein Ende finden würde mit dem Bereiter. Doch sie war zu dem Schluss gekommen, dass man wohl jede Hoffnung in die Richtung aufgeben konnte. Kyle war eben ein Alphamännchen und das bekam man nicht aus ihm heraus. So sehr sie sich auch anstrengte.
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Kyle Davison

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySo Okt 29, 2017 2:47 pm

Auf dem Weg zum Abreiteplatz hatten einige ihnen anerkennend zugenickt und jetzt, wo die Anspannung von Kyle abfiel, konnte er es auch gelassener hinnehmen, dass es wieder fremde Menschen waren, die sich ihm näherten. Mit Begeisterung, mit Ehrfurcht - aber immerhin hielten sie diesmal Abstand von dem Pferd, das aussah, als wäre es dem Prinzen eines Märchens entsprungen. Aber Kyle war mitnichten ein holder Prinz mit gutem Benehmen, wenngleich er jetzt auch darauf verzichtete, die Eltern und Kinder anzuraunzen. Streicheln war trotzdem Tabu, so oft die Knirpse auch fragten. Wer weiß, was Iblis für Schäden behalten würde, wenn ihn ständig jemand Fremdes angrabbelte.
Nach einigen lockeren Trabrunden, an deren Ende er zufrieden abschnaubte, und fast einer halben Stunde Schritt, verließ Kyle mit dem Hengst den Platz und machte sich auf, in Richtung der Stallungen. Er würde Iblis wohl noch etwas Zeit auf den Koppeln gönnen, denn die waren immerhin für Besucher tabu. Da würde er sich weniger Sorgen um seinen wertvollen Vierbeiner machen müssen. Vor dem Stall schwang er sich dann aus dem Sattel und öffnete den Reißverschluss der Sicherheitsweste, in der er sich immer eingeengt fühlte. Aber Gesundheit ging nunmal vor. Zu einem Sturz war es glücklicherweise noch nicht gekommen, wobei Kyle die Strecke auch nicht so schwierig fand, dass soetwas sonderlich wahrscheinlich war. Ein paar Unerfahrene gab es allerdings immer. Catalina kam ihm schon entgegen und drückte ihm die beiden Hundeleinen in die Hand. Sie wollte noch irgendetwas erledigen und verließ auch schon den Stall. Achselzuckend ging der Bereiter weiter zu seiner Box. Der Trubel im Stall hatte sich wenigstens etwas gelegt. Die meisten waren mit ihren Prüfungen durch und tummelten sich auf dem Hof, während die Besucher noch bei der Vielseitigkeit herumlungerten. Es sollte ihm nur recht sein, dass er hier ein wenig seiner Ruhe genießen konnte, doch diesmal hatte er sich wohl zu früh gefreut.
Je näher das Gespann Iblis' Box kam, desto deutlicher wurde die Silhouette der Person, die unweit entfernt auf einer Bank saß. Kyle verdrehte die Augen. Emilia hatte ihm gerade noch gefehlt. Hatte sie eigentlich Langeweile oder warum saß sie hier herum? Kurz vor Iblis' Box... Bildete er sich das nur ein, oder war sie seit seinem Unfall häufiger - beinahe zufällig - in der Nähe seines Pferdes und somit auch in der seinen?
"Na, hast du uns schon erwartet?" Ein schiefes Grinsen war alles, was er an Höflichkeit zustande brachte, aber dass er sie nicht anfuhr, war offenbar schon ein Hochgefühl. Kurz vor der Box ließ er die beiden Hundeleinen fallen, Phönix setzte sich sofort artig an Ort und Stelle, während Filou die Stallmeisterin mit dem interessanten Gefäß in ihrer Hand natürlich nicht entgangen war. Im lockeren Trab lief sie auf diese zu und schenkte ihr einen Blick auf den tiefen, schwarzen Knopfaugen. Kyle sattelte derweil den verschwitzten Iblis ab und machte mit ihm einen Abstecher zum Waschplatz. Eigentlich hätte er sich selbst gleich dazustellen können, doch wie hieß es so schön: Erst das Pferd.
Also verfrachtete er den Schimmel nach seiner wohlverdienten Dusche in seine Box, schüttete ihm etwas Müsli mit ein paar Karotten in den Trog und schälte sich dann aus seiner Sicherheitsweste. Das weiße Shirt darunter klebte an seinem Oberkörper und betonte seine Konturen. Als er dne Helm abnahm, musste er sich den Schweiß von der Stirn streichen und einige Male durch die Haare fahren, ehe die wieder einigermaßen an Volumen gewannen. Während er sich noch seiner Handschuhe entledigte, beobachtete er Filou und Emilia, die noch immer ein Blickduell um den Kaffeebecher führten. Tatsächlich musste der Bereiter nun doch kopfschüttelnd lächeln. "Pass auf, dass sie dich nicht gleich überlistet und du deinen Becher erst wieder findest, wenn du alle Koppeln umgegraben hast."

{<- Vielseitigkeitsstrecke | Abreiten | Catalina | Emilia | Iblis}
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Colin Dearing

