Thema: Re: the pony jumps as high as it can Sa Feb 14, 2015 11:45 pm
Seit dem großen Schneesturm waren nun schon ein paar Tage vergangen und so langsam kehrte winterlicher Alltag ein. Die Plätze waren zwar nicht benutzbar und ausreiten war auch nur eingeschränkt möglich, aber immerhin konnten sie nun wieder den Hof verlassen und die Pferde durften auch dann und wann mal frische Luft schnuppern. Aber ehrlich gesagt, wer wollte schon bei dieser Schweinekälte ausreiten? Da froren einem meistens sowieso nur alle Finger und Zehen ab, egal wie dick man sich einpackte. Die beste Möglichkeit war noch ohne Sattel und mit unter einer Abschwitzdecke, aber dann fiel jegliche andere Gangart als Schritt leider auch schon wieder weg. Und das Leben war einfach zu kurz, um nur Schritt zu reiten. Ebenso wie nur Dressur, was aber gar nicht so leicht war. Das Problem war nun einmal, dass die Plätze dicht waren – draußen Springen konnte man also vergessen. Die kleine Halle war ein wenig kümmerlich zum Springen und die große Halle war meistens für Dressur reserviert. Aber immerhin gab es da noch den ein oder anderen, der sich mit ihr dafür eingesetzt hatte, einen Springparcours in der großen Halle aufbauen zu dürfen. Gesagt, getan – seit dem heutigen Morgen stand ein ansehnlicher Springparcours in der Halle. Ihre Arbeit lief auch wieder wie gewohnt, obwohl es manchmal doch ein wenig mehr Schnee zu schippen gab – aber das konnte sie im Gegenzug dazu, dass sie die Fütterung übernahm, an die Stallburschen abgeben. Es war eben auch ein Vorteil, wenn man Chef über den Stall war. Das gefiel Bryan zwar weniger, aber immerhin maulte er nun nur noch 6 Tage die Woche, denn einen Tag in der Woche gab es dann tatsächlich Waffenstillstand. Emilías ganz persönliches Weihnachtswunder, was die Wochen ohne Sam deutlich erträglicher gemacht hatte.
Bereits am frühen Morgen hatte Emi allein damit angefangen, den Parcours zu errichten. Die Stangen und Hindernisständer hatte sie alle auf einen Anhänger geladen und in die Halle gefahren. Dann hatte sie erst die Ständer aufgestellt, letztlich die Stangen abgeladen und zu den Hindernissen gerollt. Bevor sie sich für eine Einstiegshöhe entschieden hatte, hatte sie erst einmal Auto und Anhänger aus dem Weg geräumt und schließlich mit einem Zollstock wieder zurück zu ihren Stangen gekommen. Für ihr nächstes Training, nach langer Dürrephase durften es Sprünge von einem Meter bis 1,10 Meter sein. Zwar wusste Emmi ganz genau, dass ihre Stute deutlich höher springen konnte, aber so mussten es heute ja nicht übertreiben. Dafür gab es andere hier auf dem Hof mit deutlich größeren Pferden, mit mehr Springvermögen. Obwohl Haflinger durchaus bis zur S****-Höhe springen konnten, hatte sie das bei Raja noch nie ausprobiert. Das letzte Freispringen war schon etwas her und mit ihr auf dem Rücken war sie eh immer etwas vorsichtiger und sprang wahrscheinlich generell verhaltener. Vielleicht sollte sie mal ein kleines Experiment starten, welche Höhe noch so rauszuholen war.
Eine halbe Stunde später stand sie dann auch schon in voller Springmontur auf dem Rücken ihrer Haflingerstute in der Halle. Raja schnaubte aufgeregt, blähte die Nüstern vor freudiger Erwartung und stiefelte voller Elan los, als ihre Reiterin den Schenkel leicht anlegte. Eifrig marschierte sie den Hufschlag entlang und beäugte mit ihren braunen aufmerksamen Augen die bunten Sprünge in der Halle. Die 9-jährige hatte immer Spaß am Springen, wahrscheinlich sogar mehr, als an der Dressur, denn dort gab sie sich nicht ganz so viel Mühe. Doch am Sprung wollte sie stets alles richtig machen, hörte brav auf ihre Reiterin, dachte aber auch dann und wann einmal selbst mit. Ein aufmerksames zuverlässiges Springpferd war aus ihr geworden, nachdem die Isländerin sie gekauft hatte. Wirklich weitergebildet hatte sie die Stute aber bis jetzt noch nicht. Sei es, dass sie wenig Zeit dazu hatte. Sei es, dass ihr auch ein wenig die Motivation fehlte. Noch dazu kam, dass sie keine Ausbildung in der klassischen Reitweise erhalten hatte und somit dem eigentlichen Beritt, sondern schlichtweg für den Bereich der Pferdehaltung und der Wirtschaft, die sich darum herum ergab, zuständig war. Für den Rest gab es andere Leute, ihre Angestellten. Denn das hatte ihr ihre Ausbildung auch eingebracht: Kompetenzen in Sachen Zeitplanung und Aufgabenkoordination. “Na, die Sprünge gefallen dir wohl, Stelpa mìn*?“, fragte sie ihre Stute schmunzelnd und strich ihr liebevoll über das hellbraune Fell am Hals. Dann fasste sie die Zügel nach und begann damit, sie an den Zügel zu reiten und schließlich im Trab ein wenig zu lockern. Gelassen schnaubte die Palominostute bald ab und begann entspannt auf ihrem Gebiss zu kauen.
