Horizon Ranch
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


follow your dreams
 
StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 Kantine

Nach unten 
+19
Samantha Wood
Vincent Traynor
Daniel McCain
Kyle Davison
Emilia Sterling
Alistair Traynor
Sheela Verma
Rahel Goldman
Damien Lewis
Thalia Jansen
Sebastian Holmes
Brianna Conway
Liam Dearing
Luke Collins
Colin Dearing
Robert Shelby
Samu Kärkäinen
Joleen Mahone
Spielleitung
23 verfasser
Gehe zu Seite : Zurück  1, 2
AutorNachricht
Sheela Verma

Sheela Verma


Anzahl der Beiträge : 91
Anmeldedatum : 28.02.17

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyDo Nov 01, 2018 8:15 pm

Insgeheim war Sheela unendlich froh, dass sie bisher weitest gehend um die Frage ‚Wie war dein Sommer?‘ herumgekommen war. Wie hätte sie sie auch beantworten sollen? Zum einen hatte sie auf lange Urlaube an exotischen Stränden oder interessanten Städten verzichtet und war stattdessen auf Kongresse gefahren, um ihre Diagnosemethoden der spektakuläreren Fälle vorzustellen und sich fortzubilden. Das galt nur eben nicht wirklich als entspannende Ferienzeit. Auf dem Hof selbst hatte sie ihre Praxiszeiten in der Regel lesend verbracht; die Schüler mussten die Ranch verlassen, die Azubis durften es und für die Lehrer und Mitarbeiter galt das selbe. Es war ruhig gewesen; einige Schürfwunden, eine kleine Prellung und eine leichte Sommergrippe. Im Krankenhaus hingegen war sie weitaus mehr gefordert worden und letztlich hatte sie sich die eine Woche im Yosemite Nationalpark mehr als verdient. Sie war allein gefahren.
Die Was-auch-immer-es-war-Freundschaft mit Alistair war nicht dazu gemacht, gemeinsam in Urlaub zu fahren, und zu Freundschaften, die so etwas erlaubt hätten, war es auf der Ranch trotz aller Bemühungen nicht gekommen. Viele der Angestellten waren mit ihren Pferden sowieso eingeschränkt gewesen oder hatten lange Aufenthalte bei ihren Familien geplant. Aber das war okay gewesen. Sheela war nicht mehr so unsicher, dass eine Woche in der Natur, in einem kleinen Hotel, wo man schnell lockere Bekanntschaften schließen konnte, nicht verkraften konnte. Trotzdem hatte sie sich ein wenig zwischen den Stühlen sitzend gefühlt. Sowohl auf den Kongressen als auch in besagtem kleinen Hotel hatten Männer mit ihr geflirtet; attraktive Männer, intelligente Männer mit einer Passion und Perspektive. Sie war nicht darauf eingegangen. Wegen jenes blonden Mannes mit den Sturmaugen, den Naturgewaltküssen und dem ebenso unberechenbaren Wesen. Sie hatte ihn vermisst und ihn das doch nicht wissen lassen. Sie waren immerhin nicht zusammen. Und trotzdem machte sie sich an dem Tag, an dem auch die Traynors zurückkommen würden, mit Herzklopfen auf den Weg zur Kantine. Auf die Idee, dass sie ihn auch im Cottage hätte erwarten können, war sie nicht gekommen. Vielleicht auch, weil sie wegen der Ungewissheit, was sie jetzt verband und ob er überhaupt an sie gedacht hatte, einen etwas neutraleren Ort zum Wiedersehen nutzen wollte.

So kam es schließlich, dass sie überaus früh in der Kantine war, ihren Lieblingsplatz ergattern konnte und schon in den Nudeln stocherte, als sich eine Person, mit der sie keinesfalls gerechnet hätte, an ihren Tisch setzte. Ohne zu Grüßen. Allein das ließ die Inderin schon eine Augenbraue heben; als sie dann auch noch die dunklen Züge mit den charakteristischen Augenbrauen bemerkte, weiteten sich ihren Augen einen Moment lang vor Überraschung. Immerhin ein Traynor, wenn schon nicht ihr Traynor. Natürlich hatte sie sowohl im Studium als auch auf dem Hof mit Vincent zutun gehabt; immerhin wohnten sie zusammen. Allerdings war ihr Verhältnis nie wirklich warm gewesen und nach dem Zwischenfall auf dem Ball im Sommer hatte sich daran überhaupt nichts geändert. Auch die aufgesetzte Freundlichkeit zeugte deutlich davon. Aber was Vincent konnte, beherrschte sie ebenso. Sie mochte vielleicht keine Wurzeln im Adel der britischen Inseln haben und ihr Familienvermögen hatte sich erst im zwanzigsten Jahrhundert anzusammeln begonnen, aber sie hatte vom besten gelernt; nämlich von Alistair.
„Der Herr Stallmeisterassitent“, lächelte sie daher breit zurück, genau so viel Hohn in der Stimme, dass man ihn überhören konnte. Ihre Familien mochten sich nicht ebenbürtig sein, aber Sheela hatte am Abend des Balls genug über Alistairs und Vincents verkorkste Welt gelernt, um sich nie wieder von derartigem einschüchtern zu lassen. „Danke der Nachfrage, er war ganz ausgezeichnet. Und deiner?“ Eigentlich war das unverantwortlich. Sie hatte den Hippokratischen Eid geschworen; sie sollte aufpassen, dass niemand auf dieser Schleimspur ausrutschen würde.


[Rückblick | Vincent]
Nach oben Nach unten
Alistair Traynor

Alistair Traynor


Anzahl der Beiträge : 124
Anmeldedatum : 27.02.17

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySo Nov 04, 2018 7:03 pm

Urlaube waren die perfekte Gelegenheit um allem zu entfliehen. So hatten es die Traynors schon immer gehandhabt. Immer, wenn es irgendwo Stress gegeben hatte, der etwas heikler geworden war, waren sie für eine Weile von der Bildfläche verschwunden, bis sich die Aufruhr gelegt hatte. Eine bewährte Taktik, die auch so mancher Prominente praktizierte. Was war auch groß dabei? Man konnte sich schließlich nicht allen Problemen stellen. Besonders scharf war Alistair allerdings nicht darauf gewesen, den diesjährigen Sommer mit der Familie zu verbringen. Wie alt war er denn bitte? Seit Oxford hatten sie kaum noch zusammen Urlaub gemacht, wenn man von Verwandtenbesuchen absah. Ansonsten waren er und Vincent meist alleine durch die Weltgegend getingelt. Auch für ein ganzes Jahr nach Australien und Neuseeland. Wieso auch nicht. Aber jetzt wieder mit den Eltern so viel Zeit verbringen? Nein, dafür war er nicht gemacht und seine Eltern eigentlich auch nicht. Vielleicht seine Mutter, sie war immerhin „so froh, wenn sie ihre Söhne doch wenigstens ab und zu sah“. ‚Ab und zu‘ bedeutete für Alistair allerdings nicht mehrere Wochen am Stück. Noch dazu mit Vincent. Zwar mochte er seinen Bruder, aber aktuell war es eben etwas schwierig und er wäre froh gewesen, den Sommer allein verbringen zu können. Eigentlich wollte er nichts anderes als seine Ruhe. Dass er nicht ständig auf irgendetwas aufpassen oder irgendjemand Rücksicht nehmen musste, sondern einfach mal vor sich hin leben konnte. Es hatte sich dann immerhin auch relativ schnell herausgestellt, dass sein Vater ebenso noch immer nicht für Familienurlaube gemacht war. Wenigstens sahen sowohl er als auch seine Frau ein, dass ihre Söhne Zeit für sich brauchten und bestanden nicht auf irgendwelche peinlichen Familienunternehmungen, wenn man vom gemeinsamen Abendessen absah. Damit konnte Alistair leben und tagsüber verschlief er den Morgen auf dem Zimmer und suchte sich dann am Strand irgendwo ein Platz, der weitestgehend verlassen war. Da bot die Karibik wenigstens genug Möglichkeiten. Es gab viele Buchten, die nahezu unbesucht waren, weil sie von den Hotels zu weit entfernt waren. Ein kleiner Lauf hatte allerdings noch niemandem geschadet. Dass Alistair nicht immer alleine war, hätte er sich denken können. Natürlich bekam er ab und an Gesellschaft und natürlich war die Hin und Wieder weiblich und im knappen Bikini unterwegs. So entstanden Bekanntschaften, die zu Partys führten, zu Einladungen auf Hausboote und zu Alkohol, dem ein oder anderen Stoff und vielleicht auch mal einem Abstecher ins Schlafzimmer. Dass ausgerechnet sein Bruder an einem Morgen nach einer durchzechten Nacht in sein Zimmer platzte, weil er ein Ladekabel brauchte, war auch mehr blöder Zufall als Karma. Mit vernichtendem Blick hatte Alistair ihn hinausgeworfen und wirklich geredet hatten sie über die junge Latina nicht, die dort bei Alistair gelegen hatte. Auch wenn Vincent seinen fragenden Blick nicht verbergen und Alistair ihm zumindest ein paar Eckdaten geben musste. Vor ihren Eltern hielten sie dann aber doch zusammen und mit keinem Wort erwähnte einer von ihnen die Latina oder gar Daniel. Sie waren immerhin alt genug.