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySo Okt 29, 2017 3:21 pm

Colins Körper hatte schon vor Monaten - Jahren, eigentlich - gelernt, wahrzunehmen, wo Logan war. Er konnte sich nicht genau erklären, woher das kam oder woran das lag, aber es war so: er hatte immer sagen können, in welcher Position zu einander sie sich befanden. Das war oft praktisch gewesen, weil er geradezu blind nach dem jüngeren hatte greifen können, ohne sich auch nur umgucken zu müssen. Fast jeden Morgen, den sie nebeneinander aufgewacht waren, war das der Fall gewesen. Schmerzhaft zog sich Colins Herz zusammen, als er sich daran erinnerte, wie perfekt ihre beiden Körper zueinander gepasst hatten, wie perfekt sie sich zusammen angefühlt hatten. Das würde es jetzt nicht mehr geben - denn jetzt spürte er mit dieser Wahrnehmung, dass sich Logan aus der Box entfernte, ohne auch nur ein weiteres Wort zu sagen.
Ein Teil von Colin wünschte sich, dass Logan für ihn kämpfen würde. Es würde vermutlich in einem riesen Streit enden, in dem sie beide Dinge sagen würden, die sie eigentlich doch gar nicht so wirklich so meinten. Aber immerhin hätte das Colin gezeigt, dass Logan doch in irgendeiner Form Gefühle für ihn hegte. Warum konnte er nicht versuchen, sich zu erklären? Warum konnte er sich nicht entschuldigen, die Worte zurücknehmen? Colin hätte ihm verzeihen können. Doch Logan ging, schloss die Boxentür hinter sich und damit auch das Kapitel, das ColinundLogan gewesen war. Das Klicken des Boxenschlosses schoss Colin durch Mark und Bein. Jetzt war es vorbei. Gelaufen. Finito. Mit fahrigen Bewegungen nahm Colin schließlich den Sattel von Heartbreakers Rücken, brachte ihn vor die Tür auf den dafür vorgesehenen Halter. Bis in die Sattelkammer würde er es jetzt nicht schaffen.
Colin fand den Weg zurück in die Box, schloss die Tür zwischen sich und dem Rest der Welt - Heartbreaker sah ihn geradezu fragend an. Langsam strich Colin seinem Hengst über die samtige Nase. Jetzt hieß es also doch wieder "Colin und Heartbreaker gegen den Rest der Welt" - nicht mehr Colin und Logan. Wie hatte das eigentlich passieren können? Wieso war er so dumm gewesen, sich diesem Jungen hinzugeben? Wieso hatte er so schnell so tiefe Gefühle entwickelt? Er war früher fantastisch darin gewesen, Beziehungen nur des Spaßes halber zu führen. Da hatte er nie irgendwelche Emotionen gehabt, die ihn davon abgehalten hatten, sich früher oder später von dem Mädchen zu trennen. Und dann kam Logan daher, mit diesem wilden, dunklen Haar, und diesen tiefen, blauen Augen, der ihn immer mit so viel Faszination beobachtet hatte und der erste gewesen war, der wirklich an Colin geglaubt und ihn unterstützt hatte ...
Colins Knie wurden zu weich, um ihn noch weiter aufrecht zu halten, und ungesehen vom Rest der Masse im Stall sank er in das frisch eingestreute Stroh. Seine Arme schlossen sich wie automatisch um seine Knie, zogen sie an seine Brust, während sein Blickfeld von Tränen verschleiert wurde, als diese endlich ihren Weg nach draußen fanden. Logan hatte es geschafft: er hatte Colin dem Herzensbrecher das Herz gebrochen.
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Hazel McMillan

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySo Okt 29, 2017 9:51 pm

Hazel hätte nicht gedacht, dass dieser Tag doch noch etwas Positives zu bieten haben würde. Doch die Begegnung mit dem Auszubildenden und seinem Hund hatte die Wendung gebracht. Hazel war zunächst sprachlos, überrascht und vollkommen perplex gewesen, als er sie gebeten hatte, Jolly zu nehmen. Wahrscheinlich hatte sie genau aus diesem Grund auch zugestimmt – ihr waren in diesem Augenblick gar keine anderen Worte eingefallen als „Ja, klar“. Der Schwarzhaarige hatte deutlich erfreut gewirkt und sie dann tatsächlich mit einer Seele von Hund allein gelassen.
Jolly war wundervoll. Sie gehorchte der Britin tatsächlich sofort, hatte sich nicht von den anderen Hunden auf dem Gelände ablenken lassen und am Waffelstand sogar nur gebettelt, nicht geräubert – etwas, das sie Lady durchaus zugetraut hätte. Das plötzliche Vertrauen zu der Huskeydame hatte sogar so weit gereicht, dass Hazel es gewagt hatte, mit ihr zusammen Lady aus ihrem Arrest auf dem Zimmer zu befreien, obwohl sie gehört hatte, dass sich zwei weibliche Hunde tendenziell schlechter verstanden als Rüden und Hündinnen. Nichts dergleichen war aber geschehen und die Mittelstufenschülerin schlenderte folglich inzwischen mit zwei Hunden, die unterschiedlicher in Größe, Alter und Erziehungsgrad nicht hätten sein können, über das Gelände.
Hazel gewann mit jedem Schritt an Selbstbewusstsein. Ihr hatte der Schwarzhaarige seinen Hund anvertraut und sie hatte sich dieses Vertrauens würdig erwiesen. Stolz schwellte ihre Brust und die ganzen irren Pferdemenschen machten ihr plötzlich viel weniger aus. Vielleicht hätte sie später ja auch jemanden, nämlich Jim, um das Fest zu genießen, falls der junge Mann so nett blieb. Logan würde ja bestimmt wieder nur mit Collin zusammen rumhängen oder an seinem Stand sein und mit den anderen aus ihrem Jahrgang verstand sich das Mädchen nicht besonders gut.
In naiver Vorfreude beschleunigte Hazel ihre Schritte. Das Westerturnier war praktisch schon vorbei, Jollys Herrchen würde daher zweifelsohne im Stall sein. Wie alle Pferdenarren eigentlich immer. Das Augenrollen ob dieses Gedankens folgte automatisch. Trotzdem war Hazel erstaunlich guter Dinge bezüglich Jim. Er war freundlich und ohne Vorbehalte gewesen, hatte sich zu keinem blöden Kommentar verleiten lassen, weil sie seinen Hund interessanter fand als sein Pferd. Auch deshalb wollte Hazel ihm stolz Lady präsentieren, die vorausstob und alles welpenhaft spannend fand, was Jolly nur müde zu betrachten schien. Aber Lady war dabei unheimlich süß. Jim würde schon nichts gegen ihren Übermut haben!
Im Stall selbst wurde Hazels Begeisterung jedoch jäh gebremst.
Jim war zwar anwesend, aber auch eine laute, charismatische Blondine, die das helle Pferd fütterte und herzlich lachte. Augenblicklich fühlte sich Hazel wieder jung und ein wenig dumm. Ausgeschlossen. Natürlich hatte Jim Freunde, mit denen er seine Zeit verbringen wollte. Alte, gute, Pferdemenschen-Freunde. Wahrscheinlich war auch seine Nettigkeit nur ein Resultat daraus gewesen, dass er Hazel in dem Moment gebraucht hatte. Das Selbstbewusstsein des Mädchens schrumpfte und fiel letztlich in sich zusammen. Wäre Jolly nicht gewesen, die ihr Herrchen schon schwanzwedelnd erblickt hatte, hätte sie den Stall wohl sofort wieder verlassen. Das war jedoch in der jetzigen Situation unmöglich, zumal Lady auch schon ein freudiges Bellen ausstieß – die kleine Verräterin. Die Aufmerksamkeit der Älteren spürend trat Hazel näher, nahm Ladys Leine kürzer, damit sie die Blonde nicht anspringen konnte, und errötete: „Hier ist Jolly wieder. Sie hat wirklich keine… keine Probleme gemacht. Und das ist übrigens Lady...“

[Gedanken | Hunde | Weg zum Stall | Jim und Cara]
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyMo Okt 30, 2017 12:34 pm

[ooc: ich habe Straws ich glaube DREI JAHRE LANG als Stute gespielt. Turns out, ist 'n Wallach xD]