Parcoursaufstellen xx Raja & Emi in der Halle xx Aufwärmen
*mein Mädchen
Kyle Davison
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Thema: Re: the pony jumps as high as it can So Feb 15, 2015 8:11 pm
Das elendige Schneechaos glomm langsam aber sicher ab. Noch immer waren die Reitmöglichkeiten sehr eingeschränkt, denn ins Gelände traute sich doch bei dem Wetter niemand, der nicht lebensmüde war und die Plätze draußen, waren noch größtenteils vereist oder eingeschneit und damit nicht bereitbar. So blieb also nur noch die Halle, doch die große Halle, die sich als einzige der beiden für ein ordentliches Springtraining eignete, war die meiste Zeit für den Schulbetrieb oder irgendeine nutzlose Dressur reserviert. Selbstverständlich gehörte eine gescheite Dressur zu der Grundausbildung eines guten Reiters oder Pferde, denn sie bildete die Grundlage für alles weitere. Aber trotzdem fand Kyle den Sinn eines ausschließlichen Dressurtrainings äußerst fraghaft. Möglicherweise lag dies auch daran, dass er selbst der Dressur schon lange überdrüssig war und sie nur noch im Rahmen einiger Vielseitigkeitsturniere ab und an wieder in den Alltag mit aufnahm. Zumindest, was die höheren Lektionen betraf. Viele meinten ja, er könne gar nicht anders, als immer in vollem Tempo über die Sprünge zu düsen und mit seinem Schimmel eine neue Dimension des Springsports zu eröffnen, aber als Bereiter musste er eben auch die Fertigkeiten eines geschulten Dressurreiters besitzen. Und die Pferde, die unter ihm liefen genossen allesamt eine gut fundierte Ausbildung, sodass bis jetzt noch kein Besitzer Grund zur Beschwerde gehabt hatte.
Während also die Plätze weiterhin nicht als Trainingsmöglichkeit dienen konnten, hatten sich glücklicherweise einige Leute finden lassen, die es durchsetzten, dass an diesem Tag die Halle für das Springen genutzt wurde. Zusammen mit zwei Mitarbeitern vom Hof hatte Kyle angepackt den Parcour mit aufzubauen. Normalerweise war es nicht seine Art zu helfen, schon gar nicht, wenn es darum ging, sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Doch heute hatte er tatsächlich unaufgefordert(!) die Stangen geschleppt. Offenbar wirkte sich der omnipräsente Schnee auch auf ihn aus. Apropos Schnee: Inzwischen hatte der Kandier seinen schneewießen Hengst fertig gemacht, der angesichts des Vorderzeugs, des Springsattels, statt des Vielseitigkeitssattels und seinem mexikanischen Reithalfter, das Kyle nur zum Springen verwendete, schon voller Freude zitterte. Lächelnd zog der Dunkelhaarige den Sattelgurt fest, klopfte seinem Millionenpferd dann ermunternd den Hals, ehe er mit ihm die Halle ansteuerte, eine Abschwitzdecke aus der Platinum Eskadron Kollektion(man musste doch zeigen, was man hatte) locker über das Hinterteil des Weißen gelegt. Bedauerlicherweise musste er bei der Ankunft an der Halle feststellen, dass soeben jeman anderes durch das Tor ins Innere gehuscht war, sodass er den Parcour nicht mehr für sich alleine hatte. Erneut keimte die überschüssige Agression, die sich in den letzten eingekerkerten Tagen auf dem Hof in ihm mehr denn je aufgestaut hatte, wieder auf. Mühsam schluckte er den ersten groll hinunter und betrat dann nach der Antwort auf sein "Tor frei" die Halle.