Normalerweise war es immer kalt gewesen, wenn sie aus dem Urlaub zurückgekommen waren. Seychellen und Großbritannien war dann eben doch ein größerer Temperaturunterschied. Hier in Amerika war es dagegen noch immer sommerlich warm, sodass die Pullover wohl noch eine ganze Weile im Schrank liegen würden. Mürrisch war Alistair an diesem Morgen aus dem Flieger gestiegen und Richtung Horizon Ranch gefahren. Natürlich mit Vincent im Schlepptau. Sie hatten sich weiterhin angeschwiegen. Natürlich. Auf dem Hof gingen sie dann getrennter Wege und Alistair fragte sich, warum er sich das wieder antat. Schon als das Teeniegeschrei erklang, flüchtete er in das Cottage und schlug seine Zimmertür hinter sich zu, um ja nicht mit Vincent über diesen Urlaub reden zu müssen. Oder – was noch schlimmer war – Sheela über den Weg zu laufen. Wie sollte er sich ihr gegenüber überhaupt verhalten? Möglicherweise hatte ihm die Sonne etwas zu sehr auf den Kopf geschienen, denn so recht entsinnen, was der letzte Stand bei ihnen war, wollte er sich nicht. Natürlich erinnerte er sich an den Kuss, aber was waren sie? Freunde? Ging das überhaupt, wenn er sie doch angeblich nur verletzte? Anstatt, dass der Urlaub ihn entspannte und seine Batterien auflud, hatte er noch mehr an seinen Nerven gezerrt und der Brite war ins Unendliche gereizt, als er von dem gemeinsamen Abendessen hörte. Er hatte ja sonst nichts zu tun! Lust, in die Stadt zu fahren, und sich selbst etwas zu essen zu holen, hatte er aber auch nicht, also stellte er sich ersteinmal unter die Dusche. Der lange Flug hatte seinem Geruch nicht unbedingt gutgetan. Vor dem Spiegel griff er dann zum Rasierer und entledigte sich des kurzen Bartes, den er über den Sommer nur gestutzt hatte. Seine Locken waren ebenfalls länger geworden und hatten helle Strähnen von der Sonne bekommen. Er fuhr sich durch das dichte Haar und über das nun glattrasierte Kinn. Nicht einmal der Drei-Tage-Bart hatte überlebt. Alistair seuftzte. Es war an der Zeit, dass er sich mal wieder zusammenriss. Also schlüpfte er wie üblich in Hemd und Hose, wenn auch dunkelblaues Baumwollhemd und schwarze Jeans. Er hatte gelernt, dass man hier kaum wert auf Etikette legte und er würde sich sicherlich nicht das Armani-Hemd mit Kantinenessen bekleckern. Als er aus seinem Zimmer kam, war alles ruhig. Nur Maja kam auf ihn zugesprungen, doch mit ihr war er bereits eine ausgiebige Runde gegangen und füllte nun nur noch ihren Napf mit Frischfutter. Dann verließ er das Cottage, natürlich mit Sonnenbrille auf der Nase. Möglicherweise hatte er doch einen Jetlag und möglicherweise hatte er in der einen Woche, die sie zuletzt noch in London gewesen waren, zu viel gefeiert und zu viel dann doch wieder im Geldgeschäft gearbeitet.
Die Kantine war voll und Alistair fühlte sich, als hätte er einen Kater, so unnatürlich laut kam ihm alles vor. Das Geschirr klapperte nervenaufreibend in seinen Ohren. Er nahm sich gerade so viel, dass er vom Essen eventuell satt wurde und zugleich nicht zu viel Kantinenessen in sich hineinstopfte. Dann suchte er sich mit seinem Teller einen Platz am Rand. Erst als er saß, erblickte er einige Tische weiter vorn Vincent und Sheela. Argwöhnisch kniff er die Augen zusammen, doch hinter den getönten Gläsern der Sonnenbrille sah das natürlich niemand. Was zum Teufel hatte sein Bruder vor? Vincent unterhielt sich, ebenso wenig wie Alistair, nicht grundlos mit jemandem. Und dass er Sheelas Gesellschaft suchte konnte nur bedeuten, dass er irgendwas im Schilde führte.
So auf die beiden fixiert bemerkte der Brite nicht, dass sich jemand dem Tisch genähert hatte und ehe er sich versah, saß ein dunkelhaariger Mann vor ihm, den er liebend gerne vergessen und aus seinem Leben verbannt hätte. Daniel hatte sich hingesetzt und gegrüßt. Alistair brachte nicht mehr über sich als ein mürrisches Brummen, ehe er sich seinem Essen zuwandte. Was wollte Daniel nun von ihm? War das irgendein perfider Plan von ihm und Vincent? So allmählich bekam Alistair ein Gefühl für Verschwörungstheorien. Wenn Daniel etwas wollte, dann würde er es allerdings aussprechen müssen, denn als Angehöriger des Altadels konnte Alistair eines besonders gut: Aussitzen und schweigen.
{Rückblick | Vincent | Ankunft | Cottage | Kantine | Daniel}
Nach oben Nach unten
Emilia Sterling

Emilia Sterling


Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 06.11.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySo Nov 18, 2018 9:34 pm

Es war faszinierend. Die Ferien waren vorbei und in kürzester Zeit ging es auf dem Hof wieder zu wie in einem Bienenstock. Überall surrten und summten Schüler umher. Die Pferde, die mitgenommen wurden, wurden wieder eingestallt und versorgt. Koffer wurden über den Hof in die Zimmer gezerrt.
Die ganzen Ferien über hatte auf der Horizon Ranch dagegen eine angenehme, aber zeitweise auch beklemmende Ruhe geherrscht. Pflichtbewusst wie Emmi war, hatte sie die gesamten Sommerferien auf der Ranch verbracht. Lange Flüge waren ja schon sowieso nicht ihr Ding und dann nur für eine Woche nach hause fliegen – das lohnte nicht großartig. Außerdem musste sie sich auch um genug andere Dinge kümmern, denn schließlich hatten ihre Mitarbeiter auch ab und an mal ein paar freie Tage verdient. Sich selbst nahm Emmi aus der Regelung natürlich aus, typisch Arbeitstier… Zumindest hatte sie alles etwas ruhiger angehen lassen können. Denn im Gegensatz zur Schulzeit gab es ja nachmittags keinen Reitunterricht. So hatte sie sich dann und wann auch mal nach der morgendlichen Runde und dem Versorgen der Pferde, ein oder zwei Stunden mehr Schlaf gegönnt und sich nochmal hingelegt.
Nun war aber die Idylle endgültig vorbei. Aber eigentlich beruhigte es sie auch ungemein, wenn alles seinen gewohnten Gang gehen konnte. Routine war eine ihrer heimlichen Leidenschaften.

Nachdem sie ihre Futterrunde im Stall beendet hatte und alle Pferde soweit für die Nacht mit Futter und Heu versorgt waren, war für die Isländerin erst einmal eine Dusche dran. Das schwüle Wetter war schweißtreibend und die Arbeit im Stall sorgte dafür, dass sich eine feine Schicht aus Staub auf ihrer Haut ablagerte. So war es den anderen gegenüber nur fair, wenn sie nicht in ihren verschwitzten und dreckigen Pferdeklamotten beim Essen auflief. Das kühle Wasser spülte den Dreck des Tages davon und verschaffte ihr dazu auch noch etwas Erleichterung von dem warmen Wetter. Die nassen blonden Haare band Emilía sich locker zu einem Dutt hoch. Föhnen fasste sie bei der Hitze unter Körperverletzung.
In frischen Klamotten und mit einem voll beladenen Tablett setzte Emmi sich an einen der letzten freien Tische in der Kantine. Reisen schien hungrig zu machen. Oder hatten die Schüler das Kantinenessen so sehr vermisst? Sie konnte zwar meistens nicht am Essen meckern, aber es war eben immer noch eine Kantine a.k.a. Großküche. Etwas lustlos begann sie in ihrem Essen zu stochern, steckte sich ab und an einen Happen in den Mund und beobachtete das aufgeregte Treiben unter den Schülern.
Nach oben Nach unten
Kyle Davison

Kyle Davison


Anzahl der Beiträge : 484
Anmeldedatum : 30.12.14

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySa Nov 24, 2018 9:12 pm

Die Sommerferien waren eine Art Startschuss für die Freiheit gewesen. Das erste Jahr an der Ranch war überstanden, so konnte man es immerhin bezeichnen, denn wirklich erfolgreich hatte Kyle es nicht gefunden. Das lag nicht zuletzt daran, dass er weitaus höhere Ansprüche an sein Umfeld stellte, als es auf der Ranch gegeben war. Dennoch musste er zugeben, dass es vorübergehend eine ganz nette Bleibe war, wenngleich er dort verrittene Schulponys korrigieren musste.
Am letzten Schultag hatte er aber dennoch um Handumdrehen seine Koffer gepackt und Iblis verladen. Neben etwas Heimaturlaub standen auch die großen Ziele der Saison an. Es ging raus auf die Vielseitigkeitsstrecken des Landes und sogar ein Start in Europa war geplant. Letztendlich konnte Kyle sich nicht über seinen Schimmel mit dem vielversprechenden Pedigree beschweren – er hatte ganze Arbeit geleistet und einige goldene Schleifen nach Hause geholt. Doch auch wenn es manchmal „nur“ für die Top Ten oder Ähnliche gereicht hatte, so war der Sommer ein voller Erfolg gewesen. Iblis hatte an Sicherheit gewonnen und Kyle wieder an Routine. Besonders ihre Fähigkeiten im Gelände hatten im Winter seh gelitten, weil schlichtweg Trainingsmöglichkeiten fehlten. Und Hallenspringen waren kein idealer Ausgleich für eine so kraftzehrende Aufgabe. Das harte Training seit dem Frühjahr hatte sich also bezahlt gemacht und der Kanadier hatte seinen Schimmel in die wohlverdiente kurzzeitige Pause entlassen können, ehe sie noch zum Saisonende ein paar Turniere in Kanada ritten. Der krönende Abschluss war der Sieg im S-Springen von Kyles Heimatstall, wo er einst das Reiten erlernt hatte. Es hatte gut getan, einmal die ganzen alten Gesichter wiederzusehen. Dass ein Besuch in Kanada auch den Anblick der Visage seines Vaters mit sich brachte hatte Kyle nicht wirklich bedacht. So sah er sich mit seinem alten Herrn konfrontiert, als er gerade vom Pferd stieg und dieser ihn fragte, warum er sich nicht blicken lassen. Es folgte nur ein kurzer Wortwechsel. Alibimäßig. Der Dunkelhaarige hatte sich längst damit abgefunden, dass das Interesse seines Vaters nicht wirklich ihm galt, sondern nur dazu da war, um den Schein einer heilen Vater-Sohn-Beziehung zu wahren.
Ablenkung hatte Kyle bei seinen Kumpels gefunden, in ausgiebigen Barbesuchen und durchzechten Nächten, die meistens mit einem Aufwachen in fremden Betten geendet hatten. Doch wie immer musste er erkennen, dass dies das Loch nicht füllen konnte, das das Desinteresse seines Vaters hinterließ.
Froh war er dennoch nicht gewesen, als die Zeit gekommen war und er auf die Horizon Ranch zurückkehren sollte. Selbst, wenn er sie nicht mehr als sein persönliches Gefängnis betrachtete, war es doch auch kein Zuhause für ihn. Dafür fehlten die dichten Wälder Kanadas, die unberührte Natur, die eisigen Winter, das ferne Brüllen eines Bären.
Unter einem Seufzen stieg Kyle aus seinem Wagen, lud Iblis aus und stiefelte mit Filou und Phönix im Schlepptau in Richtung Stall, ehe das große Getummel ausbrach. Der Schimmel fand sich schnell in seiner gewohnten Box zurecht und widmete sich zügig seinem Heu, sodass Kyle ihn guten Gewissens allein lassen konnte. Wie sollte es anders sein, stieß er am Stalltor noch mit Jim zusammen und konnte sich dann ein Schmunzeln doch nicht verkneifen. Kurzerhand umarmte er den Pferdepfleger, der ihn zurück willkommen hieß. Vielleicht – ganz vielleicht hatte diese Ranch ihm doch gefehlt. Zumindest ein bisschen.