Jim hatte eine solide Leistung hingelegt. Er war vielleicht nicht der Beste, aber wer konnte das schon sagen? Der Auszubildende war einfach nur zufrieden mit sich und seinem Pferd. In einem Schuljahr waren Straws und er endlich zusammengewachsen, mittlerweile waren sie ein richtig gutes Team. Und die Sache war, das war für ihn das, was zählte. Er war nicht hier, um weiß Gott wie viele Erfolge im Turniersport zu feiern; es macht ihm zwar Spaß, auch mal an den Start zu gehen, wenn in seinem Heimatstall ein Turnier angeboten wurde. Aber er könnte das nicht, wie so ein irrer Suchti durch die Gegend zu fahren und jedes Wochenende in einem anderen Stall an den Start zu gehen. Vielleicht würde er irgendwann als Pferdepfleger mit so einem Reiter mitfahren - aber auch das konnte er sich nicht viel länger als vielleicht für ein paar Monate vorstellen. Jim war einfach ein entspannter Freizeitreiter, und das konnte man auch nicht leugnen.
Jim ließ sich Zeit dabei, Straws trockenzureiten, der halt immerhin ziemlich aufgepumpt mit Energie gewesen war, und als das Paar dann schließlich in den Stall zurückkehrte, waren die beiden ausgepowert und zufrieden. Jim träumte schon davon, sich umzuziehen und dann endlich eine zu rauchen, sobald er Straws fertig gemacht hatte; musste dann aber feststellen, dass das ganze wohl noch einen Moment länger dauern würde. Nicht, dass er sich beschwerte: er verbrachte immer wieder gerne Zeit mit Cara, die halt mittlerweile schicht und ergreifend seine beste Freundin geworden war. Sein Grinsen verbreiterte sich, als sie ihn begrüßte und direkt mit Fragen überhäufte, und ihre Worte sorgten dafür, dass er loslachen musste.

"Cara-Darling!", erwiderte Jim, "Turnier war gut. Was soll man sagen? Ich hatte ein super Pferd, das ging dann wie von selbst!" Und das war halt wirklich das einzige, was er sagen konnte. Im Gegensatz zu einer Joleen Mahone würde er immer blass aussehen, aber er selbst war echt zufrieden mit sich. "Weißt du, ich kenn da noch wen, der uns da sehr ähnlich ist!", neckte Jim die Blonde und piekste ihr mit dem Finger in die Seite, während Straws gerade genüsslich auf dem Leckerchen herumkaute; das hatte der Wallach sich redlich verdient. Jim klopfte ihm nochmal die Schulter, bevor die drei sich auf ein ungesprochenes Signal hin weiter auf den Weg zur Box des Wallaches machten.
"Nee, aber ehrlich, ich kann mich nicht beschweren. Der Dicke hat 'ne super Leistung hingelegt, und besser hätt's für uns beiden eigentlich nicht laufen können.", erklärte Jim auf dem Weg. Er brachte den Palomino in die Box und machte sich dann gleich daran, das Sattelzeug zu entfernen - anders als Jim hatte Straws jetzt dann nämlich auch Feierabend, und den hatte er sich redlich verdient. Gerade wollte Jim Cara fragen, wie es eigentlich bei ihr gelaufen war - sie war ja immerhin auch mit ihrem braunen Wallach gestartet -, als ein Bellen direkt vor der Box ertönte. Jim horchte auf; er hatte sich noch nicht gewundert, wo Hazel geblieben war, aber jetzt freute er sich umso mehr, die Schülerin mit seinem Hund zu sehen. Jedoch war Jolly dieses Mal nicht das einzige vierbeinige Hundegeschöpf, das schwanzwedelnd vor ihm stand: ganz offensichtlich hatte Hazel jetzt auch ihre eigene Hündin mitgebracht.
"Hazel, du warst echt unsere Rettung! Danke, danke, danke!" In seinem Übermut umarmte er das Mädchen kurz, bevor er Jolly begrüßte, und dann auch keine andere Wahl hatte, als sich herabzubeugen, und auch die kleine Hündin, die ihm als Lady vorgestellt wurde, zu streicheln. "Das ist ja wirklich ein kleines Goldstück. Wie alt ist sie?" Dann fiel sein Blick wieder auf Cara - beide Mädchen schienen nicht ganz zu wissen, was hier passierte, obwohl er sich eigentlich mit beiden gut verstand und gerade absolut kein Problem damit hatte, dass sie beide vor ihm standen.
"Kennt ihr euch?", fragte Jim also die beiden Mädchen, und stellte sie dann einander vor. "Cara - das ist Hazel. Hazel - Cara!" Währenddessen hievte er den schweren Westernsattel von Straws Rücken und packte ihn auf den Halter vor der Box. Nun, wo der Wallach frei von Sattelzeug war, beschäftigte der sich erstmal mit dem Heu in seiner Box - den Hunden schenkte er weiter keine Beachtung.


{ Gedanken | Cara | Hazel }
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyMi Nov 01, 2017 7:03 pm