Es war niemand geringeres, als seine Vorgesetzte, die sich hier mit ihrem im Parcour eher lächerlich wirkenden Pony wohl an einigen Sprüngen versuchen wollte, die Kyle unter Umständen gar nicht wahr genommen hätte, war eine derartige Größe für ihn nicht relevant. Cornet Iblis schritt mal stolzierend mal tänzelnd an der Hand seines Reiter durch die Halle; Hals und Ohren hoch aufgestellt, die Nüstern gebläht und sichtlich unter Anspannung stehend. Selbst ein Laie erkannte, dass es sich hier um ein reinblütiges Springpferd handelte, dass im Parcour zu einer Granate wurde. Viele bewunderten gerne die vierbeinigen Springer, doch auf ihren Rücken wollten sich die wenigsten schwingen, standen diese Pferde doch viel zu sehr unter Strom. Kyle liebte genau das. Pferde, die Feuer im Hintern hatten, die keine Ruhe gaben und die immer mehr wollten. Genau so einen Gefährten hatte er in seinem Schimmel mit dem namenhaften Stammbaum gefunden. In der Mitte des Zirkels gurtete er noch einmal nach und stellte die Steigbügel ein, ehe er sich in gewohnt herablassender Haltung zu Emilia umdrehte, die ihre pummelige Stute schon warm ritt. "Verzeihung Miss, aber würde es ein streitwürdiges Problem darstellen, wenn ich einige dieser Shetlandponysprünge höher einstelle, damit mein Pferd dies nicht als simples Stangentraining versteht?" Seitdem Emilia und er einmal heftig aneinander geraten war, da er sie anfangs zunächst mit "du" und ohne weitere Höflichkeitsform angesprochen hatte, trieften seine Ansprachen mit den nötigen Respektformen nun nur so von Sarkasmus. Seine dunklen Augen fixierten derweil gar nicht so sehr die blonde Stallmeisterin, sondern viel mehr den Ponytrab ihre Haflingers. Wieso ging man mit einem solchen Pferdchen springen? Es gehörte auf die Koppel zu den gewöhnlichen Hofkindern mit denen es dann durch den Schlamm tollen konnte. Kyle verabscheute es, wenn irgendwelche Personen glaubten, die Kleinen seien mindestens genauso gut wie die Großen. Gab es deswegen unterschiedliche Klassifizierungen für Ponys und Großpferde? Dezent genervt wartete er auf eine Antwort. Bei jedem anderen Reiter hätte er einfach ohne zu fragen den Parcour umgebaut, aber hier war er wohl oder übel gezwungen darum zu bitten. Und er hasste es. Hasste es so sehr.
Gast Gast
Thema: Re: the pony jumps as high as it can Do Feb 19, 2015 9:37 pm
Oftmals, wenn etwas nicht so ganz nach Emmis Vorstellungen lief, tröstete sie sich mit dem Gedanken an Karma. Soviel Scheiße jemand produzierte, genauso viel bekam er auch wieder zurück. Der Glaube daran, war alles, was sie manchmal vorm aus der Haut fahren bewahrte. Sie war zwar keine Buddhistin, aber es klappte trotzdem. Oder waren das die Hinduisten? Naja, wer auch immer an Karma glaubte, sie machte in diesem Teil des Glaubens gern mit. Die Vorstellung von Gerechtigkeit im Leben war einfach zu tröstlich. Selbst wenn doch sehr zu bezweifeln war, dass das wirklich funktionierte. Konnte man manche Menschen überhaupt mit so viel Kacke überschütten, wie sie verzapften? Auch daran zweifelte die Isländerin. Aber vielleicht passierte es ihnen ja doch irgendwann. Irgendwann war nur manchmal zu spät – dann, wenn sie schon alles im Leben erreicht hatten, was sie hatten erreichen wollen. Und wo würde sie dann sein? Hier im Stall bei ihrem Job. Allerdings war das ja bereits ein Etappenziel. Sie war zufrieden mit dem, was sie hatte. Sehr zufrieden sogar. So einige, die mit ihr in Ausbildung gewesen waren, hatten es nicht so weit gebracht. Mit der Horizon Ranch hatte sie wirklich einen Glücksgriff gelandet, selbst wenn es nicht so leicht war, sich gegen so viele Männer zu behaupten. Ja, ihr kleiner „Harem“ war schon nicht so einfach zu beherrschen. Vor allem, weil sie viele nicht für voll nahmen und das nur, weil sie jung und weiblichen Geschlechts war. Mit Bryan hatte sie sich ja so gut wie immer in der Wolle. Die anderen wechselten sich dann auch mal ab, sodass es nicht allzu langweilig wurde.