Das Geschirrgeklapper und Stimmengewirr hatte er nicht vermisst. Auch nicht den Kantinengeruch. Mit einem Augenrollen betrat Kyle frisch geduscht und in Jeans und Sweatshirt, bei dem die oberen Knöpfe verbotenerweise aufstanden, den Speisesaal, wo bereits alle damit beschäftigt waren, sich über ihren Sommerurlaub auszutauschen. Halbherzig griff er einen Teller und nahm sich etwas von dem Essen. Da vermisste er glatt sein halbrohes Fleisch aus Kanada.
Als er sich umsah und nach einem freien Platz suchte, stand er plötzlich neben einem blonden Schopf, der ihm mehr als bekannt vorkam. Unter einem Ächzen ließ er sich neben Emilia auf den Stuhl fallen und begann kommentarlos zu essen. Ihren eine Erklärung fordernden Blick konnte er beinahe auf sich ruhen spüren, sodass sich seine Mundwinkel beim Kauen dann doch zu einem Grinsen verzogen. Nachdem er den ersten Bissen heruntergeschluckt hatte, wandte er den Blick dann doch der Isländerin zu. „Ich dachte mir, dass du deinen Lieblingsmitarbeiter vermisst hast. Keine Sorge, ich trage es dir nicht nach, dass du deine Freude nicht offen zur Schau stellst und mir unter Freudentränen um den Hals fällst.“ Vielleicht hatte er ja doch ein bisschen mehr von dieser Ranch vermisst. Etwas, das keine fremde Frau in seinem Bett ihm geben konnte.


{Rückblick | Kantine | Emilia}
Nach oben Nach unten
Colin Dearing

Colin Dearing


Klasse : Durch zweimaliges Sitzenbleiben steckt er immer noch in der MITTELSTUFE fest. Das findet er überraschenderweise weniger schlimm als andere.
Anzahl der Beiträge : 717
Anmeldedatum : 30.10.13

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyFr Dez 07, 2018 11:19 am

In einer perfekten Welt wäre Colin nicht mit seinem Bruder in die Kantine gegangen. Das sollte nicht falsch klingen: das Beste, das ihm in den letzten Wochen passiert war, war, dass Liam wieder in sein Leben zurückgekehrt war. Doch wenn er ganz ehrlich war, würde Colin Liam stehen lassen, wenn er die Chance hatte; denn während er seinen Bruder sehr gerne hatte, war die Gesellschaft des Blonden doch nicht das, was er wirklich wollte. Viel lieber hätte er den Menschen gefunden, mit dem er sein gesamtes Leben verbracht hatte, mit dem er im letzten Jahr fast jede wache Minute und auch die meisten schlafenden Minuten in unmittelbarer Nähe verbracht hatte. Er vermisste Logan mit jeder Faser seines Körpers, immer noch, nun mehr denn je, als er hierher wieder zurückgekehrt war. Alles hier auf der Ranch erinnerte ihn an Logan, denn in jeder Nische versteckten sich irgendwelche Erinnerungen, die dafür sorgten, dass sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.
Doch niemals würde er diese Gedanken laut aussprechen: denn es klang, als wäre er gar nicht freiwillig mit Liam zusammen, sondern nur zwangsweise, und das stimmte nicht. Colin wollte mit seinem kleinen Bruder wieder eine Beziehung aufbauen (zum Teil auch, weil er Logan dann beweisen konnte, dass er sich verändert hatte, dass er die bestmögliche Variante von sich sein konnte, ob es nun für Logan war oder nicht), denn es war unfair gewesen, was er Liam angetan hatte und es würde Jahre brauchen, bis er soweit war, dass er es sich selbst nochmal verzeihen könnte. Und so lange wie das dauerte, würde er der beste Bruder sein, den Liam sich vorstellen konnte – und bis dahin würde sich ihre Beziehung hoffentlich wieder normalisiert haben.

Denn momentan war da nicht viel normales an ihrem Umgehen. Klar, es wurde mit jedem Mal einfacher; doch die Stille lag schwer auf Colins Schultern, während er sich Essen vom Buffet aussuchte (bei Weitem nicht mehr so viel wie früher, obwohl er dieses Essen tatsächlich liebte. Aber er war nicht mehr so verfressen wie früher, und das sah man ihm auch an), Nudelauflauf, Salat, Kräuterbaguette und eigentlich war es immer noch eine Menge. Auf Liams Kommentar wusste er nichts zu antworten, bis sie sich auf die Suche nach einem freien Platz machten. Beide Brüder reckten die Hälse, und es dauerte einen Moment, bis Colin zwei freie Plätze fand, die sich gegenüber lagen.
"Da ist noch was!", sagte Colin, und deutete auf die Plätze. Sie machten sich dorthin auf den Weg, und Colin setzte sich mit dem Rücken zum Geschehen: er hatte Logan noch nicht gesehen, und wenn er ehrlich war, würde er keine ruhige Minute bekommen, solange er sich nach ihm umsehen konnte. Deswegen entschied er sich lieber für den Blick aus dem Fenster. Er trank erst einen großen Schluck Eistee, bevor er sich über seinen Salat hermachte.
"Hast du schon deinen Stundenplan gesehen? Oder irgendwelche Zimmerkollegen von dir kennengelernt?"


{ Gespräch mit Liam }
Nach oben Nach unten
Joleen Mahone

Joleen Mahone


Anzahl der Beiträge : 102
Anmeldedatum : 16.11.16

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyFr Dez 07, 2018 12:56 pm

Joleen hatte in ihrem Leben schon viel mit Hass umgehen müssen. Ganz egal, wie sehr die Leute daran glaubten, dass Amerika das Land der Träume war und dass dort alle Menschen gleich behandelt wurden: sie wusste, dass es nicht so war. Ihre Familie konnte ihre Wurzeln bis in die Sklavenzeit zurückverfolgen, und sie brauchte ihre Verwandten nicht fragen, um zu wissen, dass keiner von ihnen es wirklich leicht gehabt hatte im Leben. Gerade ihre Großeltern packten an den Feiertagen, wenn der Alkohol schon geflossen war, regelmäßig Geschichten von davor aus – aus den Zeiten der Rassentrennung, als es noch normal war, dass Schwarze wie Dreck behandelt wurden. Das zeigte ihr, wie gut sie es mittlerweile hatte, denn sie wurde zwar immer noch an Stellen ausgegrenzt und einige Menschen traten ihr mit ihren Vorurteilen entgegen und benutzten sie als Waffe; doch sie brauchte nicht mehr immer um ihr Leben fürchten, sobald sie von Weißen umgeben war, und sie konnte auch noch an einer Hand abzählen, wie oft sie wegen ihrer Hautfarbe angegriffen worden war.
Doch Robert Shelby, ausgerechnet ihr Vizechef, brachte ihr immer wieder vor Augen, dass sie aber eigentlich doch noch gar nicht so weit waren, wie sie es gerne sein würden. Shelby war ein arroganter Mistkerl, der noch dazu der rassistischste Mensch war, den Jo jemals kennengelernt hatte – und sie war von Menschen, die Neonazis glichen, einmal ziemlich böse zertreten worden. Sie wusste nicht, woran es lag, dass er sie so scheinbar grundlos so sehr hasste; Sebastian hatte es ihr nicht sagen wollen, weil er sich aus solchen Sachen raushielt – er hatte seinen Kollegen zwar deutlich zurechtgewiesen, jedoch keinen Grund gesehen, Joleen in die Geheimnisse, die Robert Shelby umgaben wie eine Mauer, einzuweihen. Sie konnte sich aber schon denken, dass es irgendwas Grausames war, was ihm mal passiert sein musste; denn sie konnte auch sehen, dass er per se kein schlechter Mensch war, und so musste dieser abgrundtiefe Hass in irgendetwas wurzeln, von dem sie nicht wusste. Das war keine Entschuldigung für sein asoziales Verhalten ihr gegenüber, aber es war etwas, das sie beschäftigte, wenn sie ganz ehrlich war.

Veranlasst, sich mit ihm darüber zu unterhalten, fühlte Joleen sich nicht. Vielmehr bereute sie es in dem Moment, dass sie sich neben ihn gesetzt hatte, als er den Mund aufmachte. Seine komplette Haltung veränderte sich merklich, als er bemerkte, dass sie es war, die sich neben ihn gesetzt hatte, und ganz kurz überlegte sie, ob es nicht vielleicht doch etwas Persönliches war, dass dafür sorgte, dass Shelby ihr gegenüber so ein Arschloch war. Den Gedanken verwarf sie, denn sie kannten sich ja gar nicht, und das konnte sie sich noch weniger erklären als seinen Rassismus. Dennoch war es auffällig, wie negativ er auf sie reagierte, und das ließ sie sich kurz umsehen; doch noch immer hatte sie keinen angenehmeren Sitzplatz erspäht, und so war sie wohl gezwungen, sich mit ihm auseinander zu setzen. Einmal mehr wünschte sie sich Lucien zurück – er hätte sie aus dieser unangenehmen Situation retten können.
"Manchmal sieht man sich mehreren unangenehmen Situationen gegenüber, und man wählt die, die am wenigsten unangenehm ist", sagte Jo, und suchte gewollt seinen Blick. Ein leichtes, keineswegs amüsiertes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. "Außerdem foltere ich lieber dich, Shelby, als meine Schüler, die mir noch nie was getan haben." Natürlich war sie auf Krawall gebürstet - Shelby war ihre Nemesis, und Jo eine Person, die nicht zwingend wusste, wann sie ihr Temperament besser hinten an stellte.