Stille gab es an diesem Tag nicht. Doch manchmal bildete sich Emmi ein, die Fähigkeit zu besitzen, alles auszublenden. Mal fiel es leichter, mal schwerer. Sobald sie auf einem ihrer Pferde saß passierte es beinahe automatisch. Sie ging dann gänzlich in der Arbeit auf und konzentrierte sich ausschließlich darauf, was sie gerade tat – niemand anders. Doch hier saß sie und stellte sich in ihren Gedanken einen stillen Raum vor, er war leer und ruhte in sich. Nur dumpf hallten die Geräusche von außen durch die Stille. Bis sie die Augen aufschlug. Auf einmal schlugen die Stimmen, das Hufklappern und alles andere wieder wie Wellen auf eine steile Küste.
Und gerade rechtzeitig war sie aus ihren Gedanken zurückgekehrt, denn ihre blauen Augen konnten einen ihr wohl bekannten jungen Mann ausmachen. Abgekämpft schritt Kyle neben seinem Schimmel die Stallgasse herunter. Sie hatten an der Geländeprüfung teilgenommen und so wie es aussah, war es durchaus fordernd gewesen. Doch Emilia wusste, wie gut Iblis im Training stand, morgen würde er schon wieder fit sein, um seinen Reiter zu ärgern.
“Siehst du Plakate oder einen Siegerkranz? Ich glaube, der Empfang ist später wo anders.“, gab sie leicht amüsiert zurück, jedoch ohne einen sonst üblichen leicht gereizten Ton. Nein, seit einer geraumen Zeit war die Stimmung zwischen ihnen wirklich etwas gelöster. Kyle ging ihr nicht so sehr auf die Nerven und vielleicht nahm sie sich auch etwas zurück. So ein Sturz und die darauf folgende Situation schweißten einen zusammen. Man erkannte, wie wichtig einem der andere doch war. Natürlich hätte sie bei jedem anderen das gleiche getan, allein weil sie als Stallmeisterin in diesem Bereich die Verantwortung hatte. Doch es hatte sie mehr geängstigt, ihn am Boden zu sehen, als sie es von sich erwartet hatte. Vielleicht konnte sie ihn doch leiden… manchmal. Mehr wollte sie sich nicht eingestehen.
Während Kyle sein Pferd absattelte und duschte, lieferte sie sich ein Blickduell mit seiner kleinen Hündin. Sie sah genau, dass sie ihren Becher im Blick hatte. Den würde sie nicht bekommen – nur über ihre Leiche. Und sie ging fest davon aus, dass so ein kleines Hund ihr nichts anhaben konnte, aber bei diesen Winzlingen wusste man eigentlich nie… Aus Sicherheitsgründen stellte sie den Becher also erstmal in ihrem Schrank ab und machte sich dann daran, die nasse Schabracke vom Sattel zu trennen und beides schon einmal – hoffentlich zur Zufriedenheit des Besitzers weg zu räumen. Danach ging es mit Kaffeebecher wieder zurück und der Yorkshire Terrier des Bereiters starrte sogleich wieder den Becher an. Diesen Umstand kommentierte der zurückgekehrte Kyle auch sogleich.
“Das befürchte ich auch. Ich traue diesen kleinen Knopfaugen keinen Zentimeter.“, antwortete sie lachend. “Wie war euer Ritt?“ In ihrer Frage lag tatsächlich echtes Interesse. Viele hätten diese Frage zum bloßen Smalltalk missbraucht, doch Emmi beobachtete ihn so oft beim Training, dass sie wirklich wissen wollte, ob dieses Training auch in dieser Prüfungssituation Früchte getragen hatte. Iblis war ein feines Pferd und Kyle ein guter Reiter, keine Frage, doch eine Prüfung, selbst wenn sie mehr zum Spaß war, war immer etwas anderes als bloßes Training.

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Nov 02, 2017 8:19 pm

Kyle war der festen Überzeugung, dass sich hartes Training auszahlte, wenn man nur genug an sich arbeitete. Er hielt nichts von Arbeitsverweigerern und Jammerlappen. Ausreden gab es für ihn nicht und jeder, der den Sprung nach oben nicht schaffte, besaß einfach nicht genug Disziplin. Wenn man sich ansah, wer heutzutage alles bei einer Global Champions Tour mitritt, dann wusste man, dass es nicht nur auf Talent ankam, sondern eben auch auf Fleiß und einen gut gefüllten Geldbeutel. Wahlweise konnte man auch den von Daddy nehmen. Diesen Schuhen war Kyle jedoch längst entwachsen. Er hatte es gehasst, immer in der Schuld seines Vaters zu stehen, der ihm die Pferde ermöglicht hatte, die er sich wünschte. Umso besser hatte es sich angefühlt, Iblis von dem eigenen Geld zu kaufen. Kein fertiges Pferd, keinen Lehrer. Sondern ein rohes Fohlen, das kaum wusste, wie es ordentlich am Führstrick gehen sollte. Aber heute war aus ihm Kyles Partner in Crime geworden, wenn man so wollte. Auf jeden Fall waren sie - trotz aller Differenzen - zu einem guten Team herangewachsen. Sie passte zueinander.
Noch tropfend kam der weiße Hengst die Stallgasse herunter, Kyle mit ein paar Spritzern auf Shirt und Hose. Man wurde ja doch auch immer etwas nass, wenn man 'nur mal eben das Pferd duschen' wollte. Mit einem Grinsen stellte er fest, dass Filou noch immer bei Emilia saß und den Becher musterte, dessen Farbgewalt sie magisch anzog. "Besser so. Es wäre ein schwerer Fehler, sich von ihr einlullen zu lassen." Der Schimmel schnaubte genüsslich in sein Heu, als er wieder in der Box stand und machte sich sogleich über das angerichtete Müsli her. Fast ein wenig verblüfft bemerkte Kyle, dass Emilia offensichtlich den Sattel samt Schabracke und Vorderzeug verräumt hatte. Etwas ungläubig sah er sie an, blickte auf den leeren Sattelhalter an der Box. Normalerweise hasste er es, wenn jemand seine Sachen anfasste, da war er wirklich eitel. (Wie auch sonst in fast allem.) Doch er sagte nichts weiter, schnappte sich nur den Rest des Equipments und ging in die Sattelkammer. Emilia hatte wirklich alles so gemacht, wie er es handhabte. Die verschwitzte Schabracke vom Sattel und zum Auslüften aufgehängt, den Sattel mit dem Schoner überzogen und gerade auf den Bock (der durfte keinesfalls schief hängen, das war nicht gut für das Leder!). Noch perplex aufgrund dieses Arbeitseifers kehrte er in die Stallgasse zurück, nachdem er sich seiner Stiefel, dem Helm, der Weste und den Handschuhen entledigt hatte und wieder seine bequemeren, ausgelaufenen Timberlands trug. "Woher der Arbeitseifer, Sterling? Habe ich etwas getan, das dich verzückt hat, oder heute einfach nur Glück, dass du mir wohlgesonnen bist?" Das Erstaunen konnte er kaum verbergen und wollte nun doch wissen, was Emilia zu so unverhoffter Hilfe verleitet hatte. Es war wirklich komisch seit dem Sturz. Sie verhielt sich anders. Merkwürdig. So freundlich irgendwie. Kyle wusste nicht, ob ihm seine alte 'Chefin' nicht lieber gewesen war. Mit Streitereien kam er immerhin besser klar als mit Freundlichkeit. Zumal sie jetzt auch noch Interesse an dem Ritt bekundete. Natürlich konnte es auch nur daherrühren, dass sie wissen wollte, wie sich ihre Mitarbeiter so schlugen und welche Lorbeeren der Hof wohl einsammeln konnte. Doch er würde ihr wohl den Gefallen tun. "Gut soweit. Keineswegs perfekt, aber das Gelände ist einfach unser Ding. Iblis hatte ordentlich Zug drauf, du kennst ihn. Sobald er ein Hindernis sieht ist er nicht mehr zu halten. Aber er hat seine Sache gut gemacht, war sogar fast von Beginn an konzentriert. Ich denke, nächtes Jahr ist er bereit für die ganz großen Bühnen beziehungsweise deren Siege. Angesichts der Tatsache, dass mein Name aber noch mit der Geläufigste auf der Startliste war, dürfte sich die Gefahr durch die Konkurrenz in Grenzen halten." Ein wenig Selbstgefälligkeit konnte Kyle wohl nicht unterlassen und dennoch klang sein Bericht für seine Verhältnisse sehr nüchtern. Der Bereiter war niemand, der seine Fähigkeiten überschätzte oder mehr von sich behauptete, als er konnte. Er kannte sich und Iblis gut und er konnte sein Pferd gut einschätzen. Immerhin war es sein Beruf Pferde an die reiterliche Spitze zu bekommen, da würde er kaum bei seinem eigenen scheitern. Er setzte sich neben Emilia auf die Bank. Für eine Weile musste er mal etwas Ruhe haben, auch wenn das bedeutete, sich mit der Stallmeisterin zu unterhalten. Filou sprang augenblicklich in seinen Schoß und legte sich zufrieden hin, als ihr Besitzer schon begann, sie zu kraulen.
"Warum hast du nicht mitgemacht? Angst zu verlieren?" Wenn sie sich schon nicht mehr in der Wolle hatten, so musste er sie zumindest necken. Sonst wäre doch alles viel zu harmonisch hier und man hätte noch auf Gedanken kommen können...