Und gerade so ein Exemplar, dessen Karmakonto recht weit im Minus sein musste, spazierte gerade zum Tor hinein, nachdem sie ein recht nüchternes “Ist frei.“ als Antwort gegeben hatte. Sie hatte sich doch gerade auf ein entspanntes Springtraining gefreut. Und nun kam Kyle auf seinem Superschimmel angeritten. Wirklich ganz super. Danke, Karma. Womit hatte man das nun wieder verdient? Emilía mochte sein Pferd eigentlich. Gut, sein Besitzer war ein recht arroganter Arsch und bildete sich auf seinen Cornet Obolensky Sohn viel ein, aber das schmälerte nicht das Talent des Pferdes. Er war ein gutes Sportpferd, doch allein eine Abstammung machte ihn nicht zum Star und so würde sie ihn auch nicht behandeln. Sowieso hielt sie nichts davon, Pferde anders zu behandeln, nur weil sie viel Wert waren. Jedes Pferd gehörte auf die Weide, wenn es nicht irgendeinen wichtigen Grund gab, warum es dort nicht stehen sollte – Ruhm und eine hohe Verkaufssumme zählte sie da nicht hinzu. Wäre sie ihre Hündin, hätte Emmi den eingebildeten Bereiter nun wahrscheinlich angeknurrt. Eine solche Unverschämtheit… Noch dazu eine stumpfsinnige Provokation auf fachlich falschen Fakten aufgebaut. Schließlich hatte sie sich ein paar bequeme Sprünge für den Anfang aufgebaut, das war aber noch lange nicht das Maximum. Wo genau das lag, wusste sie ja selbst nicht so recht, doch heute würde auch nicht der Tag sein, an dem sie das austestete. Was sie aber sicher wusste war, dass ihr Haflinger mindestens ein M*-Springen in Höhe und Weite schaffen konnte. Aber auch dafür war heute nicht der richtige Tag. Sie war kein Mensch, der unvernünftig mit ihren Schützlingen umging. Und sie war leider auch kein Mensch, der besonders gut diskutieren konnte – taffe Antworten waren davon aber manchmal ausgenommen. “Oh, bittesehr, Mr. Davison, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich hoffe nur, ihr versucht nicht, uns Damen zu imponieren und wagt euch hier an eine Höhe, die das eigene Können übersteigt. Aber so verrückt wäre ein gelernter Bereiter ja wohl nicht.“, gab sie in ebenso sarkastischem Ton zurück, wobei sie deutlich auf ihr Bild von ihm aufmerksam machte. Sie hielt ihn zwar nicht für rücksichtslos, was Pferde anging, aber bei Männern – vor allem bei solchen Männern – wusste man ja nie so genau. Eigentlich war es wohl auch soetwas wie ein Versuch von umgekehrter Psychologie. Dass so manches männliches Individuum herausgefordert fühlte, wenn man ihm verschlug, etwas gerade nicht zu machen, war ja kein Geheimnis. Die Frage, der es nun auf den Grund zu gehen galt, war nur, ob Kyle zu diesem Typ gehörte – was ihn gleichzeitig als ziemlich dumm hinstellen würde – oder ob er es tatsächlich schaffte, dem Drang des sich Beweisens zu widerstehen und vernünftig zu trainierten. “Aber es wäre furchtbar lieb, wenn die Sprünge ein wenig gestaffelt wären und du nicht gleich bei den – für uns ja völlig unmöglichen – 1,30 m ansetzt.“ Zu diesem Satz setzte sie doch tatsächlich eine Unschuldsmiene auf und obwohl Schauspiel keine ihrer herausragendsten Fähigkeiten war, konnte man ihr die unfähige kleine Reiterin mit dem schläfrigen Pony wohl abkaufen. Auch, weil Raja gerade wie von Zauberhand (auch Parade genannt) durchpariert war und am langen Zügel kopfhängenden vorwärts trottete. Das stimmte Emmi nun wieder sehr zufrieden und wertete ihre Gesamtstimmung deutlich auf. Ein einziges Mal in ihrem Leben hatte ihre Palominostute einmal etwas goldrichtig gemacht – wahrscheinlich hatte sie sogar mehr schauspielerisches Talent als ihre Reiterin, denn gewöhnlich war schläfriges Pony ja nicht gerade ihre Art. Das sah aber Kyle wohl ganz und gar nicht so. Und für ihn war sie sowieso nur ein dummes, dickes Kinderpony, das sich den ganzen Tag das Fell bürsten oder die Mähne flechten lassen würde. Doch ausgerechnet das traf auf ihre Stute doch so gar nicht so, denn Einflechten funktionierte nur mit deutlichem Widerwillen und das auch nur bei Emi. Alle anderen Menschen mit Mähnengummis in der Hand wurden sorgfältig mit Zähnen und Hufe ferngehalten.
Kyle Davison
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Thema: Re: the pony jumps as high as it can Fr Feb 20, 2015 6:37 pm
Statistisch gesehen waren die Männer im Reitsport immer erfolgreicher gewesen als die Frauen. Das lag an deren mangelnden Ehrgeiz. Viele Frauen sahen die Pferde eben doch nur als liebe Freizeitbegleiter, auf denen sie später ihre Zöglinge in den Sonnenuntergang schaukeln konnten, während die Herren der Schöpfung schon eher den Kämpfergeist in sich entdeckten und mit ihrem Partner etwas erreichen wollten. Dies setzte keineswegs eine weniger innige Bindung zum Pferde voraus, als bei einer Frau, aber es es verlangte nach ein wenig mehr Objektivität und Realitätssinn. Und genau der war es auch, der vielen Frauen in der Reiterbranche schlichtweg fehlte, denn wie sonst war es nachzuvollziehen, dass sich ein weibliches Geschöpf über einen erbärmlichen 20. Platz von 25 Reitern freute, denn hey, Dabeisein war alles, wenn doch eigentlich mit gezieltem Training eine Platzierung unter den ersten Zehn durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre? Dieses Phänomen beobachtete Kyle auch oft bei den Leuten, die ihre Pferde zu ihm in die Ausbildung