{ Gespräch mit Robert }
Nach oben Nach unten
Damien Lewis

Damien Lewis


Anzahl der Beiträge : 588
Anmeldedatum : 06.02.15

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyFr Dez 21, 2018 1:25 am

Damiens Teller hatte sich in den letzten Augenblicken nicht wirklich geleert. Seine Aufmerksamkeit hatte sich verlagert und sahen nun die Azubine an, die sich zu ihm gesetzt hatte und mit der er, nicht nur einmal das Bett geteilt hatte. Sie hatten darüber gesprochen, das es nicht mehr war, als das, was es war. Er hatte gemerkt, dass er sein Herz verloren hatte, jedoch war er auch nur ein Mann mit Bedürfnissen. Jedoch würde er dies Maureen nie auf die Nase binden, er wusste jetzt schon, das sie ausrasten würde, wenn sie das mitbekommen würde. Ging es ihm durch den Kopf, nahm einen Bissen von seinem Teller, ehe er seinen Blick kurz durch den Saal wandern ließ.

Er mochte Bri, das konnte er nicht leugnen, sonst würde er ja nicht tun, was er hin und wieder mit ihr Tat, doch er würde nie so weit gehen, dass zwischen ihnen mehr war, als dass, was es war. Innerlich schüttelte er leicht den Kopf über sich selber, jedoch hatte er nie ein schlechtes Gewissen. Schließlich war er nicht in einer Beziehung, ging es ihm durch den Kopf. Schließlich riss ihn Bris Stimme aus seinen Gedanken und er sah sie lange an. „Einige sind noch etwas verstört und von den Beruhigungsmitteln ausgeknockt. Aber keins ist verletzt und sie fangen sich alle wieder, da bin ich mir sicher“ erwiderte Damien auf Bris frage hin. Ein leichtes schmunzeln lag auf seinen Lippen „Bei so hübschen Damen doch immer, ich habe einen Ruf, den ich nicht verlieren darf“ meinte er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, ehe er Abermals einen bissen von seinem Teller nahm.

Nachdenklich kaute er auf dem Essen herum, ehe seine braunen Augen wieder Bris Gesicht suchten „Hat die schöne Dame den noch Pläne für heute?“ fragend sah er sie an. Nicht, dass er etwas besonderes im Sinn hatte, jedoch hatte er alles erledigt was Anstand und etwas spaß könnte durchaus nicht schaden. Ging es ihm durch den Kopf und ein scharmantes Lächeln lag auf seinen Zügen.

[Gedanken | Gespräch mit Brianna]
Nach oben Nach unten
Samu Kärkäinen
Admin
Samu Kärkäinen


Anzahl der Beiträge : 638
Anmeldedatum : 18.10.14

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySo Jan 06, 2019 6:47 pm

Lustlos stocherte Samu auf seinem Teller herum, der leerer war als sonst. Normalerweise hatte er für einen Mann seiner Größe einen entsprechenden Appetit und der zeigte sich meistens in überladenen Tellern. Aber diese Portion hier war beinahe – übersichtlich. Und auch viel zu gesund für jemanden, den nichts von einem ordentlichen Stück Steak und einer Portion Pommes abhalten konnte. Das Tourleben hielt schließlich nicht immer das gesündeste Essen bereit.
Doch mehr als ein bisschen Gemüse, das doch eigentlich nur aus Wasser bestand, würde er heute kaum runterbekommen. Alles hier erinnerte ihn an seine gemeinsame Zeit mit Sarah und die Erinnerung schmerzte. Wie so oft beflügelte das zwar seine texterischen Fähigkeiten, sodass seine Collegeblöcke voll mit traurigen Songtexten waren, anstelle von Vorbereitungsaufgaben für das neue Schuljahr. Doch es waren eben traurige Texte und er wollte kein Album produzieren, das einzig und allein aus Herzschmerz bestand, selbst wenn ihm aktuell danach war. Unterm Strich waren diese Texte vermutlich nicht einmal besonders gut.

Er hing so seinen Gedanken nach, dass er erst bemerkte, dass sich jemand zu ihm setzte, als diese Person ihn direkt ansprach. Es war, als würde Samu aus seinem Tagtraum gerissen, denn er blinzelte mehrmals und hatte Mühe seine verwirrte Miene beiseitezuschieben. Dann blickte er in strahlend blaue Augen ein offenes Lächeln und ein erfreutes Gesicht. Sie kam ihm bekannt vor, diese blonde Frau, die vor ihm saß und so unverfroren von der kleinen Welt sprach. Sie kannte ihn offenbar. Gut, das war nicht verwunderlich, wenn man jahrelang durch halb Europa gereist war, aber sie schien nicht einfach nur ein Fan zu sein. Samu hatte das Gefühl, als müsste er sie ebenfalls kennen, als verbinde sie irgendetwas und doch wollte es nicht klingeln. Deswegen sagte er eine ganze Weile gar nichts. Was ebenfalls äußerst untypisch für ihn war. Stattdessen starrte er sie nur an ohne eine Miene zu verziehen, die Gabel immer noch in der Hand.
„Offenbar kleiner als gedacht!“, versuchte er es dann mit einem schiefen Lächeln. Sie war Skandinavierin, das entging ihm nicht. Ihr Englisch war akzentfrei, was für die gute Sprachausbildung der nordischen Länder sprach. Der helle Hautton, sowie Haar- und Augenfarbe unterstrichen diese These. Letztendlich war es aber ihre Stimme, die ihn hatte aufhorchen lassen. Eher deren Klangfarbe. Sie hatte etwas leicht melodisches und Samu war sich sicher, dass er sie bereits einige Male gehört hatte. War sie ebenfalls Musikerin? Das war gut möglich, allerdings grenzte das den Kreis an Personen, die er kannte, nicht unbedingt ein. Musiker kannten immer auch andere Musiker. Ansonsten konnte er nichts Charakteristisches an ihr feststellen, das ihm hätte auf die Sprünge helfen können.
"Schön dich wiederzusehen." Noch konnte er sich etwas Zeit verschaffen, um sich an sie zu erinnern, allerdings war er nie sonderlich gut im Heucheln gewesen.
Die Vermutung, dass sie ein Pferd hatte, lag bei einer Anlage wie dieser nahe, aber das half Samu nicht im Geringsten weiter. Er hätte nicht einmal sagen können, welches Pferd neu war und welches bereits letztes Jahr hier gestanden hatte, wenn er nun durch die Stallungen ging. Abgesehen davon würde er die Stallungen vorerst ohnehin nicht mehr betreten, denn welchen Grund dazu gab es noch, jetzt wo Sarah weg war? Und mit ihr Summer, das einzige Pferd, zu dem Samu je so etwas wie Vertrauen gefasst hatte. Es blieb ihm daher nur zu hoffen, dass sie sich vielleicht doch kurz vorstellte und seinem vollends verwirrten Hirn auf die Sprünge half, ehe sich dieses wieder in die Trauer um seinen Verlust stürzte.

{In Gedanken versunken | Thalia | Versuch sich zu erinnern}
Nach oben Nach unten
http://http://heavenmeadowsstable.forumieren.com
Robert Shelby

Robert Shelby


Anzahl der Beiträge : 43
Anmeldedatum : 06.06.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySo Jan 06, 2019 7:16 pm

Es hieß: Jemand, der zur Tieren gut war, konnte kein schlechter Mensch sein, ganz gleich wie unangemessen er sich verhalten mochte. Ob dies wirklich auf Robert Shelby zutraf war sicherlich fraglich, denn er war beileibe niemand, der vor Korruption und dem Frisieren von Zahlen zurückschreckte. Ihm war überaus klar, dass Geld die Welt regierte und dass diejenigen, die nichts davon besaßen, niemals genug Einfluss haben würden, um ihr Anliegen durchzubringen. Darüber hinaus war er vermutlich der Geschäftsmann hier auf dem Hof, wenngleich das vielleicht Leute wie die Traynors abstreiten würden. Tatsächlich war ihm der Name dieser Adelsfamilie bekannt, die in ganze anderen Kreisen wandelte als Shelby selbst. Er wäre niemals gut genug, als dass sie sich mit ihm abgeben würden. Das hatten ihm seinesgleichen oft genug bewiesen. Denn egal wie viel Geld man verdiente, wie erfolgreich man handelte, am Ende blieb der Adel immer unter sich.
Auch das hatte zu Roberts Verbitterung beigetragen, die er tagtäglich mit sich herumtrug. Das Wissen, dass er niemals gut genug sein würde, egal, wie sehr er sich anstrengte. Im Lehrerkollegium hatte ihm das Alistair Traynor oft genug bewiesen. Der blonde Brite war eine widerliche Giftschleuder und Robert musste zugeben, dass er dessen Schüler gewissermaßen um diese unglückliche Lehrerwahl bedauerte. Beinahe so sehr wie diejenigen von Joleen Mahone, wenngleich sie bei ihr vermutlich vor Wutausbrüchen verschont blieben.