{Emilia}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyDo Nov 02, 2017 9:52 pm

Emilia beobachtete den Bereiter, während er die restlichen Sachen wegräumte und dann verblüfft wieder zurückkam. Es schien ihn beinahe zu überraschen, dass sie mitbekam, welche Eigenheiten er mit seinem Equipment hatte. Wobei sie es grundsätzlich beinahe genauso handhabte, nur nicht ganz so pingelig. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie es getan hatte. Sie ging einfach ab und an auch mal gern Leuten zur Hand. Wieso auch nicht? Und wenn es zur guten Stimmung zwischen ihnen beitrug, war es doch durchaus vorteilhaft. Ihr war diese freundliche Stimmung lieber als das dauernde Angezicke, denn das nervte sie schrecklich. Und sie hatte nicht einmal mehr wirklich jemanden, bei dem sie sich darüber beschweren konnte. Es war auch schon vorgekommen, dass sie die Wut über Kyle mit aufs Pferd genommen hatte und das war absolut schädlich für jegliches Training. Deshalb war es ihr so deutlich lieber.
“Ob du es glaubst oder nicht, manchmal bin ich tatsächlich hilfsbereit. Außerdem käme es mir faul vor, hier herumzusitzen und dir die ganze Arbeit zu überlassen.“, gab sie eine ehrliche Antwort, in deren Ton sich wie so häufig das Lächeln auf ihrem Gesicht wiederfand. Ein bisschen erinnerte es sich an ihre Zeiten als TT oder neudeutsch Equipment Manager. Damals… da war sie noch deutlich jünger gewesen, noch bedeutend grüner hinter den Ohren und hatte auch noch deutlich mehr Zeit gehabt. Sie hatte stets das Ziel gehabt, der beste TT aller Zeiten zu sein und soweit sie wusste, waren alle immer zufrieden gewesen. Damals hatte sie sich um ein oder zwei Pferde gekümmert. Mittlerweile leitete sie einen ganzen Stall mit allem, was dazu gehörte. Die Zeit verging und man wuchs mit seinen Aufgaben – noch immer.
Aufmerksam lauschte sie seinem Turnierbericht, konnte sich beinahe vorstellen, wie die beiden die Hindernisse des Parcours überwanden. Wie Iblis mit Leichtigkeit die Hindernisse übersprang und danach mit gespitzten Ohren frisch weiter galoppierte. Ja, sie war schon so manches Mal ein bisschen verliebt in dieses Pferd. Und dennoch war sie froh, dass sie ihre beiden Stuten hatten, die so viel unkomplizierter im Umgang waren. “Dann dürfte ja auf jeden Fall eine Platzierung dabei rausspringen. Wenn nicht sogar der Sieg. Ich würde es euch auf jeden Fall gönnen.“
Etwas erstaunt war sie schon, als sich Kyle neben sie auf die Bank setzte. Er war doch sonst nicht so gesellig. Aber seine neckische Frage rettete ihn dann wieder ein bisschen oder das Bild, was sie von ihm hatte.
“Nicht direkt.“, lachte Emmi und musste über diese Frage den Kopf schütteln. “Naja, die Arbeit hier macht sich nicht von allein und ich glaube, Falcon ist noch lange nicht bereit, mit mir so eine Prüfung zu bestreiten. Ich will ihr Zeit geben, wie David es gewollt hat. Raja, der kleinen Tonne, hätte das Fetzen über Hindernisse vielleicht mal ganz gut getan, aber mit ihr kann ich nicht wirklich auf eine Platzierung hoffen. Da sind Iblis und die anderen Warmblüter wohl doch etwas schneller und besser in Form.“ Tatsächlich hatte sie auch gar nicht wirklich daran gedacht. Was Falcon anging hatte sie kurz überlegt, doch sie hatte nicht das Gefühl, sie momentan reiterlich durch eine solche Prüfung führen zu können. Mit einem anderen Reiter wäre sie bestimmt gut durch die Prüfung gekommen, doch Emmi fühlte sich mit ihr als Team noch nicht sicher genug, um auf Zeit zu reiten. Und das hätte sie zweifellos, selbst wenn es nur unterbewusst wäre, in einer richtigen Prüfung getan. So genossen die beiden den Tag auf dem Paddock und würden dann eben morgen wieder gearbeitet werden. Das konnten sie auch mal gut vertragen.
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Nov 04, 2017 11:18 am

Mit Freundlichkeit war Kyle noch nie wirlich gut klargekommen. Sie war ihm irgendwie fremd, weil er sie selbst in seinen prägenden Jahren nur selten erfahren hatte. Vermutlich hatte er auch desegen ein Problem damit, Leuten Respekt zu zollen, die freundlich zu ihm waren. Dabei war er selbst kein ganz so großes Ekelpaket wie er gerne von sich behauptete. Und doch fiel es ihm nun schwer, Emilias Hilfsbereitschaft einzuordnen. Warum ging sie ihm zur Hand, obwohl sie so viel anderes hätte tun können? Warum war es so seltsam harmonisch zwischen ihnen, seit dieser dämliche Unfall passiert war? Die Situation davor war nicht unbedingt besser gewesen, aber immerhin hatte Kyle mit ihr umzugehen gewusst. Kontra geben konnte er schließlich. Aber das hier war etwas anderes und es brachte ihn irgendwie aus dem Konzept, sodass er wirklich gespannt auf die Erläuterung der Stallmeisterin war. Doch ihre Entgegnung trug nicht unbedingt dazu bei, dass die Überraschung von seinem Gesicht verschwand. Sie war hilfsbereit und es kam ihr faul vor, hier nur herumzusitzen? Kyle wollte schon fragen, was sie sonst denn immer in ihrem Büro im Stall tat. Etwa nicht herumsitzen, während hier Pfleger und Trainer ackerten? Doch er verkniff es sich, wenn auch mit Mühe. "Ach wirklich?!" Diese ungläubige Erwiderung konnte er sich dann doch nicht verkneifen. Es erschien ihm unwirklich, dass ausgerechnet die Emilia Sterling, die ihm sonst die Arbeit zur Hölle gemacht hatte, ausgerechnet jetzt eine zuvorkommende Ader entwickelte. Dieser Eindruck verschwand auch dann nicht, als sie auf seinen Turnierbericht zu sprechen kam und davon sprach, dass sie ihm den Sieg gönnen würde. Beinahe hätte Kyle lauthals losgelacht, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er und Emilia sich irgendwann einmal irgendetwas gönnen würden. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht und einem ungläubig, aber tadelnden Ausdruck in den grün-braunen Augen sah er sie an. "Als ob du mir irgendetwas gönnen würdest, Sterling. Oft genug gönnst du mir nicht einmal meine heilige Mittagspause, weil noch irgendein Schulpony in die Korrektur muss." Kopfschüttelnd sah er sie an. Es war tatsächlich so, dass Emilia manchmal um kurz vor halb eins noch auf ihn zukam und darum bat, dass er sich noch eines der Reitschulpferde vornahm, damit es am Nachmittag ungestört mit den anderen auf die Koppel konnte. Sie mochte für die Pferde eine gute Stallmeisterin sein, weswegen Kyle auch weniger Probleme damit hatte, ihr zeitweise Iblis anzuvertrauen, wenn er mal einen Tag lang nicht konnte. Von den unfähigen Pflegern würde er hier keinen an sein Pferd lassen und spätestens seit seinem Sturz wusste er, dass Emilia mit dem Schimmel umzugehen wusste. Und dieser akzeptierte die Blonde inzwischen als unbedrohliche Gesellin in seiner Box. Doch für die Mitarbeiter, beziehungsweise für ihn, war ihr Arbeitseifer manchmal die reinste Folter.
Trotzdem mochte sie recht haben, dass er und sein Schimmel in der Platzeriungsliste relativ weit vorne lagen. Kyle hätte aber auch nichts anderes erwartet. Es war immerhin nicht einmal mehr ein schwerer Pacours gewesen, sondern lediglich eine M-Strecke. Das würde der Obolensky-Sohn wohl auch in einem weniger guten Trainingszustand ohne Probleme meistern können, auch wenn die Streckendesigner sich alle Mühe gegeben hatten. Da aber auch Schüler bei dem Ritt angetreten waren, hatte sich der Bereiter schon zuvor denken können, dass es nicht allzu knifflig werden würde. Seine größte Konkurrenz war vermutlich noch Walsh, der ebenfalls vom Fach war.

Emilia war ein Pferdemensch durch und durch. Deswegen nahm sie also auch nicht am Turnier teil. Dass sich die Arbeit hier nicht von alleine machte, stempelte Kyle als billige Ausrede ab. Immerhin nahm sogar Holmes an den Prüfungen teil. Doch ihre Bedenken bezüglich Falcon konnte er nachvollziehen. Dennoch wäre die Stute sicherlich schon längst in Form, wenn man ihr Training etwas straffer anziehen würde, doch das würde er Emilia wohl kaum unter die Nase reiben können. Und was ihre Haflingerstute anbelangte, hatte sie ganz recht mit der Tonne. Kyle hielt noch immer nichts von Ponys auf Turnieren, selbst wenn sie schon ein Kleinpferd sein mochte. Haflinger waren einfach in keiner Disziplin schön anzusehen. "Indirekt hast du also doch Angst?! Dass du deine Mitarbeiter hier nicht schlagen kannst und dich blamierst?" Die Worte kamen mit einem Augenzwinkern, während Kyle Finger noch durch Filous Fell fuhren, deren Augen sich halb geschlossen hatten. Scheu kam nun auch Phönix zu den beiden Menschen herüber, hielt sich jedoch von der Stallmeisterin fern und suchte lediglich die sichere Nähe ihres Besitzers. Kyle bedachte sie mit einem liebevollen Blick, als die Münsterländer sich zwischen seine Füße bettete, immer darauf bedacht, Emilia bloß nicht zu nahe zu kommen. Ihre Angst war beinahe immer greifbar und einmal mehr fragte sich Kyle, was genau man ihr angetan hatte. So gesehen gab er mit seinen Tieren durchaus ein eigenwilliges Gespann ab. Da war Filou, die Frohnatur, die Neugierige, die jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte und nur Schabernack im Sinn hatte. Dann war da Cornet Iblis, der imposante Hengst, der eigentlich auch nur ein Pferd war und sich gerne mit Möhren bestechen ließ, für die er sogar seine Eleganz ablegte. Und schließlich Phönix, die so große Angst vor der Welt hatte und doch sich an Kyle orientierte, als wäre er ihr Fels in der stürmischen See. Schließlich Kyle selbst, dem es nie an Geld aber dafür an Fürsorge gemangelt hatte. Für viele auf dem Hof war er nur das arrogante Arschloch mit dem unwiederstehlichen Sexappeal; derjenige, an den niemand herankam. Und doch saß er nun mit seiner Chefin zusammen und all diese Eindrücke wollten hinfortschwimmen, als wären sie nie existent gewesen. "Dann bist du also mehr so der Typ, der sich auf den Abschlussball freut, als auf den Ausblick etwas bei einem Turnier zu reißen? Ich verstehe dich dahingehend, dass die Prüfungen hier nicht unbedeutender sein könnten und deswegen der Mühe eigentlich nicht wert sind."

{Emilia}
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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyMo Nov 20, 2017 5:42 pm

» Plot 11: Prom Night
Frühlingsgefühle inklusive


Die letzten Wochen waren chaotisch, geradezu die Hölle: nicht nur gab es viel emotionales Drama für die verschiedenen Bewohner der Ranch, nein; auch die Abschlussprüfungen standen an. Für die Auszubildenden hat sich das erste Lehrjahr dem Ende zugeneigt, für die Schüler das erste Schuljahr - für manche bedeutete das trotzdem, dass sie sich auf die Versetzungsprüfungen vorbereiten mussten. Das, zusammen mit allem anderen, was geschehen war, hat eine Menge Druck auf die Bewohner des Internats gepackt. Doch nun ist es vorbei, und ein letztes Abenteuer vor den langen Sommerferien steht an: der Abschlussball!

Am Mittag hat es in jeder Stufe Zeugnisse gegeben, für die Auszubildenden die Ergebnisse der Jahresabschlussprüfungen, und in den nächsten Tagen wird der Hof sich leeren, die meisten werden über die Ferien wegfahren - Schüler müssen den Hof verlassen, Auszubildende, Mitarbeiter und Lehrer haben die Chance, auf der Horizon Ranch zu bleiben. Als krönender Abschluss des goldenen ersten Jahres hat man sich was ganz besonderes überlegt: einen Abschlussball. Die Aula des Schulgebäudes hat man in ein glitzerndes Wunderland verwandelt, es gibt ein Buffett, genug Tische, damit jeder sitzen kann, und eine Tanzfläche, die ebenfalls groß genug für alle sein sollte. Im Park sind unzählige Lichterketten aufgehangen worden, um auch draußen für eine romantische Abschlussstimmung zu bringen. Alle Bewohner haben sich nach bestem Wissen und Gewissen aufgetakelt und freuen sich auf diesen letzten Abend.

## Freitag, 27. Juni 2014 ;; 20:00
## sonnig, perfekter Abend, 25°C
## bespielbare Orte: Aula, Park
## Holmes hat bereits seine Rede gehalten und den Ball feierlich eröffnet - ergo, alle Gäste befinden sich bereits in der Aula oder im von dort aus zugängigen Park: keiner kommt erst an!
## Bitte bedenkt, dass die Erfüllung der Quests Pflicht ist!



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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptySa Jun 09, 2018 12:11 pm

An dieses amerikanische Wetter würde er sich wohl erst noch gewöhnen müssen. Es war so verdammt fröhlich mit dem vielen Sonnenschein, der die Endorphine beflügelte. Auch die Menschen hier waren so vollkommen anders, aber er durfte sich jetzt nicht beschweren, wo er diesen Tapetenwechsel doch selbst intiiert hatte. Zuhause lief immerhin alles nach Plan und seine Brüder hielten die Stellung, während er Amerika eroberte. Früher hätte er bei einem solchen Gedanken gegrinst. Erobern - das klang so herrschaftlich. Heute konnte er dazu nur müde die Schultern zucken. Eigentlich hatte er nur rausgewollt - aus Birmingham, aus London aus England. Egal an welchen Ort er auf der Insel gereist war, die Erinnerung an sie hielt dieses Land lebendig.
Es war die Idee eines Abends im Pub gewesen, als Robert Shelby auf Sebastian Holmes traf und sie ins Geschäft kamen. Eine Ranch in den USA - zwei Briten mit Unternehmergeist. Es konnte nur ein voller Erfolg werden. Dessen hatte sich Robert bestätigt gesehen, als das erste Schuljahr um war und Sebastian ihm die Zahlen vorgelegt hatte. Roses Tod hatte dann endgültig in ihm den Entschluss gefestigt über den großen Teich zu ziehen und Sebastian von nun an vor Ort unter die Arme zu greifen. Was sollte er sagen? Dieses erste Schuljahr, das erste Jahr nach Roses Tod, war voller Höhen und Tiefen gewesen, aber es hatte ihn abgelenkt. Von seiner Trauer und von seiner Wut. Sebastian war nicht direkt ein Freund für ihn geworden, aber ein Vertrauter und das fühlte sich irgendwie gut an. Der Gedanke, dass einem nicht jeder in den Rücken fallen wollte. Und zu Roberts Überraschung gab es auf dem Hof erstaunlich wenig Schwarze. Etwas, das er mit Freude festgestellt hatte.

Die geschmückte Aula, Sebastians schwungvolle Rede - das war dann wohl Amerika. Robert hatte sich abseits gehalten, seinen Whiskey getrunken, der so ganz anders schmeckte als der schottische den er gewohnt war. Nach der Verkündung des Ballpaares und einem kleinen Zwischensnack am Buffet hatte er schließlich die Feierlichkeiten verlassen. Er war schon immer der Fadenzieher im Hintergrund gewesen und nicht der, der sich mit ausgebreiteten Armen vor die versammelte Menge stellte. Nicht, weil er es sich nicht traute, sondern weil es wichtigere Arbeit zu tun gab. Also trat er seinen Kontrollrundgang durch die Stallungen an, wie jeden Abend. Nicht aber, ohne zuvor noch eine Zigarette zu rauchen, ein Laster, das er auch hier auf dem Hof nicht losgeworden war.
Jedes Mal, wenn er in die Stallungen eintrat, wurde ihm bewusst, wie sehr er die Pferde mochte. Eigentlich hätte er schon viel früher beginnen sollen, mit ihnen zu arbeiten. Sie waren so anders als Menschen - vertrauensvoller. Hin und Wieder schob sich ihm eine neugierige Nase entgegen, bei der er dann kurz verharrte und einige Worte zu dem Pferd murmelte. Er hatte sie alle ins Herz geschlossen, ganz gleich, ob groß oder klein. Jedes Pferd war für Robert etwas besonderes. Als er seinen Gang fortsetzte, erkannte er das dunkle Gesicht seines Wallachs im hinteren Stalltrakt. Die charakteristische Blesse auf Vivaldis Stirn zeichnete sich im Schummerlicht ab und der Braune brummelte ihm entgegen, als er sich näherte. Kaum merklich zuckte Roberts Mundwinkel, als wolle er lächeln. Seine Pferde waren die einzigen, die solche Mimiken noch bei ihm hervorriefen, doch das Lächeln kam nicht mehr zustande. Schon lange nicht mehr.
Mit jedem Schritt den er näher kam, erkannte er eine Silhouette knapp hinter Vivaldi. Sie trug ein langes Ballkleid und beschäftigte sich mit einem der Westernpferde, die neben dem Braunen standen. Etwa mit Staubfinger? Argwöhnisch kniff Robert die Augen zusammen. Wer war um diese Zeit noch im Stall und wollte ausgerechnet mit seinem Appaloosa Freundschaft schließen? Oder widmete sich die Person doch einem Pferd neben Staubfinger? Irritiert, dass er die Frau kaum erkennen konnte, stellte er schließlich fest, dass ihr Hautton so dunkel war, dass er mit dem Dämmerlich im Stall verschmolz. Erst als sie ihm ihr Gesicht zuwandte und er das Weiß ihrer Augen sehen konnte, erkannte Robert Joleen Mahone. Die einzige Farbige auf dem Hof, die damit augenblicklich zum Zielobjekt als seiner Racheglüste wurde. Er sog scharf die Luft ein, setzte seinen Gang aber unbekümmert fort. Der Frack flatterte hinter ihm her - Robert Shelby würde einen Ball nicht betreten, ohne sich in seine charakteristischen Stoffhosen, Hemd, Weste und Frack zu schmeißen. Lediglich seine Kappe hatte er heute abgelegt, sodass der Blick auf seine Haare freigelegt war, die oben länger waren, als an den kurz rasierten Seiten, die man sonst nur zu sehen bekam. "Es ist nach 21:00 die Ställe sind damit kein Aufenthaltsort mehr.", sagte er mit seinem charakteristischen Birmingham-Akzent, der so manchem Amerikaner das Leben schwer machte. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt, als er vor Joleen stehenblieb und seine eisblauen Augen sie fixierten. Die goldene Taschenuhr wog schwer in seiner Hand, während er sie umklammerte, um die Faust nicht allzu offensichtlich zu ballen. Staubfinger hob kauend den Kopf über das Boxenfenster und schaute seinen Besitzer und die Frau vor ihm unverhohlen an, als wolle er um seine Nachtruhe bitten. Vivaldi dagegen wackelte mit dem Kopf und machte den Hals lang, als wolle er Robert am Kragen zupfen. Unterschiedlicher hätte dieses Gespann kaum sein können.
{Einstiegspost | Rückblick | Ball | Stall | Joleen}
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Joleen Mahone

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BeitragThema: Re: Stallungen   Stallungen - Seite 4 EmptyFr Jun 15, 2018 10:39 am

Lucien würde gehen.
Das Wissen wog schwer auf Joleen, als sie zu ihrem Cottage ging, um ihre Hündin aus ihrem Abendknast zu befreien. Sie musste raus da, aus diesem Raum, der mit so vielen Möglichkeiten und Versprechungen gefüllt war. Fast hätte sich Jo vergessen, aus dem einfachen Grund, dass sie sich so sehr an ihm festgehalten hatte. Er hatte so gute Fortschritte gemacht in diesem einen Jahr, in dem sie miteinander gearbeitet hatten. Und jetzt ging er - einfach so, ohne eine Erklärung. Ob es daran lag, dass er immer noch nicht angekommen war? Oder lag es an Jo? Obwohl sie eigentlich eine sehr selbstsichere Person war, kam sie nicht umhin, auch an sich zu zweifeln - vielleicht hatte sie ihm einfach nicht genug Sicherheit gegeben.
Mit diesen Gedanken holte sie Asga. Die Hündin war, wie Jo bereits profezeiht hatte, bereits am Schlafen gewesen, freute sich aber, als Jo die Leine in die Hand nahm und sie zu einem Abendspaziergang einlud. Sie nahm sich eine Strickjacke mit, denn zum Abend hin war es doch wieder etwas kühler geworden. Sie musste irgendwie ihren Kopf frei kriegen - sich über alles, was passiert war, Gedanken machen, damit sie heute Nacht schlafen konnte. Also tat sie das, was alle Pferdemenschen taten, die ihren Kopf frei kriegen mussten: sie ging in den Stall. Jeder wusste, dass man nach 21 Uhr nicht mehr in den Stall gehen sollte, aber wer sollte das an so einem Abend schon kontrollieren? Außerdem würde sie ja nicht reiten, sondern nur nach dem Rechten sehen. Das würde schon gut gehen.

Das sagte sie sich, als sie sich auf den Weg zu Freckles' Box machte. Der Wallach war ihr bester Freund, ihr bester Seelentröster, und mit ihm konnte sie immer klarer denken als vorher - denn während Asga und Ice genauso zu ihr gehörten, war Freckles einfach schon am Längsten bei ihr, und deswegen hatte sie einfach eine ganz andere Beziehung zu dem Roanwallach. Das merkte man auch an Freckles' Verhalten - während Ice sie nur mit einem kurzen Blick betrachtete, von seiner liegenden Position aus, spitzte Freckles sogleich die Augen und stand auf, als er merkte, dass sie ihn ansah.
"Na mein Großer", murmelte Jo leise, und streichelte seine weiche Nase über die Boxentür hinweg. Sie merkte, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten, doch sie blinzelte davon. Ganz egal, wie eng Lucien und sie gewesen waren, sie würde ihm nicht hinterherheulen. Sie würde nie wieder einem Mann hinterherheulen. "Sieht ganz so aus, als wären wir wieder zu Viert", erzählte sie ihm leise. Mozart und Lucien hatten ihre Gang bereichert, doch das war jetzt vorbei. Sie seufzte, lehnte ihre Stirn an Freckles'. Für einen Moment hatte sie Ruhe.

Jedenfalls bis sie jemand ansprach. Sie musste zugeben, dass sie vor Überraschung leicht zusammenfuhr, doch sie brauchte gar nicht erst versuchen, zu leugnen, dass sie die Stimme erkannte. Robert Shelby ging ihr schon das ganze Jahr auf den Sack. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass Briten tatsächlich rassistische Arschlöcher sein konnten - sie kannte das von vielen weißen Amerikanern, jedoch nicht von Briten. Shelby war der erste, und sie hoffte auch, dass er der einzige bleiben würde - denn er war der einzige, der ihr Probleme machte. Verständlich, dass sie ihn nicht leiden konnte, oder?
Betont langsam drehte Joleen sich zu ihm um, die Augen verdrehend. Lange musterte sie Shelby einfach nur wortlos, und nahm seine Erscheinung in sich auf. Für sie war es seltsam, ihn ohne seine übliche Kappe zu sehen. Er war adrett gekleidet, wie immer, doch heute noch schicker wie üblich. Vermutlich, wenn er nicht so ein Arsch wäre, würde Jo ihn als attraktiv empfinden. Heute fand sie seinen konservativen Klamottenstil ein bisschen lachhaft. Das und ihre leichte Beschwipstheit brachten sie dazu, abschätzend und herausfordernd die Augenbraue zu heben.
"Das Gleiche könnte ich dir sagen, Shelby", erwiderte Jo kühl. Ihre Finger schlossen sich etwas fester um Asgas Leine, auch wenn die Hündin einfach nur entspannt neben ihr saß und Shelby aus dunklen Augen still beobachtete. Doch sie fühlte sich nicht wohl in seiner Gegenwart, und es war schwierig, das zu verbergen. "Du hast genauso wenig Recht, hier zu sein, wie ich." Das Du fühlte sich noch immer falsch auf ihrer Zunge an - aber wenn er ihr keinen Respekt entgegenbrachte, dann würde sie ihm auch keinen geben.


{ cf.: Aula | Gedanken | Gespräch mit Freckles | Robert }
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