oder die Korrektur brachten. Oftmals waren es die Väter, deren Töchter ein Pferd besaßen, dass natürlich ganz individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ausgebildet werden sollte. Selbstverständlich nickte Kyle in solchen Momenten, lächelte freundlich und schüttelte förmlich die Hand, doch sobald diese Personen fortfuhren viel diese Maskerade und wich dem eisernen Vorhang, wie man in in Politikkreisen nannte. Sie wollten ein Pferd, das am Besten ein S-Springen mühelos gewinnen konnte, aber eigentlich nur im Freizeitbereich geritten wurde. Wozu - fragte er sich - brauchte es dann eine derartige Ausbildung? Verstehen würde er diese Eigenarten wohl nie, egal wie lange er im Geschäft war; leid tat es ihm letztendlich immer nur für die Pferde, die tolle Freizeitpferde gewesen wären, das S-Niveau jedoch nicht erreichten und anschließend als 'zu schlecht' aussortiert wurden. Tagtäglich also konfrontiert mit der Eigenwilligkeit der Reiterwelt stellte sich auch immer wieder eine neue Herausforderung in Form der Vorgesetzten. Und die stellte hier auf dem Hof niemand geringeres als eine Frau dar. Nicht, dass er mit Frauen Probleme hatte; Gott, Frauen waren toll, wunderbare Wesen, zu einer ganzen Menge zu gebrauchen - aber doch wohl bitte nicht um ihn zu bevormunden. Das hatte ja sogar seine Mutter schon aufgegeben. Vor Jahren. Emilía für ihren Teil jedoch versuchte genau dies jeden Tag aufs Neue. Wobei bevormunden wohl das falsche Wort war, handelte es sich viel mehr darum, kompromisslos irgendwelche Anordnungen zu stellen. Dies missfiel aber nicht nur Kyle immer wieder, sondern auch einigen anderen der von Männern dominierten Stallwelt. Auch mit Bryan hatte sie sich regelmäßig in der Wolle. Oftmals konnte der Kanadier über den Stallburschen und die Isländerin nur schmunzeln, da es einfach zu absurd war, wenn man einmal vor Augen geführt bekam, welch gestandene Kerle sich von einer so zierlichen Blondine einfach herumkommandieren lassen sollten. Wie immer wusste sich eben jene Blondine aber auch zu Wehr zu setzen, oder versuchte es zumindest (und in ihrer Denkhaltung sicherlich auch gut), so auch jetzt. Doch noch während sie sprach und auf ihren Pony dahinzuckelte, legte Kyle schon die Stangen höher, die Zügel Iblis' dabei um den Arm gehangen. Ein riskantes Unterfangen bei einem so schreckhaften Pferd wie dem Schimmel, doch Emilía würde er den Burschen sicherlich nicht in die Hand geben. Sonst kam sie noch auf die Idee, ihn frei zu lassen, weil Pferde doch Fluchttiere waren, Bewegung brauchten und gar nicht für die Enge des Spitzensports gemacht waren. Immerhin hatte er so nach einer Weile eine Kombination aus drei Steilsprüngen - zwischen den ersten beiden war ein Galloppsprung Raum, zwischen dem zweiten und dem dritten, zwei - von gut 1,40m Höhe gebaut. Den Oxer legte auf eine Weite von geschätzt 1,50m. Einige andere Sprünge baute er ebenfalls um einiges höher, wobei nur ein an den 1,50m kratzte. Er dachte schließlich auch an den Ausbildungsstand seines Pferdes und mehr als ein M**- oder S*-Springen war für den 8-Jährigen noch nicht drin. Deswegen trainierten sie ja. "Keine Sorge, ein paar Stangen lasse ich euch schon am Boden liegen." Blitzte es da schelmisch aus Kyles Augenwinkel? Es sah fast so aus, als würde er Emilía nur testen wollen. Überhaupt war es ein komisches Verhältnis, das sie führten, zumal es eigentlich kaum eines gab, da sie sich kaum miteinander unterhielten, außer den beruflichen Aufgaben, die es zu erledigen galt und den gelegentlichen lautstarken Diskussionen um Aufgabenverteilung und Arbeitszeiten, die Kyle aufgrund seiner Morgenmüdigkeit natürlich nicht immer gefielen. Aber wann hatten sie sich schon je wirklich mal unterhalten?
Nach dem Umbau (Iblis hatte es glücklicherweise nicht für nötig gehalten zu erschrecken, in welches Licht hätte dies Kyle dann geworfen?!) gurtete der Bereiter nach, schnallte den Helm zu und schwang sich dann von der Aufstiegshilfe aus aufs Pferd. Nicht, weil er nicht vom Boden aufs Pferd kam, an seiner Sportlichkeit musste man aufgrund des Körperbaus wohl nicht zweifeln, sondern weil er genau wusste, wie schädlich das direkte Aufsteigen vom Boden für den Pferderücken war. Die ersten Schritte tänzelte Cornet Iblis nervös, blähte die Nüstern und sog jedes Mal hörbar die Luft ein, wenn er an einem Hindernis vorbeikam. Kyle zauberte dies nur ein seichtes, wissendes Lächeln ins Gesicht, spürte er die freudige Erwartung des jungen Tieres mehr denn je. Trotzdem versuchte er ersteinmal ihn ruhig zu bekommen und ritt so einige Runden im Schritt, wobei der Weiße sich letztlich neben der Haflingerstute wiederfand, die er offensichtlich äußerst interesannt fand. Doch die Scheu hielt den Schimmel davon ab, ihr zu nahe zu treten, wodurch er schon fast wie ein Gentleman wirkte, er er immer wieder zögernd zu ihr lugte, seine Schritte verlangsamte, damit sie auf einer Höhe blieben und eindeutig Bekanntschaft mit ihr machen wollte. Der Kandier auf seinem Rücken biss sich auf die Unterlippe und musste sich auch Kopfschütteln verkneifen - immerhin einen schien die Anspannung der Personen nicht zu stören. "Ich glaube, an seinem Imponiergehabe müssen wir noch etwas arbeiten..." Es klang schon fast versöhnlich.