Die steife Haltung schaffte Robert nicht mehr abzulegen. Krampfhaft hielt er noch immer Messer und Gabel fest und verspürte einen beunruhigenden Impuls in der Hand mit dem Messer, als Joleen nicht das Weite suchte, sondern stattdessen den Mund aufmachte. Langsam, sehr langsam, drehte er seinen Kopf und richtete den Blick auf die dunkelhäutige Frau neben ihm. Darin lag purer Hass und Abscheu. Jeder konnte darin sehen, dass Robert sie nicht hier haben wollte, dass die wenigen Zentimeter, die sie am Tisch trennten, zu wenig waren. Er presste die Kiefer aufeinander, während seine wasserblauen Augen sie fixierten. „Ach wirklich…“, raunte er leise, dass es fast schon mit den Umgebungsgeräuschen verschmolz. Die Worte wirkten dadurch beinahe bedrohlich, abwartend und angriffslustig zugleich. Zu was war ein Shelby fähig, wenn man ihn verärgerte? Die Leute in Birmingham kannten die Antwort, diejenigen in Texas wohl eher nicht.
„Verzeih, wenn ich dir das nicht abnehme. Sollte es dennoch so sein, lass dir sagen, dass es sicherlich andere Männer gibt, die sich weitaus mehr über deine Gesellschaft freuen würden. Oder einen höchst eigentümlichen Fetisch haben.“ Den letzten Satz raunte er wieder vor sich hin, während er sich wieder seinem Essen zuwandte und tatsächlich einen Bissen herunterbekam. Hier brauchte er wohl kaum etwas fürchten, sie waren immerhin in einem Raum mit zig anderen Leuten, die gesellschaftlich inakzeptables Verhalten an einem weißen Mann sicherlich sofort verurteilen würden. Und auch anderswo war er Joleen kräftemäßig nicht zuletzt aufgrund ihres Größenunterschieds von gut 20 Zentimetern haushoch überlegen – sofern sie keine Waffe bei sich trug. Was er bei einem Jugendinternat mal nicht hoffen wollte, sicher sein konnte er sich bei den Amerikanern jedoch nie. Noch weniger bei den Schwarzen.


{Essen | Joleen | Angriffslustig}
Nach oben Nach unten
Thalia Jansen

Thalia Jansen


Ausbildung : Sie macht eine Ausbildung zur BEREITERIN.
Anzahl der Beiträge : 14
Anmeldedatum : 23.07.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyDo Apr 11, 2019 1:21 pm

Thalia hatte keine Angst vor dem Neustart gehabt, den sie begonnen hatte; sie war zwar auf einem komplett neuen Kontinent und war bis vor wenigen Augenblicken der Meinung gewesen, hier keine Menschenseele zu kennen. Das war für sie kein Problem: ganz im Gegenteil, sie freute sich auf die neuen Abenteuer, die vor ihr lagen, all die Eindrücke und Erfahrungen, die sie sammeln und erleben konnte. Die sie sammeln würde. Das machte ihr keine Angst, wirklich nicht. Doch als sie sah, wie Samu drauf war, da wurde ihr ein wenig bang ums Herz. Natürlich war er im Grunde nur noch ein Fremder: der Sommer, den sie zusammen verbracht hatten, war schon einige Jahre her, sie war nur ein Mädchen gewesen, und er noch ein wilder Rocker, kein gestandener Mann.
Dennoch erkannte Thalia sofort, dass etwas nicht stimmte - und zwar nicht nur, dass er sich offensichtlich schwer tat, ihr Gesicht zuzuordnen. Nein: irgendwie fehlte ihr etwas von seinem Temperament, das man sonst immer und überall gefunden hatte. Ihr fehlte das Glitzern in seinen Augen und das Zucken um seine Mundwinkel, die beide zeigten, dass das Lachen bei ihm nie weit weg war. Er sah nicht gut aus, als würde ihn etwas belasten. Thalia war nicht doof, das erkannte sie sogar bei einem Fremden, da war sie sich relativ sicher. Oder vielleicht auch nicht? Ein kleiner Zweifel blieb. Nicht nur deswegen entschied sie sich dagegen, das anzusprechen; sie wollte auch die Grenzen nicht überschreiten, die es gab: es war nicht ihre Aufgabe. Sie waren ja noch nicht einmal mehr befreundet.

So entschied sich Thalia für eine einfache Strategie: lieber fröhlich bleiben, gut gelaunt, mal schauen, welche positiven Reaktionen sie aus ihrem Gegenüber herauskitzeln konnte. Es wunderte sie ehrlich gesagt wenig, dass er sie nicht erkannte: sie sah merklich anders aus als vor Jahren, als sie viel miteinander zu tun hatten. Ihre Haare waren jetzt blond, nicht mehr braun, und ganz anders; sie hatte schweres Make-Up gegen leichtes getauscht und auch ihr Klamottenstil war deutlich erwachsener geworden. Aus dem kleinen Mädchen, das ihr Idol angehimmelt hatte, war eine junge Frau geworden, die erwachsener war, als es manchmal den Anschein hatte.
"Samu, du willst mir doch nicht erzählen, dass du mich nicht wieder erkennst?", fragte sie, spielte empört, riss Augen und Mund auf. Doch schnell brach das schiefe Grinsen wieder durch, und sie begann, sich über ihr Essen herzumachen. "Erinnerst du dich nicht an die Sommertour damals, wir im Bulli durch Europa?" Das fragte sie auf Schwedisch, und der Wechsel in ihre Muttersprache war so fließend, als wäre es für sie normal, zwischen Englisch und Schwedisch hin und her zu wechseln, als würde sie es ihr Leben lang schon tun. Aber gut, wenn sie recht überlegte, tat sie das ihr halbes Leben schon.


{ Gedanken | Samu }
Nach oben Nach unten
Phillip Meehan

Phillip Meehan


Anzahl der Beiträge : 274
Anmeldedatum : 28.12.14

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMo Mai 13, 2019 5:13 pm

Nur ein Jahr war vergangen. Ein Jahr war eigentlich gar keine so lange Zeit gewesen in seinem Leben, noch nie. Während sich viele oft beschwerten, dass die Jahreszeiten gar nicht mehr umgehen wollten, hatte Phillip immer das Gefühl gehabt, dass die Zeit an ihm vorbeiraste. Veränderungen gingen zwar verhältnismäßig schnell, aber das alles passierte um ihn herum, an all das konnte er sich gewöhnen. Doch er selbst war inmitten des Chaoses immer der Gleiche geblieben - ihm war noch nie in den Sinn gekommen, dass ein Jahr einen riesigen Unterschied ergeben konnte, wenn es um ihn ging. Und trotzdem, als er jetzt in seinem Inneren einen Schritt von seinen Handlungen zurücktrat, und kurz darüber nachdachte: es hatte sich so viel verändert. Noch vor einem Jahr war er allein gewesen. Natürlich hatte er Freunde gehabt, wie zum Beispiel Sebastian, doch einen richtigen Vertrauten? Es wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen, sich irgendwem seiner Freunde zu öffnen und jemanden tatsächlich an sich ranzulassen.
Und dann war Rebecca in sein Leben getanzt, mit Tattoos übersät und voller Metall im Gesicht und am Körper, und bevor er sich versehen hatte, war es um ihn geschehen. Sie hatte ihm den Kopf verdreht und seine Welt auf den Kopf gestellt. Als er in diesem Moment die Arme um sie schloss, merkte er, wie perfekt sie ineinander passten, und wie gut es sich anfühlte, sich einfach mal in ihre Umarmung fallen zu lassen. Beziehungen hatte er vorher schon gehabt: nicht nur flüchtige in seinen Augen, auch langwierige. Doch als er sich in diesem Augenblick wiederfand, stellte er fest, dass er solche Gefühle, wie er für Rebecca hatte, noch nie zuvor gespürt hatte.

Das Ende des Kusses zögerte Phillip ein wenig heraus, die Hände fest um ihre Hüften geschlossen hielt er sie an sich gedrückt, bis er selbst sein Lachen nicht mehr von seinen Lippen fernhalten konnte. Kaum zu glauben, dass ein Lachen ihm mal so leicht fallen würde. Doch anscheinend war ja doch nichts unmöglich, auch nicht in einem Jahr.
"Ich dich auch", sagte er, und drückte zur Verstärkung seiner Worte einen weiteren Kuss auf ihren Mund, bevor er die Umarmung löste. "Schön, dass du endlich wieder da bist!" Sein Blick striff kurz durch den Raum, zum Essen hin, dann über den Tisch, an dem Rebecca mit einigen Schülern saß. Mit einem Grinsen stellte er fest, dass ein Stuhl noch frei war. "Du hast mir einen Platz freigehalten? Das ist aber lieb! Ich hol mir eben was zu essen, dann bin ich für dich da." Das tat er auch: er häufte sich etwas Lasagne auf einen Teller, und einen Salat, und merkte gar nicht wirklich, dass er sich richtig beeilte, um schnell wieder bei Rebecca am Tisch zu sitzen.

"Und, was hab ich verpasst in den letzten Tagen?", fragte er sie, als er wieder saß.


{ Gedanken | Rebecca }
Nach oben Nach unten
Daniel McCain

Daniel McCain


Anzahl der Beiträge : 141
Anmeldedatum : 15.04.17

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyDi Jun 11, 2019 5:12 pm

Der Sommer hatte viel zu schnell geendet, die Ranch sich wieder viel zu schnell mit Menschen gefüllt. Auch wenn er selbst zwei Wochen in der Heimat bei Freunden gewesen war, wo er viel Trubel erlebt hatte, war es ihm im Moment zu voll. Dies lag wohl daran, dass die meisten noch nicht so viel mit ihrer Zeit anzufangen wussten. Der Tagesablauf musste sich erst wieder finden, auch bei Daniel.
Nachdem er vergangene Woche aus der Heimat gekommen war, mit vielen neuen Modestücken im Gepäck, hatte er seinen Kleiderschrank komplett aussortiert. Er war hier gewesen für einen Neuanfang, dies war zwar mit Vincent an seiner Seite nicht wirklich ein Neustart geworden, aber wenigstens war er nicht wieder bei seinem Vater gelandet.
Den Tag hatte er mit seiner Stute verbracht, die letzte Woche hatte er intensiv Training im Bereich Horsemanship genommen um seiner Stute mehr Abwechslung bieten zu können.
Diese war sehr lernwillig gewesen und machte großartige Fortschritte. Es war die perfekte Ablenkung für ihn gewesen.
Ablenkung von der Angst wieder auf Vincent zu treffen. Dieser war die letzten Wochen mit seiner Familie im Urlaub gewesen. Wie manipulierend die Traynors sein konnten hatte Daniel schon einmal persönlich erfahren müssen, auf eine Wiederholung dessen konnte er verzichten.
Auch wenn er Angst vor einem Treffen hatte, hatte er bevor er zum Essen gegangen war, an der Tür von Vincent geklopft. Doch es öffnete ihm niemand, zunächst eigentlich kein schlechtes Zeichen, solange der Traynor wirklich nicht da war.