Gast Gast
Thema: Re: the pony jumps as high as it can Di Feb 24, 2015 6:47 pm
Es war schon ein Phänemen hier in ihrem Stall. Fast das gesamte Personal hier bestand aus Männern und koordiniert wurden sie von einer Frau. Das passte ja den Wenigsten wirklich gut in den Kram und das zeigten sie auch. Allerdings hatte sie eigentlich gar nichts dagegen, wenn sie sie deshalb kritisierten, weil sie eine Frau war. Sie fürchteten sich, fürchteten ihren Stolz als männliches freies Individuum gefährdet. Nein, was sie wirklich störte war, wenn sie ihre Fähigkeiten in Frage stellten. Sie war zwar eine Frau, doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie geistig irgendwie eingeschränkt war. Und auch nicht, dass sie was ihre Reitkünste anging, benachteiligt wäre. Natürlich war es rein statistisch seltener, dass eine Frau große Turniere gewann. Es gab sie ja wirklich seltener. Doch befasste man sich ernsthaft mit dem Reitsport musste man ja wohl anerkennen, dass die Frauen doch da waren. Vielleicht nicht gerade im Springreiten, doch sah man einmal in die Dressur waren die Frauen doch klar in der Überzahl. Da gab es die alten Namen, beinahe lebende Legenden wie Edward Gal, der sich nach dem Verkauf von Totilas letztlich auch wieder mit einem neuen Pferd aufrappeln konnte. Aber an Namen wie Charlotte Dujardin oder Kristina Sprehe kam doch kein Dressurfan mehr vorbei. Und auch Vielseitigkeitsreiterinnen wie Zara Phillips kannte die Welt. Aber das würde nicht zählen, nicht für den großen Kyle Davison. Denn er war Springreiter, hatte ein Springpferd mit Topabstammung und würde sicher bald in Aachen und dann bei der Olympiade teilnehmen. Und wenn Iblis Glück hatte würde er das nächste Wunderpferd, wie viele Pferde vor ihm – allen voran sein Vater, Pferde wie Hickstead oder Goldfever. Letztendlich verschwanden sie dann aber doch alle wieder von der Bildfläche. Was von ihnen blieb waren die Auszeichnungen, die Namen, vielleicht ein Siegerbild. Doch für die Rentner interessierten sich doch nur die wenigsten. Wenn sie Glück hatten durften sie in ihrem letzten Stall bleiben bis der Tod sie zu sich nahm. Raja würde es anders ergehen. Das hatte die Isländerin beschlossen, als sie sie gekauft hatte. Nein, eigentlich war es ja schon beschlossene Sache gewesen, als sie zur Welt kam. Sie würde nie ein großes S-Springen gehen, niemals in einem Grand Prix starten und eine Viersterne-Geländeprüfung würde sie auch niemals bestreiten müssen. Und sie würde auch niemals in Ruhm baden, der sie letztendlich doch vergaß, wenn sie zu alt für Turniere war. Sie wurde geliebt werden, trainiert werden und vielleicht zum Spaß ein paar Turniere bestreiten. Eine große Karriere würde es niemals geben und doch würde sie stets der ganz persönliche Star ihrer Besitzerin sein, egal wie erfolgreich oder alt sie war. Denn ein Pferd zu besitzen, das bedeutete für Emmi, es zu lieben und es zu beschäftigen, sodass es Freude daran hatte. Und schließlich immer noch zu lieben, wenn es nicht mehr großartig geritten werden konnte. Selbst wenn sie irgendwann nur noch eine kleine Runde spazieren gehen würden, selbst dann würde sie niemals aufhören zu lieben. Genau diese bedingungslose Liebe konnte sie sich bei dem Bereiter nicht vorstellen. Es passte nicht zu seinem Beruf, nicht zu seinem fordernden Charakter. Grundsätzlich mochte er nicht verkehrt sein, doch eines Tages, wenn Iblis fertig war, wenn er nur noch ein altes Pferd war, das seinen Lebensabend genießen wollte, dann würden sich ihre Wege trennen. Denn Mr. Davison hatte besseres zu tun, als ein altes Pferd zu pflegen. Es gab andere Pferde auszubilden, andere Turniere zu reiten. Die blonde Stallmeisterin warf ihm das nicht vor, doch sie konnte es nicht ertragen, wenn er so über sie herzog, ohne ihren Standpunkt zu verstehen. Sie brauchte kein Sportpferd, sie brauchte einen Partner, einen Freund. Der Schimmel hatte zweifellos seine Qualitäten, doch ein Pferd für ihre Zwecke war er nicht. Seine Abstammung hatte bereits sein Leben vorbestimmt.
Leicht abschätzig beobachtete Emi den Kanadier, während er die Stangen auf eine Höhe legte, die er für angemessen hielt. Zugegeben, die dreifache Kombination würden sie wahrscheinlich auch noch schaffen. Doch der 1,50 weite Oxer lag dann definitiv auf einem Niveau, das sie ihrer Stute nicht zumuten wollte. Immerhin ließ er ihnen noch ein paar Sprünge auf ihrer Höhe. Tja, so war das Leben. Man machte sich die Mühe, marschierte so früh wie möglich in die Halle und dann kam ein Schönling dahergelaufen und versaute einem jegliche Planung. Tja, dann würde es wohl eine gemixte Trainingseinheit werden, denn einen richtigen Parcours konnten sie ja nun nicht mehr reiten. Die Zwischenzeit nutzte sie noch um Raja noch ein wenig aufzuwärmen, baute ein paar gebogene Linien und Gangartwechseln ein, damit sie schön auf die Hinterhand kam und tatsächlich auch noch etwas tun musste. Dann parierte sie wieder durch und ihr Lieblingsbereiter setzte sich mit dem Springass neben sie. Der Schimmel wirkte recht interessiert und auch die Haflingerstute schien nicht abgeneigt zu sein. Allerdings war er doch sehr zurückhaltend, was Raja allerdings zum Anlass nahm, selbst etwas forscher zu werden. Vorsichtig streckte sie die Nase nach ihn aus und stupste leicht an seinen weißen Hals, beäugte dabei auch kurz den Mann auf dem Rücken des neuen Bekannten. Kyles Kommentar brachte sie dann tatsächlich etwas zum Schmunzeln. “Oh, wir haben doch so einige männliche Vorbilder für ihn hier auf dem Hof, von denen er lernen – und damit meine ich nicht die Hengste.“, kommentierte sie gesagtes mit versöhnlichem Ton, aber dennoch etwas distanziert und sarkastisch. Sie ließ offen, wen genau sie damit meinte, doch es war wohl klar, dass der Kanadier mit einbegriffen war. Allerdings verhielt sich ja so manch anderer auch ziemlich machohaft – an Vorbildern sollte es dem Schimmel also nicht mangeln, selbst wenn sie menschlich waren. “Und solange die Damen so forsch sind, wie Raja, ist das ja kein Problem.“ Liebevoll strich sie über den hellbraunen Hals ihrer Stute, deren lange Mähne zu einem Mozartzopf eingeflochten war, damit sie nicht beim Springen störte. In der Dressur ließ sie die Mähne eigentlich meist offen, doch beim Springen war es ihr dann doch lieber, wenn sie den Blick komplett frei hatte und nicht durch herumfliegende Haare irritiert wurde. Die wunderschöne Mähne kurz zu schneiden würde ihr niemals einfallen.
Kyle Davison
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Thema: Re: the pony jumps as high as it can Sa Feb 28, 2015 5:27 pm
Gewissermaßen war es immer wieder faszinierend, wie sehr Tiere ihren Besitzern doch glichen und zugleich vollkommen unterschiedlich waren. Sah man einmal von der physischen Beschaffenheit ab, so mochte man bei Kyle und Cornet Iblis zumindest in der Haltung eine gewisse Ähnlichkeit erkennen: beide schritten immer erhobenen Hauptes durch die Stallgasse und Dreck mied der Kanadier ebenso wie sein reinweißer Schimmel. Ihr Äußeres ließ auf ein elitäres Umfeld schließen, sodass keiner meinen würde, sie seien grundlos auf diesem Hof. Augenscheinlich besaßen beide die besten Qualitäten zu herausragenden Sportlern von denen man auch nach ihrer gemeinsamen Karriere noch sprach und auch sonst war hier sowohl der Mensch als auch das Tier eine regelrechte Augenweide. Wenn man nun aber einmal von all diesen naturgegebenen Beschaffenheiten absah und den Charakter betrachtete, dann wurde es schon etwas schwieriger Gemeinsamkeiten zu finden. Im Verhalten zumindest wirkte Iblis nur auf den ersten Blick forsch und fordernd wie sein Besitzer, doch sobald man sich ihm näherte wurde er vielmehr das scheue Tier, das er eigentlich war. Kyle würde niemals vor irgendwem einfach so zurückweichen, doch sein Pferd ließ sich da von seinem natürlichen Fluchtinstinkt gerne einmal leiten. Möglicherweise lag dies auch an der geringen Erfahrung des Belgischen Warmbluts, denn im Gegensatz zu dem Kanadier konnte er nicht mit jahrzehntelanger Turniererfahrung auflaufen. Auch jetzt war es keineswegs Cornet Iblis, der den ersten Schritt machen würde, selbst wenn seine Neugierde noch so drückend war. Glücklicherweise schien Raja keinerlei Probleme mit dem weitaus größeren Gesellen zu haben und ebenso ein Interesse für ihn entwickelt zu haben. Die Stute