Nachdem Daniel sich dann auf dem Weg zur Kantine gemacht hatte, bestätigte sich sein Verdacht, Vincent war bereits in der Kantine, befand sich aber in Begleitung, weshalb er nicht zu ihm ging. Kurz lag sein Blick auf dem Rücken seines Schwarms, was genau die beiden aktuell waren wusste keiner, er zumindest nicht. Sie hatten sich noch nicht gemeinsam in der Öffentlichkeit gezeigt, schon gar nicht als Paar. Viele Zeichen deuteten auf eine Wiederholung der Studentenzeit hin. Sie hatten etwas miteinander, aber es durfte keiner wissen, zumindest schien es so. Es Bestand definitiv Redebedarf, aber kaum fand Daniel sich in Vincents Armen wieder, verschwanden die Bedenken und er genoss die Zeit.
Während die Gedanken um Vincent schwirrten, nahm sich Daniel etwas zu essen und setzte sich, ohne darauf zu achten, wer an dem Tisch saß, auf den nächstbesten Platz.
Erst als er aufsah und grüßte erkannte er, zu wem er sich gesetzt hatte. Jackpot! Schoss es ihm durch den Kopf als Daniel den Bruder von Vincent, Alistair erblickte. Natürlich hatte es ihn genau zu der Person gezogen, welche ihn wohl am meisten in diesem Raum hasste. Daniel hatte im Grunde kein Problem mit dem Traynor Erben, allerdings war dieser alles andere als begeistert davon gewesen, das sein Bruder Schwul war und dies am Abend des Balls deutlich machte, indem er Daniels Kuss in der Öffentlichkeit erwidert hatte.  "Zurück im Lande?!" Eigentlich konnte Daniel sich denken, dass Alistair nicht wirklich Interesse an einem Smalltalk hatte, aber er wollte dennoch nicht unhöflich sein.

Nach oben Nach unten
Vincent Traynor

Vincent Traynor


Anzahl der Beiträge : 78
Anmeldedatum : 28.02.17

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMo Jun 17, 2019 10:50 am

Vincent redete sich zwar oft genug ein, dass er ein sehr toleranter Mensch war, der keine Vorurteile hegte; jedoch hatte es sich in seinem Leben oft genug gezeigt, dass dem nicht so war. Sheela war da eines der besten Beispiele: er hatte kein Problem damit, dass sie indische Wurzeln hatte, und vor ihrem Beruf hatte er eigentlich Respekt. Dennoch konnte er sie nicht leiden, und das ganz einfach aus dem Grund, dass sie und sein Bruder im Studium was hatten und er damals schon der Meinung gewesen war, dass Alistair etwas besseres verdient hatte. Sie war eben nunmal weder adlig noch reich, und in den Kreisen, in denen sie verkehrten, konnte das das gesellschaftliche Aus bedeuten. In dem Moment, als er sich wieder in Erinnerung rief, wurde ihm aber noch etwas anderes klar: so fühlte sich Alistair also, wenn er auf die Beziehung blickte, die Vincent gerade mit Daniel einging. Anstatt dass er sich freute, dass sein Bruder anscheinend doch noch vernünftig wurde, sah er die Gefahren, die politisch und gesellschaftlich auf ihn zukamen, sollte das in England - oder gar vor ihren Eltern - in Erfahrung gebracht werden.
Diese Einsicht brachte für einen Moment alle Gedanken, die so in Vincents Kopf herumschwirrten, zum Stop, und er starrte in seinen Auflauf, als wäre der an diesem Stress schuld. Er mochte Sheela nicht, weil er der Meinung war, dass sie nicht gut genug für Stairs war und vermutlich Probleme hervorrufen würde; das gleiche sah Alistair bei ihm, auch wenn eine homosexuelle Beziehung zu einem einfachen Mann wohl wesentlich größere Wellen schlagen würde als eine Beziehung zu einer erfolgreichen Ärztin. Vincent blickte auf, sah die junge Ärztin zum ersten Mal etwas anders an: er hatte immer schon erkannt, dass sie wirklich attraktiv war, und jetzt, wo er sie zum ersten Mal ohne ein schlechtes Bild ansah, konnte er sich auch vorstellen, dass sie und Stairs sich auf Augenhöhe treffen konnte. Sie sah ihn angstlos an, selbstbewusst, und ließ sich von seinem arroganten Gehabe nicht einschüchtern. Faszinierend, irgendwie.

Langsam begann er wieder zu essen, senkte den Blick also wieder, während er ihren Worten lauschte. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn nicht leiden konnte, und vermutlich hatte er das verdient. Sie hatte immerhin das Desaster am Ballabend mitbekommen, und auch die Geschichten in der Uni - sogar die, auf die er am wenigsten stolz war. Das sah Vincent als Herausforderung - wie weit würden sie die negative Kommunikation auf der Metaebene treiben können? Ein kleines Grinsen umspielte seine Lippen, und in seinen Augen blitzte etwas, das gar nicht so böse war wie noch vor den Ferien, als er sich das letzte Mal ihr gegenüber gesehen hatte, als er ihr antwortete.
"Das ist schön zu hören.", antwortete er, die Freundlichkeit gar nicht mehr so aufgesetzt wie noch bei seinen ersten Worten, aber der Unterschied war sogar für ihn eigentlich nicht vorhanden. "Mein Sommer war ebenfalls sehr unterhaltsam, danke. Es tut sehr gut, auch einfach mal Urlaub zu machen, findest du nicht?"


{ Gedanken | Gespräch mit Sheela }
Nach oben Nach unten
Rebecca Morgan

Rebecca Morgan


Anzahl der Beiträge : 235
Anmeldedatum : 03.10.16

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMo Jun 17, 2019 12:53 pm


Bei Rebecca war eine Anspannung abgefallen, nachdem sie feststellen konnte, das es Phillip gut zu gehen schien. Ein lächeln auf seinen Lippen war im vergangenen Jahr selten gewesen und nun schien es ihm so leicht zu fallen. Wie es um ihn und seine inneren Dämonen genau stand wusste die Lehrerin nicht, aber etwas tief in ihrem Inneren sagte ihr, das er nicht mehr so viel damit zu kämpfen hatte.
In seinen Armen fühlte sie sich geborgen und es fiel ihr leicht ihre Zuneigung auch in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es war am Anfang für Sie etwas ungewohnt, denn es sahen ja nicht nur Kollegen und Freunde sondern auch die Schüler. Doch wen hatte es zu interessieren außer die beiden? Es ging darum das sie glücklich waren und nicht die anderen.
Als Teenager, bevor sie zu der selbstbewussten Frau geworden war, die sie heute verkörperte, war sie recht unsicher gewesen und ließ sich regelmäßig von der Meinung anderer beeinflussen, doch diese Zeiten waren schon lange ein Teil ihrer Vergangenheit.

Mit einem lächeln auf den Lippen schaute sie dem Mann hinterher in dessen Armen sie zuvor gestanden hatte, bevor sie sich wieder setzte. Ihr Blick war noch einmal durch den Raum, welcher sich immer mehr füllte, gewandert. Kurz beobachtete sie die Szene mit Damien und sie fragte sich ob der Versuch mit Maureen gescheitert war über den Sommer. Sie kannte ihn und erkannte sofort das er am Flirten war. In Gedanken notierte sie sich dringend ein Gespräch mit ihrem besten Freund zu suchen, doch nun war der Mann wichtiger, der sich im Moment neben sie gesetzt hatte.

"Selbstverständlich habe ich dir einen Platz freigehalten. Ich habe zu lange keine Zeit mit dir verbringen können." Nach dem Ball, bevor Rebecca nach Deutschland aufgebrochen waren hatten die beiden sehr viel ihrer freien Zeit gemeinsam verbracht, sich noch besser kennen gelernt und es wurde allmählich zur Gewohnheit sich so oft zu sehen. Umso mehr war es eine Umstellung für Rebecca als sie in Deutschland bei ihrer Familie angekommen war. Die ersten Nächte hatte sie sehr unruhig geschlafen, war sie es doch gewohnt einen wärmenden Körper neben sich liegen zu haben, an den sie sich kuscheln konnte.

Die tätowierte Frau nahm noch einen Bissen von ihrem Salat als sie die Frage ihres Sitznachbarn hörte. "Ich glaube seit unserem letzten Telefonat ist nichts spannendes mehr passiert. Nur noch mehr Fragen meiner Mutter, sie ist neugierig geworden nachdem wir immer wieder telefoniert haben." So ganz genau hatte Rebecca ihrer Mutter nicht sagen können was zwischen ihr und dem Pferdetrainer war, immerhin wusste sie es selbst noch nicht so richtig. "Und ist hier noch etwas spannendes geschehen?" Auf der Ranch passierte eigentlich immer irgend etwas, sodass es schwierig war auf dem laufenden zu bleiben, wenn man nicht vor Ort war.

[Gespräch mit Phillip]


Zuletzt von Rebecca Morgan am Mo Jun 17, 2019 4:38 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Nach oben Nach unten
Samantha Wood

Samantha Wood


Anzahl der Beiträge : 9
Anmeldedatum : 18.12.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMo Jun 17, 2019 4:27 pm


Nur ein Ort mitten im Nirgendwo.... Die Worte von Michelle, einer der wichtigsten Menschen in Sams Leben. Sie war die Frau, die Samanthas, oder wie Michelle sie nannte: Little S, Leben so sehr geprägt hatte, die Frau die sie zu einem Gangmitglied gemacht hat. Mit den Worten hatte sie sich von ihr verabschiedet und wofür? Damit Sam einem Jungen Gesellschaft leisten konnte, damit er nicht alleine in diesem Gott verlassenen Ort war. Rührselig nicht wahr? Doch was konnte sie schon dafür das er von der Polizei erwischt worden war.
Dies hier war so etwas wie seine letzte Chance um dem Knast zu entgehen. Kein Mitglied wird alleine gelassen... Dies waren die Worte die Sweeney Sr. zu ihr gesagt hatte, als es hieß sie würde ebenfalls auf die Ranch gehen. Ohne zu widersprechen hatte sie eingewilligt, sie war loyal der Gang gegenüber und würde vieles tun, ihre Familie für jemanden zu verlassen den sie eigentlich nicht leiden konnte, gehörte nicht unbedingt freiwillig dazu.