stupste den Schimmel am Hals an, woraufhin dieser sofort den Kopf in die Höhe riss, als hätte man ihm eine Stecknadel in die Halsmuskeln gepieckst. Die jugendlichen Augen fielen auf die Haflingerstute und betrachteten sie eine Weile, ehe er den Kopf wieder senkte und vorsichtig seine Nüstern den ihren annäherte, um sie ganz nach Pferdemarnier zu begrüßen. Derweil hatte die Stallmeisterin wieder das Wort gegriffen und noch bevor sie das erste Wort ausgesprochen hatte, wusste Kyle, in welche Richtung ihr Kommentar gehen würde. Die Vorlage war ja auch nur zu gut gewesen, als dass Emilía sie hätte einfach vorbeiziehen lassen können. Leicht tadelnd sah der Dunkelhaarige die blonde Frau an, als wolle er ihr vor Augen führen, dass sie doch auf seine Einladungen nicht angewiesen war, aber letztendlich hatte er es doch nicht anders gewollt. "Also ich wüsste nicht, an wem er sich ein Beispiel nehmen sollte..." Natürlich trieften diese Worte nur so vor Sarkasmus und ein leichtes schalkhaftes Grinsen zuckte kurz über Kyle's Lippen. Er lächelte selten und wenn, dann wegen seinem Pferd, das das Einzige war, was ihn auf diesem Hof glücklich machte. Ab und an kam mal eben jenes schelmische Grinsen über seine Züge, doch ansonsten war ein fröhliches Erscheinungsbild von Mr Davison doch eher nur eine aufgesetzte Maskerade, die niemals ein ehrliches Leuchten in seine Augen zauberte. "Die Damen meinen neuerdings ja sowieso ihnen gehöre die Welt." Und damit spottete er noch einmal herum, wie er es immer tat, ehe er Iblis antrabte und mit ihm einige Runden zum lockerwerden ritt. Der Weiße bewegte sich flüssig unter ihm, hatte den Schweif leicht angehoben wie er es immer tat, sodass er hinter ihm herfloss wie seidiger Nebel. Nach einigen Minuten nahm Kyle dann die Zügel auf und stellte den Hengst an die Senkrechte, ohne jegliches Riegeln, das man den Springreitern so gerne nachsagte. Die meiste Zeit über standen die rauen Hände des Kanadiers ruhig zu Fäusten aufgestellt und bewegten sich auch beim Leichttraben keinen Millimeter. Einzig und allein sein Gewicht und die Schenkel lenkten Cornet Iblis durch die Halle und geschickt an den Hindernissen vorbei. Auch wenn er es etwas bereute, dass er nun keinen vollständigen Parcour springen konnte, so war er doch unglaublich froh, endlich mal wieder mit seinem Schimmel trainieren zu können. Da der Trab zufriedenstellend war, galloppierte Kyle den Warmblüter an, der sofort fünf riesige Sätze nach vorne machte, voller Vorfreude auf das Springen. In diesem Moment hatte der Kanadier kurzzeitig Mühe die ungestüme Jugendlichkeit zu zügeln, doch als Bereiter behielt er sowohl Ruhe, als auch Nerven, sodass er Iblis nach einer langen Seite in einen ruhigen, gleichmäßigen Gallopp bekommen hatte. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis der Hengst auch in der schnellen Gangart den Kopf runter nahm und abschnaubte, denn noch immer erfüllte ihn das Adrenalin. Schließlich befand Kyle die Ausgangslage für gut, griff die Zügel nach, sah sich nach Emilía um, doch die ritt nicht in der Nähe des Sprungs, den er sich ausgesucht hatte, und so lenkte er Iblis auf eben jenen zu. Es war einer der Sprünge, den die Blonde für sich und ihren Haflinger aufgebaut hatte, doch zum einspringen war er brauchbar. Mit geblähten Nüstern und hoch aufgestellten Kopf galloppierte Iblis auf den Sprung zu, sprang zu früh und zu hoch ab, doch aufgrund der Weite, die er angepeilt hatte, riss er nicht. Zugegeben: der Sprung war ziemlich schlecht gewesen, doch keineswegs einer Bestrafung würdig, handelte es sich hier zum einen um ein Pferd, das auch nicht immer alles perfekt machen konnte, zum anderen um ein junges Tier, das voller Energie und Unhaltsamkeit sprühte und zum Dritten, gehörte es sich nicht ein lernendes Wesen für Fehler zu bestrafen. So ließ Kyle den Sprung unkommentiert, trabte eine Runde und versuchte es dann erneut. Er zwang Iblis mit einem tiefen Einsitzen dazu, dass er ruhiger und langsamer galloppierte und schließlich vorschriftsmäßig das Hindernis nahm. Lobend klopfte er ihm kurz den Hals, dann staffelte er die Sprünge etwas höher. Der Schimmel war nun konzentrierter dabei. Natürlich bockte und zickte er mal hier mal da, doch für Kyle war dies nichts Besonderes, da er von seinem Pferd nichts anderes gewohnt war.