Soviel Sam wusste, war Jinx nicht über sein 'Glück' informiert worden. Die beiden waren einmal vor wenigen Jahren aneinander geraten und sprachen seither nur noch das nötigste miteinander, wobei man sich eher triezte als das man es eine konventionelle Unterhaltung nennen konnte.
Hier würden sie sich wohl zusammenreißen müssen, wenn es funktionieren sollte. Früher oder später wirst du verstehen warum ich dich geschickt habe... War die Antwort auf ihre Frage, warum sie, gewesen.  Wirklich sinnig fand sie die Worte nicht, aber vielleicht hatte Sweeney Sr. zu dem Zeitpunkt schon zu tief ins Glas geschaut.

Ändern an der Tatsache das Sam nun auf einem Internat für Reiter war, wobei sie mit diesen großen Tieren nichts anfangen konnte, konnte sie nun mal nichts. So war sie seufzend auf die Suche nach ihrem Zimmer gewesen, nachdem sie auf dem Hof angekommen war.
Nachdem sie das nötigste aus ihrer Tasche geräumt und geduscht hatte, machte sie sich auf dem Weg zur Kantine, wo das erste gemeinsame Abendessen statt fand.
Auch hier würde sie sich kleiden wie in der Heimat...eine der ersten Sachen die sie über das Internat gegoogelt hatte - gab es eine Schuluniform? - Nein, zu ihrem Glück nicht.
So betrat sie die Kantine gewohnt mit einer eng sitzenden, schwarzen Jeans, einem Netzoberteil und schwarzen Sneakers. Die Haare fielen offen und noch feucht über ihre Schultern.
Das Tattoo, welches ihren Unterarm zierte, war durch das Oberteil leicht zu erkennen. Sie hielt es nicht für nötig zu verstecken wer oder was sie war.

Mit ihrem Lasagne gefüllten Teller, steuerte sie einen Gruppentisch an, der noch nicht so gut gefüllt war. Es war an der Zeit ihre Schauspielkünste zu nutzen. Kontakte waren immer wichtig und ein erster schlechter Eindruck erschwerte alles nur unnötig. So ging sie lächelnd an den Tisch, begrüßte alle und stellte sich vor, bevor sie sich setzte.  Es war natürlich kein Zufall das sie sich gegenüber von Jinx setzte, der Grund warum sie überhaupt hier war.

[Ankunft Ranch / Kantine / genervt]
Nach oben Nach unten
Jackson Sweeney

Jackson Sweeney


Anzahl der Beiträge : 9
Anmeldedatum : 13.12.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMi Jun 26, 2019 4:54 pm

Jinx hasste sein Leben.
Also, rein theoretisch nicht. Er hatte sein Leben gerne gelebt, auch wenn viele ihn dafür für verrückt gehalten hatte. Er war der beste Taschendieb der Gang gewesen, bevor er auch nur 10 Jahre alt gewesen war, und schnell hatte sich auch danach rauskristallisiert, dass er ganz der Junge seines Vaters war: es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er die Gang übernehmen würde. Für ihn war es normal, krumme Dinge zu drehen, wo es nur ging - die Schule machte er so nebenher, weil man da ganz gut Gras und Spaßpillchen verticken konnte. Damit hatte er sein Leben verbracht; und das war auch das, was ihm am Ende das Genick gebrochen hatte. Er hatte gewusst, dass die Bullen ihn schon länger unter Verdacht hatten, doch bis dahin hatte er immer so gut aufgepasst, dass ihm nie etwas hatte bewiesen werden können. Bis zu diesem einen Mal. Nur ein verdammtes Loch im System, und er war direkt drauf reingefallen.
Und jetzt war er also hier. Wer hätte gedacht, dass man ein Pferdeinternat in der Mitte von Irgendwoamarschderwelt zur Besserungsanstalt umfunktionieren konnte? Er jedenfalls nicht. Natürlich machte das irgendwo Sinn, so rein logisch betrachtet: auf dem Hof würde es sofort auffallen, wenn er anfing, zu klauen oder zu dealen oder sonst irgendeinen Scheiß zu bauen. Und es war unmöglich, von hier wegzukommen, ohne dass irgendjemand Wind davon bekam. Also war er jetzt hier, und musste seine Strafe absitzen. Die meisten würden denken, dass es besser war als Jugendknast: aber ganz ehrlich, Jinx hätte lieber ein halbes Jahr im Knast gesessen, als den Rest seiner schulischen Karriere auf diesem scheiß Hof zu verbringen. Nichtmal coole Leute gab es hier, alle waren komische reiche Reiterkinder mit einem Stock im Arsch! Das stellte er ganz schnell fest, als er hier angekommen war, gefahren vom Sheriff der Stadt persönlich, damit er bloß nicht auf blöde Ideen kam. Die Leute waren seltsam, keiner sah auch nur halb so sympathisch aus wie die unsympathischsten Menschen in der Heimat.
Er hatte sowieso nicht vor, hier irgendwelche Kontakte zu knüpfen. Er wollte diese Leute nicht kennenlernen, er wollte hier nicht kennenlernen und schon gar nicht wollte er mehr mit Pferden zu tun haben. Die waren nervig, stanken und waren obendrein noch unheimlich. Also setzte er sich, mehr oder weniger auffällig schmollend, in die hinterste Ecke des Saals an einen Tisch, der gar nicht so voll besetzt war, wie man es erwarten würde. Lustlos stocherte er zunächst in seinem Essen rum, stellte dann aber doch fest, dass es besser schmeckte als erwartet und begann dann, ordentlich was runterzuschlingen. Auf der gesamten Fahrt hierher hatte er sich immerhin geweigert, irgendwas zu essen. Protestfasten, quasi.

Trotz Jinx' offensichtlichem Desinteresse an seiner Umgebung ließ sich schließlich jemand auf seinen Platz fallen, und auch, wenn es ihn eigentlich gar nicht interessierte, blickte er schließlich auf; er war darauf getrimmt worden, bei den kleinsten Bewegungen immer gleich aufmerksam zu werden. Was er da sah - oder vielmehr, wen er da sah -, ließ seine Kinnlade runterklappen, als wäre sie mit gar keinen Muskeln mehr verbunden. Natürlich erkannte er Sam, immerhin war es noch gar nicht so lang her, dass er sie gesehen hatte. Auf den Goldfischgesichtsausdruck folgte so schnell ein wütender, mit gerunzelter Stirn und funkelnden Augen.
"Was zur Hölle tust du denn hier?"



{ Ankunft | Gedanken | bemerkt Sam }
Nach oben Nach unten
Samantha Wood

Samantha Wood


Anzahl der Beiträge : 9
Anmeldedatum : 18.12.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMi Jun 26, 2019 5:55 pm


Sam war sich sicher. Ihre Mutter war die einzige Person in der Heimat gewesen, welche sich gefreut hatte Sam auf ein Internat schicken zu können. Das ihre Tochter ein Gangmitglied wurde, war nicht das, was sie sich gewünscht hatte. Samantha war nicht auf den Kopf gefallen, ihre Noten waren teilweise sogar richtig gut und ihre Mutter hatte gehofft das sie etwas auf ihrem Leben machen würde, das die Zugehörigkeit der Gang nur eine Phase in ihrer Pubertät war. Doch auch sie hatte schon eingestehen müssen, dass die Gang ein Teil des Lebens ihrer Tochter und keine einfache Phase war.

Den wahren Grund warum Sam zu diesem Internat gewollt hatte, hatte sie ihrer Mutter natürlich nie erzählt. Ich möchte mich mehr auf die Schule konzentrieren, einen guten Abschluss machen. Dieses Internat hat super gute Förderprogramme... Die Aussagen von Sam waren zwar richtig, aber dennoch für sie vollkommen uninteressant. Wer interessierte sich schon für Förderprogramme die mit der Reiterei verknüpft waren.
Einen Vorteil hatte das ganze aber dennoch für Sam, sie hatte so gute Chancen einen guten Abschluss zu machen und so auf ein gutes Collage zu kommen. Doch bis sie hier wieder verschwinden konnte dauerte es noch etwas, aber sie würde es schon überleben, sie hatte schon durchaus schlimmeres überlebt.

Bingo! Es hatte natürlich keiner Jinx informiert, dass sein Daddy ihm 'Unterstützung' oder 'seelischen Beistand' geschickt hatte. Vor allem weil die beiden lieber auf sich selbst gestellt waren, als dem gegenüber zu unterstützen und zu vertrauen. Jinx stand mit beiden Beinen fast im Jugendknast, war nicht nur Dieb sondern dealte auch mit Drogen. Der Junge hatte Grenzen überschritten, die für Sam immer tabu gewesen waren. Ja, auch sie war eine Kriminelle, aber im Gegensatz zu ihm ein ganz kleiner Fisch für die Polizei.
Nach der Überraschung, kam ein Gesichtsausdruck den Sam oft genug von Jinx zu sehen bekam. Schon öfter hatte sie sich gefragt ob er sie aus der Gang schmeißen würde, sobald er die Gang seines Vaters übernommen hatte. Einer der Gründe, warum sie ihm oftmals aus dem Weg ging, wenn sie nicht mal wieder in der Stimmung war ihn zu triezen. Viele Sprachen von einer Hassliebe, doch Sam war sich sicher, von Liebe oder Anziehung war zwischen den beiden nichts. Bei den Gedanken daran, erwischte die junge Frau dann aber doch wie sie den Jungen vor sich kurz musterte, sah er schon immer so gut aus?

Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und seine Frage holte sie wieder zurück aus ihren Gedanken.
Ein gespieltes lächeln lag auf ihren Lippen, während sie ihm voller Ironie antwortete. "Ich bin hier um meinem Lieblings Bad Boy Gesellschaft zu leisten." Jinx hatte sich sicherlich denken können das sein Vater ihn nicht im Stich lässt. "Dein Vater schickt mich," setzte sie dennoch hinterher, damit er gar nicht erst auf die Idee kommen würde, sie hätte sich freiwillig gemeldet oder ähnliches.
[beobachtet Umgebung / Unterhaltung mit Jinx]
Nach oben Nach unten
Phillip Meehan

Phillip Meehan


Anzahl der Beiträge : 274
Anmeldedatum : 28.12.14

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyMi Jul 24, 2019 8:19 am

Nachdem er ja nun festgestellt hatte, wie viel das letzte Jahr für ihn verändert hatte, fragte Phillip sich, was das nächste Jahr für ihn bereit hielt. Es hatte ja eigentlich schonmal die besten Voraussetzungen: Phoenix entwickelte sich zu einem prächtigen Turnierpferd, der es einmal ganz weit schaffen würde - sie hatten neulich erst ihr erstes Auswärtsturnier mit Schleife abgeschlossen; er hatte genug Geld beiseite schaffen können, um Sebastian ganz offiziell Ethálon abkaufen zu können, sodass der Wallach, der so anders war wie Lips aktueller Schützling Phoenix, nun endlich, nach all den Jahren, sein eigener war, nicht nur ihm zur Verfügung gestellt; und dann war da noch Becca. Die Frau, die es hinter fast all seine Mauern geschafft hatte, ohne dass sie sich auch nur einmal hatte anstrengen müssen. Die einzige Frau, mit der er eine Beziehung erst begonnen hatte, nachdem sie sich wirklich eng angefreundet hatten.
Sie war etwas Besonderes, das hatte Lip von Anfang an gesehen - nicht an ihrem Aussehen, aber an ihrem Auftreten und der Art, wie sie allen Herausforderungen angstlos entgegensah. Der erste Teil des Sommers war wunderschön gewesen, als sie die freie Zeit miteinander hatten auskosten können; da waren keine Trainings, keine Schulzeiten, keine Geheimniskrämerei im Weg gewesen, sondern alles hatte sich um sie beide gedreht. Umso schwieriger, dass sie dann nach Deutschland gegangen war. Lip hatte sie mehr vermisst, als er es zugeben würde. Auch bevor sie zusammengekommen waren, hatten sie so viel Zeit miteinander verbracht, dass es jetzt komisch war, nicht jeden Abend mit ihr zu reden, Späße zu machen und dank ihr zu vergessen, welche Dämonen im dunklen Teil seines Gehirns auf ihn lauerten. Umso besser, dass sie jetzt wieder hier war.

Lip lauschte Rebecca mit vollster Aufmerksamkeit, und genoss es, sie beim Reden tatsächlich wieder vor sich zu sehen. Er beobachtete sie gerne, wie sich ihre Mimik jedem Wort anpasste, ihre Gesten, mal mehr, mal weniger ausschweifend. Das hatte er an Menschen immer schon faszinierend gefunden: eine Person sagte so viel mehr mit ihrem Körper als nur mit ihren Worten. Und Becca war jemand, sie verstellte sich nicht, wenn sie mit ihm redete. Das war ihm schon früh aufgefallen, und es machte ihn glücklich. So beobachtete er sie, während er langsam begann, zu essen; das fiel ihm immer noch schwer, vor so vielen Menschen, in so einer vollen Kantine. Man sollte meinen, er hätte sich da langsam dran gewöhnt, aber alte Gewohnheiten waren schwer zu verlieren anscheinend.
"Dann weih sie doch ein", sagte Lip mit einem Grinsen. "Oder lad sie hierher ein. Deutsch kann ich nur leider nicht so gut!" Das war ein großer Schritt für ihn - die Eltern kennenlernen. Bis auf bei den Teenagerbeziehungen, wo man gar nicht drum herum kam, die Familie kennenzulernen, sobald man zum anderen nach Hause ging, hatte er noch nie eine Beziehung gehabt, wo er die Eltern kennenlernte, geschweigedenn wollte. Aber das war ein Geheimnis, das würde er für sich behalten.
"Wir haben ein paar neue bekommen, und einer davon ist anscheinend hierhin geschickt worden, anstatt in den Knast zu gehen? Da sollen wir alle ein besonderes Auge drauf haben." Sein Blick wanderte durch den Raum, fand aber das Gesicht, das er bisher nur auf dem Foto aus den Unterlagen kannte, nicht. "Achja, und ich hab Ethálon gekauft." Das sagte er ganz nebenbei, als wäre es keine wichtige Information. Allerdings war er sich auch ziemlich sicher, dass er das Vorhaben ihr gegenüber nie erwähnt hatte.


{ Gedanken | Gespräch mit Rebecca }
Nach oben Nach unten
Dana Kelly

Dana Kelly


Ausbildung : Pferdepflegerin
Anzahl der Beiträge : 25
Anmeldedatum : 27.05.18

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptySo Okt 20, 2019 10:47 pm

Auf seine Bemerkung hin, sah Dana sich um, es schien als wären die Ranchbewohner bald wieder vollzählig. "Ja stimmt, da muss man sich erst mal wieder dran gewöhnen", meinte sie. Ihre darauffolgende Frage, schien ihr Gegenüber zu überraschen. Schon fragte sie sich, ob sie zu weit gegangen war und irgendein Fettnäpfchen getroffen hatte. Das Jahr schien bereits sehr gut wieder anzufangen. Die knappe Antwort die kam, schien ihren Verdacht nur zu bestätigen. Na toll, dachte sie sich nur.

Zu ihrer Überraschung bekam sie dann aber doch noch eine ausführlichere Antwort. Vielleicht hatte sie noch einmal Glück gehabt. Das Luke auf Wettkämpfe ging, hätte sie sich eigentlich auch denken können. Immerhin war die Sommerzeit auch Wettkampfzeit. Für sie war das allerdings noch nebensächlich. Ihre Stute war zu alt um regelmäßig Turniere zu gehen und ihr Wallach war ihr noch nicht sicher genug um ernsthaft an Wettkämpfen teilzunehmen.

Sie lächelte über seine Bemerkung über die Arbeit. So gesehen, war ihre Frage doch etwas doof gewesen. Natürlich konnte man sich in ihren Berufen nicht wochenlang Urlaub nehmen. Wenn ihre Ausbildung beendet war, würde das für sie auch vorbei sein. "Hauptsächlich entspannend. Wenn ich nicht gearbeitet hab, hab ich mich mit meinen beiden Pferden beschäftigt und die letzten Tage hab ich mir Urlaub genommen und bin nach Hause gefahren", beantwortete sie die Gegenfrage.


[Gespräch mit Luke]
Nach oben Nach unten
Rebecca Morgan

Rebecca Morgan


Anzahl der Beiträge : 235
Anmeldedatum : 03.10.16

Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 EmptyDi Feb 18, 2020 10:33 pm


Sie war glücklich, glücklich wie so lange nicht mehr. Sie war wieder bei ihren Pferden, war in ihrer selbst ausgesuchten Heimat und vor allem war sie bei dem Mann, den sie liebte. Was sie vor ihrem Besuch in Deutschland noch nicht ganz hatte eingestehen können, das sie ihn wirklich liebte und es nicht nur eine unbedeutende Romanze war. Im tiefen Inneren hatte sie es sicherlich schon vorher gewusst, doch es war die Angst das nichts ernstes daraus werden würde.
Noch nicht lange war sie hier gewesen und genau so kurz kannte sie erst Phillip. Sie waren schon länger gute Freunde gewesen und es herrschte die Angst ihn komplett zu verlieren, doch jetzt wo sie hier neben ihm saß und er ihr gerade vorgeschlagen hatte, dass sie ihre Eltern ja einladen könnte, wusste sie wie richtig alles gewesen war.

Lächelnd sah sie ihn an. "Du weißt wie wundervoll du bist?" Es bedeutete ihr viel, denn ihr war ihre Familie unfassbar wichtig und ihre Mutter hatte sie schon immer und immer wieder gefragt. Natürlich hatte ihre Mutter schon einiges an Informationen erhalten, aber so richtig sagen was das zwischen den beiden war konnte sie nicht. "Meine Mutter würde sich riesig freuen dich kennen zu lernen und das mit dem Übersetzen sollte gar kein Problem sein." Ihr Englisch war sehr gut. Immerhin lebte sie schon mehrere Jahre in Amerika und war zweisprachig aufgewachsen.

Sie hatte aufgegessen und trank noch einen Schluck, bevor sie wieder zu dem Mann neben sich sah. Während seinen Worten ging ihr Blick durch die Kantine, sie versuchte zu erkennen um wen es sich handeln können, aber da es schon gut gefüllt war, war es schwierig zu schauen um wen es sich handelt. "Hm, den werde ich sicherlich noch früh genug zu Gesicht bekommen." Schmunzelte sie während sie noch einmal nach ihrem Glas griff. Nichts ahnend trank sie etwas als er dann erzählte das er Ethálon gekauft hatte. Vor lauter Verwunderung verschluckte sie sich und musste erst einmal husten. Es dauerte einen kleinen Moment bis sie wieder Luft holen konnte und ihn entgeistert ansah. "Du hast was? Du hast überhaupt nichts erwähnt!" Man sah ihr an wie sehr sie sich für ihren Freund freute, sie wusste wie viel ihm an diesem Pferd lag und es war gut für ihn und seine Inneren Dämonen, sich einen seiner Träume erfüllt zu haben.
"Das klingt super, aber ich bin dennoch beleidigt das du nichts am Telefon erwähnt hast!" An ihrem Ton konnte er sicherlich hören, dass dies nicht ihr ernst war, sie war natürlich nicht wegen so einer Kleinigkeit beleidigt, aber sie hätte es sehr gerne direkt erfahren. "Ich hoffe du hast dir heute Abend für mich freigehalten?" Ihr war nach einer heißen Dusche und einem entspannten Abend in seiner Nähe, sie hatte in Deutschland schlecht geschlafen. Sie war es gewohnt in seinen Armen zu schlafen, fühlte sich wohl und sicher bei ihm und das hatte sie vermisst, sodass sie sich sehr darauf freute wieder in seinen Armen zu liegen.
Zwar hatten beide nach wie vor ihre Zimmer, aber die wenigsten Nächte verbrachten sie getrennt voneinander.
[Gespräch mit Phillip]
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Kantine - Seite 2 Empty
BeitragThema: Re: Kantine   Kantine - Seite 2 Empty

Nach oben Nach unten
 
Kantine
Nach oben 
Seite 2 von 2Gehe zu Seite : Zurück  1, 2

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Horizon Ranch ::  :: Internatsgebäude-
Gehe zu:  

SISTERS: