Thema: Re: Just sitting around and having a talk Mo Feb 09, 2015 7:02 pm
Finlay saß mit seinem Labradorrüden im Gemeinschaftsraum des Internats. Es war ein komisches Gefühl wieder hier zu sein, aber es war auch schön. In den Weihnachtsferien war er mit seinem Hund Master zu den Sutherlands gefahren. Misty war hier geblieben. So schwer es auch gewesen war, sie hier zu lassen, wusste der Junge auch, dass es besser gewesen war. Die Fahrt wäre zu viel Stress für sie gewesen. Während der Ferien war er oft mit Großvater Logan spazieren gewesen und hatte einiges an Heidelandschaft im Winter erneut gesehen. Master hatte seinen Spaß gehabt durch den Schnee zu tollen und Finlay hatte ihm gerne dabei zugesehen. Als sie dann wieder zurück waren hatte er immer ausgesehen, wie ein Negativ-Dalmatiner, so wie der Schnee an dem schwarzen Fell gehangen hatte. Am Weihnachtsfeiertag war Finlay mit den Sutherlands in die Kirche gegangen und hatte das Festessen genossen, auch wenn er dabei mehrmals an seine Eltern denken musste. Am nächsten Morgen hatte er dann die Geschenke öffnen dürfen. Neben einem neuen Halsband für Master und selbstgestrickten Handschuhen und einem Schal von Mr. und Mrs. Sutherland hatte er von Großvater Logan eine ganze Reihe klassischer englischer Literatur bekommen, diesmal von Agatha Christie. Ein Buch davon lag gerade vor dem Jungen. Der alte Schotte kannte Finlay einfach sehr gut, viel besser als Mr. und Mrs. Sutherland. Das Halsband von ihnen war schön, es war schwarz mit Türkisen besetzt, nur war es nicht gerade das, was man einem Jungen in seinem Alter schenken würde, wenn man ihn kannte. Das bettelnde Bellen Masters holte Finlay aus seinen Erinnerungen an seine Ferien. "Ist ja gut", meinte Finlay ruhig und kraulte den Rüden hinter seinem Ohr. Genüsslich hob dieser daraufhin eine Pfote und setzte sich an Finlays Beine schmiegend vor den Jungen. Erst gestern Abend waren beide hier abends wieder angekommen. Wegen der schlechten Wetterverhältnisse in Schottland hatte es so lange gedauert. Als sie angekommen waren hatte Finlay erst mal Masters Decke wieder in dem Zimmer ausgebreitet, was er sich mit den anderen Jungs seiner Stufe Joshua, Topher und Liam teilte, und hatte sich nach einem kurzen Imbiss selbst hingelegt. Die Reise war eben anstrengend gewesen. Heute Morgen hatte er gefrühstückt und war mit Master im Stall gewesen, um Misty zu besuchen. Anschließend war er noch etwas mit dem Hund Spazieren gegangen. Danach hatte er Mittagessen gehabt und jetzt hatte er sich mit dem Buch in den Gemeinschaftsraum gesetzt, um etwas zu lesen. Master jedoch forderte seine Streicheleinheiten ein und nervte Finlay solange, bis er es hinlegte und Master amüsiert kraulte. Ein spielerisches jauchzen entfuhr Master und ließ sich auf den Rücken fallen, wodurch Finlay sich auf den Boden knien musste um den Rüden weiterhin zu kraulen. immer schneller begann die Rute hin und her zu wedeln, bis Master plötzlich aufsprang und mit einem Ball in seiner Schnauze zurück kam. "Du weißt genau, dass wir hier drinnen nicht mit Bällen spielen.", sagte Finlay und musste kurz lachen. Enttäuscht ließ Master den Ball fallen, als hätte er sein Herrchen verstanden. Stattdessen wollte er jetzt weiter gestreichelt werden. Manchmal schien der Hund nicht genug zu bekommen, an anderen Tagen jedoch rannte er unbeirrt durchs Zimmer, bis Finlay ihn zurückpfiff oder er jemanden oder etwas umstieß.
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Mo Feb 09, 2015 7:47 pm
Alicia hatte, obwohl sie natürlich das Internat vermisste, jede Minute zu Hause genossen. Es war schön, ihre Familie wiederzusehen - zu sehen, dass ihre Eltern immer noch so verliebt waren wie am ersten Tag, dass ihr kleiner Bruder einen Wachstumsschub hatte und nun wirklich aussah wie 8, nicht mehr wie 5, und dass ihr großer Bruder eine neue Freundin hatte, ein wunderhübsches intelligentes Mädchen, das er an Neujahr mit ins Heim der Paisleys gebracht hatte. Die drei Geschwister hatten genau dort angesetzt, wo sie im Sommer aufgehört hatten: jede Menge Ärger und Scherereien, aber wehe, jemand versuchte, sich zwischen sie zu drängen. Sie hatten jeden Tag draußen verbracht, ob nun mit oder ohne Pferd, und hatten Unmengen von Spaß gehabt. Alicia liebte ihre Familie, und selbstverständlich machte das den Abschied nicht gerade leichter. Doch Freya und sie mussten sich schließlich wieder auf in Richtung der Horizon Ranch aufmachen, schließlich würde bald das neue Schuljahr beginnen. Ihre Mutter hatte diese neue Art trauriges Lächeln, als würde sie realisieren, dass ihre Küken nun flügge wurden, und ihr kleiner Bruder hatte tatsächlich geweint, obwohl er doch schon groß war und große Jungs nicht mehr wegen Kleinigkeiten weinten (seine Worte, nicht ihre). Es war schwer gewesen, natürlich - aber sie freute sich auch wieder riesig, hier zu sein. Mit dem Internat hatte sie echt einen Glücksfang gelandet; es war einfach so perfekt, und die Jungs aus ihrer Stufe waren auch fantastisch. Das einzige Problem war, dass es Allie ein bisschen an Gesellschaft mangelte. Sie war wieder so an ihre zwei nervigen Brüder gewöhnt, dass sie nicht so recht wusste, was sie mit sich anfangen sollte, als sie wieder im Internat zurück war. Und so wanderte sie ein bisschen ziellos durch die Gänge, bis ihre Füße sie schließlich in den Gesellschaftsraum brachten. Sie wusste nicht, warum es den gab - eigentlich waren die Zimmer doch groß genug, um da zu gammeln. Aber anscheinend brauchten Menschen auch Ausweichmöglichkeiten? Sie verstand nicht so ganz, wieso - aber andererseits lernte sie auch nie für Klausuren, also störte sie Treffen auf ihrem Zimmer auch nicht. Als die Vierzehnjährige also schließlich den Gesellschaftsraum betrat, nahm sie sich erstmal die Zeit, um die Bücher in den Regalen zu betrachten. Die ersten Momente bemerkte sie Finlay gar nicht - erst als Master, sein Labrador, ein Bellen ausstieß, wurde ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen gelenkt. Sie hatte ihn vorher seltsamerweise noch nicht wieder gesehen; das war vermutlich einer der Gründe, warum sich die Braunhaarige aufmachte, um sich auf eine Couch gegenüber von Finlays Sitzplatz fallen zu lassen. "Heyooo!", grüßte Alicia ihn schließlich, ein breites Grinsen auf ihren Zügen. Sie freute sich wirklich, ihn wiederzusehen. "Wir haben uns noch gar nicht gesehen! Wie waren deine Ferien? Bist du gut hergekommen? Du musstest bis nach Schottland rüber, stimmt's?", begann sie sofort loszuplappern - das Mädchen dachte gar nicht daran, dass sie Finlay vielleicht stören könnte. "Hast du dann einen - wie heißt das noch gleich - Jetlag?"
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Fr Feb 13, 2015 4:45 pm
Finlay wurde diesmal von Alicia aus seinen Gedanken geholt. Er drehte seinen Kopf zu der Vierzehnjährigen. "Hi", begrüßte er sie, während Master sich seinen Streicheleinheiten entzog und nun von Alicia welche verlangte. Wie es der Rüde zuvor bei Finlay getan hatte, schmiegte er sich an Alicias Beine und sah sie vorwurfsvoll an. Finlay setzte sich in den Sessel und sah schmunzelnd zu seinem Hund. "MeineFerien waren ganz in Ordnung, wir sind viel gewandert. In Schottland hat es recht heftig geschneit, fast 1,20 Meter. Master hatte Spaß sich durch das weiße Nass zu wühlen." antwortete Finlay auf ihre Fragen "Die Abreise war auch dem entsprechend anstrengend, ungeräumte Straßen, vereiste Tragflächen beim Flugzeug und dann noch Verzögerung wegen Unwetterwarnungen." Kurz sah er auf das Buch, was immer noch vor ihm auf dem Tisch lag. So lange hatte er noch nie am Flughafen warten müssen. Zum Glück war der Flug an sich dann ganz entspannt und ohne Komplikationen. Finlay hatte sogar ein bisschen im Flugzeug schlafen können "Ja, ich hab einen Jetlag. Deshalb haben wir uns auch noch nicht gesehen. ich bin Gestern um circa 19:30 Uhr angekommen und war einfach fertig. Ich hatte mich dann einfach hingelegt.", meinte Finlay und hob den Blick zu Alicia. "Und wie waren deine Ferien?" Um ehrlich zu sein hatte Finlay das Mädchen vermisst. Sie war anders als die Jungs in seiner Stufe, mit ihr konnte er sich besser unterhalten. Sie sagte ihm nicht dauernd, dass er mal fröhlich sein soll oder, dass er mal mehr reden sollte. Und sie war oder schien immer fröhlich. Bisher hatte er sie noch nie traurig oder gar weinend gesehen. Na gut, jeder hatte mal nen schlechten Tag, aber Alicia hatte so einen auch nicht sehr oft. Bei den Sutherlands war es nicht so fröhlich, zumindest zeigten Mr. und Mrs. Sutherland immer dieses Getue mit dem Adel, Großvater Logan dagegen war auch meist sehr fröhlich und guter Dinge. Die Spaziergänge mit ihm waren erfrischend gewesen. Vor Allem weil Finlay den Winter mochte, wenn alles unter einen dicken Schicht Schnee versunken war. Die verblühten Pflanzen wurden davon eingehüllt und das meiste sieht so herrlich unberührt aus. Fast, als sei da nie ein Mensch oder eine andere Kreatur gewesen. Hier und da hatten sie Spuren von Rothirschen gesehen, auch hatten sie mal welche in weiter Entfernung gesehen. Es war einfach unbeschreiblich, wie die Natur im Winter war. Master hatte ebenso Spaß am Schnee gehabt. Er war dadurch gerannt, hatte sich eingewühlt und darin herum gebuddelt. Es hatte immer so gesehen, als könnte er davon nicht genug bekommen, aber, wenn sie wieder nach Hause gekommen waren, hatte er sich vor eine Heizung oder den Kamin gelegt und geschlafen. Finlay fragte sich, ob Alicia auch Schnee gehabt hatte über die Ferien hinweg und was sie so über die Ferien gemacht hatte, während er aus einem Fenster sah. An einigen Stellen war der Himmel grau durch die Wolken, an anderen hingegen war er blau. Teilweise kam sogar mal die Sonne zum Vorschein und ein paar Zentimeter Schnee lagen. Genau das Winterwetter, was Finlay mochte.
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Fr Feb 27, 2015 6:37 pm
Es lag garantiert nicht an Alicia, dass sie zuerst bezweifelt hatte, dass sie sich tatsächlich mal mit Finlay anfreunden würde. Natürlich, sie kam mit jedem Typ Mensch klar und sie war megaoffen und kam eigentlich mit jedem klar, der auch nur ansatzweise nett zu ihr war - so war sie erzogen worden, das hatte sich einfach eingeprägt. Jeder in ihrer Familie war so. Aber Finlay war so still und zurückhaltend gewesen, als wäre er immer unsicher, was er von der Welt halten sollte. Teilweise war sein Gesicht so blank, dass Alicia sich nur vorstellen konnte, was für ein Schmerz unter dieser Maske stecken musste. Aber trotzdem hatten sie es in den letzten Monaten irgendwie geschafft, sich anzufreunden. Es war zwar nicht die Art Freundschaft, dass Allie mit allen Problemen, die sie so beschäftigten, zu ihm gehen würde, oder dass sie Tag und Nacht zusammensteckten, aber es war eine Freundschaft, und sie hatte Finlay durchaus zu den Menschen gezählt, die sie vermisst hatte, während sie von der Ranch weggewesen waren. Und genau deswegen freute sie sich gerade so, den Jüngeren wiederzusehen. Er sah auch gar nicht mal sooo schlecht aus - nicht müde und traurig, wie er oft gewirkt hatte in den vergangenen Monaten. Das Mädchen stellte das ganze voller Zufriedenheit fest - sie hätte sich echt Sorgen gemacht, wenn es anders gewesen wäre. Allerdings hatte sie nicht viel Zeit, sich an Finlay aufzuhängen, den sobald Master sie bemerkte, sprang er geradezu zu ihr und bettelte um Streicheleinheiten. Sie lachte über das Verhalten des Hundes und begann sofort eifrig, ihn zu kraulen. "Ja, Großer, dich hab ich auch ewig nicht gesehen und ganz doll vermisst, natürlich", sagte sie, nur halb im Spaß: der Hund war ein Goldstück, und einfach total putzig. Da hatte Finlay sowasvon einen Glückstreffer gelandet. Aber die Kuschelstunde mit Master hielt sie nicht davon ab, Finlays Worten zu lauschen. "Das klingt an sich doch cool!", meinte Alicia schließlich. "Nicht das mit dem Flugzeug, aber der Rest. Oh Gott, ich will mir gar nicht vorstellen, wie scheiße das mit dem Flug gewesen sein muss. Ich weiß nicht, ob ich nicht Angst gehabt hätte zu fliegen .." Dann hatte sie ihrer Meinung nach genug dazu gesagt, und beantwortete stattdessen die Frage, die Finlay am Ende seiner Erzählungen gestellt hatte. "Meine Ferien? Die waren hauptsächlich laut. Meine Familie feiert Weihnachten immer so eine riesen Familienfeier oben in dem Haus meiner Großeltern, dann sind wir so ... fünfzig, sechzig Leute? Und jedenfalls, das ist das totale Chaos. Richtig anstrengend. Aber auch cool. Ich hab endlich mal meine Brüder wiedergesehen. Robb ist ja am Studieren, und Bran noch zu Hause, da hab ich die Ewigkeiten nicht gesehen. Es war echt super. Und Robb hat mir eine Harry Potter-DVD-Box geschenkt! Damit ich nicht immer seine mopsen muss, hat er gesagt. Und Mum hat mir diese ultratollen neuen Reithosen gekauft - die sind rot! Ich war total verliebt, als ich die gesehen hab!" Sie lachte. "Und Silvester hab ich meine ganzen Freunde von zu Hause wiedergesehen, das war auch toll. Lacey hat sich jetzt die Haare lila gefärbt, sieht total klasse aus. Ich frag mich nur, wie ihr Haar das verkraftet, aber naja, geht mich nichts an. Ach ja, und mein Dad hat sich auf dem Weg hierher übelst verfahren, weil er nicht auf mich hören wollte! Da sind wir erstmal zwei Stunden durchs Niemandsland gekurvt und am Ende ging's doch da lang, wo ich gesagt hab, dass wir langfahren sollten!" Sie wusste, dass sie viel quasselte - aber einerseits kannte Finlay das, und andererseits hatte er gefragt, also hatte er quasi gar kein Recht, sich zu beschweren. Er hätte sich durchaus denken können, dass so ein Roman auf ihn zukommen könnte; und Alicia hatte sich ja sogar noch kurzgehalten.
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Sa Feb 28, 2015 4:16 pm
Finlay war nicht überrascht, dass Alicia auf seine Frage mit einem halben Roman antwortete, das kannte er bereits von ihr. "Muss schön sein, Geschwister zu haben", murmelte Finlay etwas abwesend und sah zu Master, der sich die Streicheleinheiten von Alicia genoss und sich auf die Seite fallen ließ, damit Alicia an seinen Bauch kam. Finlay hatte keine Geschwister, weder leibliche noch hatten die Sutherlands eigene Kinder. Finlay hatte sich schon immer ein Geschwisterchen gewünscht, auch schon damals. Seine Eltern hatten auch gesagt, dass er vielleicht mal ein Geschwisterchen bekommen würde. Damals hatte er noch der große Bruder sein wollen, jetzt wollte er selbst einen, dem er alles erzählen konnte, der ihn beschützte und aufmunterte. Passieren würde es nicht. Vielleicht hatte Finlay deswegen sich einen Hund gewünscht. Master war auf jeden Fall immer für Finlay da, wenn er ihn brauchte, und er konnte ihm jedes Geheimnis anvertrauen, anderen würde er es nie verraten. "Silvester haben wir ohne Knallwerk gefeiert, nur unter uns", sagte Finlay, um das Gespräch nicht zu unterbrechen. Bei den Sutherlands hatten sie nur mit Sekt gefeiert und mit besuchen bei den Nachbarn. Früher hatte Finlay gerne mit seinen Eltern Feuerwerk gemacht, aber inzwischen vermisste er es nicht. Vor Allem weil unteranderem solche Knallkörper zu diesem Unglück geführt hatten. "Master mussten wir bei den Besuchen in unserer Nachbarschaft zurückhalten, damit er nicht die Feuerwerkskörper erwischt", sprach Finlay nun etwas leiser weiter und versuchte seine Erinnerungen wieder wegzuschließen. Zu gern hätte er sie vergessen. "Warst du eigentlich seit deiner Ankunft schon wieder im Stall gewesen?", fragte er und konzentrierte seine Gedanken auf Misty, die Heute morgen vor Freude beim Anblick von Finlay ihren Kopf in die Luft geworfen hatte und gewiehert hatte. Sie hatte sich sehr gefreut und Finlay wusste, dass er sie bald mal in eine der Reithallen nehmen würde und sie erst mal bewegen, halt ein paar Bodenübungen mit ihr machen. Allerdings würde er darauf achtgeben müssen, dass sie sich bei dieser kälte nicht überanstrengte, damit sie nicht krank wurde. Zugern würde er auch mal wieder mit ihr ausreiten, aber zur Zeit war es noch recht kühl. Vielleicht konnte er nächstes Wochenende mal Alicia fragen, ob sie mit ihm mal in der Halle reiten würde. Der Zwölfjährige war zwar gerne mal allein, aber Alicia war mit der Zeit fast schon eine richtige Freundin für ihn, auch wenn Finlay seit dem Unglück versuchte nicht mehr jemanden so nah an ihn zu lassen. Ob er ihr es mal erzählen würde? Sicher nicht, er achtete darauf, dass es nicht herauskam. Damals, als er aus der Klinik gekommen war, war er damals der arme Mitchell-Junge gewesen, der seine Eltern verloren hatte. Finlay war es unangenehm gewesen, dass jeder in Inverness seinen Namen kannte. Es hatte in sämtlichen Zeitungen gestanden, selbst im britischen Fernsehen war es gekommen. Einen Zeitungsartikel hatte Finlay sogar noch aufgehoben, im Moment war er in einem Fach seines Koffers. Er erinnerte Finlay immer daran, dass sich das Leben schnell wenden konnte und man nie einem Menschen so recht vertrauen konnte. Finlay traute auch wenigen, zwar zeigte er es nicht, aber man sah es ihm wahrscheinlich daran an, dass er mit niemandem über richtig privates, wie eben seiner richtigen Familie sprach. Alicia war wohl die einzige, die etwas mehr wusste. Aber auch ihr traute er nicht hundertprozentig, auch wenn es meist so aus sah. Auch mit ihr redete er nicht über dieses Unglück und seine eigentliche Familie. Auch Mr. und Mrs. Sutherland war nie ein richtiges Gesprächsthema zwischen beiden gewesen. Finlay hoffte nur, dass es sie nicht störte. Sie war nämlich so ziemlich die einzige, die ihn aufmuntern konnte. Selbst ein Lachen konnte sie ihm mal entlocken. Das Einzige, was den Jungen schmerzte war, dass sie so seiner Mutter ähnelte. Auch sie hatte ohne Ende ein Gespräch halten können, war immer fröhlich gewesen und hatte sich kein Blatt vor den Mund genommen. Wie sehr Finlay sie doch vermisste.
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk So März 08, 2015 7:04 pm
Alicia bemerkte sofort, als Finlays Laune umschwang, auch, wenn sie sich nicht erklären konnte, wieso. Quasselte sie tatsächlich zu viel? Sie hatte immer geglaubt, dass er damit hatte umgehen können, dass es ihn vielleicht sogar ein bisschen amüsiert hatte. Stimmte das etwa nicht? Dann bemerkte der Jüngere jedoch was, und Alicia schien zu verstehen - zumindest ein bisschen. Es war nicht die Tatsache, dass sie so viel geredet hatte; es war, was sie gesagt hatte. Eigentlich hätte sie es sich denken können: Finlay blockte meistens ab, wenn es um Familie ging, und er wirkte oft ziemlich abwesend, nachdem sie mal wieder ihre Brüder oder ihre Eltern angesprochen hatte. Sie war sich so sicher, dass irgendwas passiert war. Doch es ging sie nichts an, sie wiederholte sich, Finlay und sie kannten sich ja kaum, auch, wenn sie inzwischen so etwas wie Freunde waren. Vielleicht war es deswegen, dass Alicia dann immer vorsichtiger wurde, wenn ihr einmal mehr aufgefallen war, dass sie etwas zu weit ausgeschweift war und Finlay wieder diesen abwesenden Blick drauf hatte. Es war nicht auffällig, nur, dass irgendwas in seinen Augen sich veränderte - man erkannte es nur, wenn man wirklich darauf achte und wusste, wonach man suchen musste. Selbst Allie, die eigentlich ziemlich aufmerksam war, was diese Sachen anging, weil sie so physische Reaktionen auf Gedanken und generelle Verhaltensweisen von Menschen ultrainteressant fand, hatte Monate gebraucht, um diesen kleinen Tick von dem Blonden zu bemerken. Jetzt war wieder einer dieser Momente, wo sie nicht so ganz sicher war, was sie sagen sollte - umso besser war es, dass Finlay von sich aus das Thema umlenkte. "Irgendwie kann ich mir das voll vorstellen, dass Master das schaffen würde", Alicia kicherte und kraulte dem Labrador die Ohren. "Stell dir das mal vor, wenn er von einer von den Raketen mitgenommen würde! Dann würd er einfach so in den Himmel fliegen, wie diese dicke Tante in Harry Potter ... ich mein, das hätte er nicht verdient, aber die Vorstellung eines fliegenden Hundes ist schon irgendwie cool!" Vor allem, wenn er leuchtete wie ein Leuchtfeuer. Aber das verschwieg die Vierzehnjährige lieber und lachte leise in sich hinein, bevor sie schließlich auf Finlays zweite Frage antwortete. "Klar - also, ich musste ja Freya wegbringen, ich hatte sie ja mit zu Hause ... und heute dann nochmal, aber ich hab die Kleine nur ein bisschen longiert - sie ist noch ziemlich steif von der Reise und so, außerdem hat sie sich zu Hause 'ne kleine Erkältung gefangen, ist noch nicht wieder ganz fit.", erklärte sie, und machte einen kleinen Schmollmund, als sie das sagte - nur für eine Sekunde, bevor das Lächeln von davor zurückkam. "Und du? Warst du Misty besuchen? Es sah gestern so aus, als würde sie dich ganz schön vermissen - hat immer voll neugierig geguckt, wenn sie Schritte auf der Stallgasse gehört hat, und war immer ganz enttäuscht, wenn es nicht du warst. Ich hab ihr ein Möhrchen zugesteckt, um ehrlich zu sein - ich hatte so ein Mitleid mit ihr!"
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Mi März 11, 2015 7:49 pm
Finlay zuckte kurz kaum merklich zusammen, als Alicia beschrieb, wie Master von einer Rakete in den Himmel gezogen werden würde. Er zwang sich ein kurzes Lächeln auf. Alicia hatte genau einen wunden Punkt getroffen. In Finlays Kopf wurden wieder die Bilder hervorgewirbelt, in denen sein Zuhause in Flammen stand, immer wieder von verschiedensten Feuerwerkskörper innerlich erleuchtet, und immer wieder ein Knallen zu hören war. Master schien zu merken, dass Finlay einen Flashback hatte, da er sich von Alicia los löste und Finlay seine Nase ins Gesicht streckte und dem Jungen übers Gesicht leckte. "Master!", beschwerte sich Finlay und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht, bevor er leicht schmunzelnd dem Rüden über den Kopf streichelte. Zum Glück hatte Alicia beim Themawechsel mitgemacht. "Ja, Heute Morgen war ich im Stall.", antwortete Finlay dem älteren Mädchen "Misty hat sich echt gefreut und hat immer wieder zur Sattelkammer gesehen, als ob sie mich fragen wollte, wann wir zwei wieder reiten würden." Draußen verschwand die Sonne mal wieder hinter den Wolken, was ein Blick nach Draußen dem Jungen verriet. "Ich muss sie mal wieder bewegen, bevor sie noch ganz steif wird vor Kälte.", meinte Finlay. Alicia zu fragen, ob sie mit Freya mitmachen wollte, traute er sich noch nicht. Konnte ja sein, dass es Alicia in den falschen Hals bekam und Finlay dann nicht mehr sehen wollte. Für Finlay wahr sie hier zur Zeit die Einzige, die für Finlay eine Art Kumpel geworden war. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie sehr es ihn treffen würde, sie zu verlieren. Die anderen Jungs aus seiner Stufe waren schon in Ordnung, aber sie waren nicht so ein Kumpel, wie Alicia es war. Mit ihnen redete er gar nicht über etwas, was für Finlay privat war. "Was, meinst du, machen wir demnächst im Unterricht?", fragte Finlay Alicia, um das Gespräch am Laufen zu halten. Für den Zwölfjährigen war es immer noch unangenehm so viel zu reden. Nach dem Unglück hatte Finlay gar nicht mehr reden wollen, teilweise hatte er sich auch geweigert was zu essen, wenn er wieder an das Unglück dachte. Der Psychiater, bei dem Finlay danach gewesen war, hatte immer gesagt, dass er es ausschließen musste, was passiert war, und das hatte er auch immer gemacht. Im Nachhinein war es wohl keine gute Idee gewesen, aber nach Finlays Meinung war es jetzt sowieso schon zu spät, um sich zu ändern. Mit den Sutherlands hatte er auch nie darüber reden müssen, schließlich wussten sie alles Notwendige aus den Nachrichten und der Junge glaubte manchmal sogar, dass sie ihn deswegen aufgenommen hatten. Warum sonst, war Finlay so schnell adoptiert gewesen. Wieder kam die Idee, dass er Alicia mal seine Vergangenheit erzählen könnte, Finlay in den Sinn, aber wieder verwarf er sie sofort wieder. Alicia würde es vielleicht so sehen, wie die Kinder in der alten Schule in Inverness. Sie hatten es lustig gefunden, Finlay auf die Nase zu binden, dass er keine Eltern mehr hatte, aber sie. Sprüche, wie "Weißt du, am Wochenende hat mir mein Papa ein Modelflugzeug geschenkt, und was hast du mit deinen gemacht? Oh, ich vergaß, du hast ja keinen mehr", gefolgt von Gelächter hatte er sich ständig anhören müssen. Einmal trieb es einer so weit, dass Finlay mal richtig wütend geworden war und sich mit dem Peiniger geprügelt hatte. Von Mr. Sutherland hatte es anschließend einen Ellen langen Vortrag über Selbstbeherrschung gegeben. Wegen so etwas hatte Finlay auch zur Horizon Ranch gewechselt. Hier kannte niemand seine Vergangenheit und konnte ihn deswegen nicht hänseln und er wollte, dass es auch so blieb. Vor allem aber war es dieser Schmerz, der den Jungen daran hinderte etwas darüber zu sagen.
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Mo Apr 06, 2015 12:21 pm
Alicia dachte nicht oft über die Sachen nach, die sie tat: sie war impulsiv und direkt, immer schon gewesen. Sie reagierte, bevor sie irgendwie darüber nachdachte, ob es nun um Handlungen, Bewegungen oder nur Worte ging. Ihr loses Mundwerk würde noch zum Problem werden, sagte ihr Vater oft - als wüsste er nicht, dass es schon längst so weit war. So oft hatte sie sich mit irgendwelchen Aussagen oder frechen Kommentaren schon in die Scheiße geritten, dass sie nicht mehr so recht wusste, wie oft es jetzt genau gewesen war. Aber das war ja auch nicht wichtig; was zählte war, dass es immer wieder passierte, weil Alicia sich einfach nicht änderte. Sie sah es aber auch irgendwie nicht ein: das gehörte einfach zu ihr, die Menschen mussten damit umgehen. Es war halt nur doof, wenn sie im Eifer des Gefechts jemandem wehtat. Aber dann tat es ihr auch leid und sie entschuldigte sich und diese Fehler sah sie ein, sah zu, dass es nicht nochmal vorkam. Sie war ja nicht extra verletzend. Für die Tatsache, dass sie bei Finlay anscheinend ins Schwarze getroffen hatte, konnte Alicia an sich nichts: sie wusste ja nichts von all den Dingen, die im Kopf des Jungen vorgingen. Trotzdem schalt sie sich selbst, warnte sich, vorsichtiger zu sein, als der Blonde wieder diesen abwesenden Gesichtsausdruck bekam. Sie wusste zwar nicht, was genau passiert war, aber trotzdem wusste sie genau, dass Finlay einer dieser Menschen war, um den herum sie vorsichtig sein musste - ein falscher Kommentar konnte da ganz schön viel Scheiße anstellen. Sie wollte es nicht noch schwerer für ihn machen - ganz egal, was dieses 'es' denn war. Und so fühlte sie sich sofort total dreckig, als sie bemerkte, was für einen Bockmist sie angestellt hatte, setzte an, sich zu entschuldigen - Master holte Finlay aus seiner Starre raus, und das war einmal mehr ein Grund für Allie, den Hund toll zu finden. Sie beobachtete, wie ihr Gegenüber sich geradezu aus der Starre herausschüttelte, und zwang sich, ein neutrales Gesicht aufzusetzen - wenn er nicht drüber reden wollte, dann konnte sie damit leben. Anders, als viele es vermuteten, hatte Alicia tatsächlich so etwas wie Etiquette und konnte die persönlichen Grenzen anderer Menschen tatsächlich beachten, wenn sie glaubte, dass es tatsächlich strenge Grenzen waren; wenn sie wusste, dass es nur dämliche Ausreden waren, die sie von der Wahrheit abhielten, die konnte sie aus dem Weg räumen. Finlay war eine andere Geschichte. Und so gab sie ihr Bestes, die Schuldgefühle und die Besorgnis abzuschütteln und lauschte Finlays Erzählungen über seine Stute. Schließlich ließ Allie sogar ein kleines Lachen hören. "Ja, Freya auch - sie findet es soooo doof, dass sie nicht raus in den Schnee darf. Sie liebt Schnee, und wenn's nicht so viel gewesen wär, würd ich garantiert jeden Tag mit ihr ausreiten. Aber wenn wir schon das Verbot von oben bekommen .. da bin ich lieber vorsichtig." Denn tatsächlich konnte sie auch auf sowas achten. Sie akzeptierte Regeln, wenn es bei einem Regelverstoß heißen könnte, dass sie die Schule wieder würde verlassen müssen - und hier wollte sie eigentlich nie wieder weg. Das bedeutete allerdings noch lange nicht, dass die Vierzehnjährige Schule an sich mochte: sie lernte eigentlich ganz gern, aber trotzdem war sie derzeit in diesem 'Unterricht ist Scheiße'-Alter. Und genau deswegen guckte sie gleichermaßen gepeinigt und entsetzt, als sie Finlays nächste Frage hörte, und zog erstmal eine Fratze. "Ugh, da will ich gar nicht drüber nachdenken!" Dann lachte sie. "Was machst du dir denn Gedanken über Schule? Diese Woche haben wir erstmal noch frei - dann ist immer noch genug Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen." Sie kicherte. "Aber ich fänd's voll cool, wenn wir in Englisch jetzt tatsächlich mit 'ner Lektüre anfangen würden oder so. Ich mein, die meisten Schulbücher sind zwar langweilig, aber ich find das, was man im Unterricht draus macht, immer ganz lustig!"
Gast Gast
Thema: Re: Just sitting around and having a talk Di Apr 14, 2015 7:40 pm
Die Reaktion von Alicia auf Finlays Frage verwunderte den Jungen kein bisschen. Die Meisten, die er diese Frage stellen würde, würden wahrscheinlich so reagieren. Schule war für sie einfach nur ein unnötiger Zwang. Für Finlay hingegen war es eine Methode sich von seinen Gedankengängen abzulenken. Meistens liefen sie schließlich zu dem Unglück und seinen Eltern. Vor allem Mathe half dabei. Während des Unterrichts hatte er schließlich den Kopf nur voller Zahlen und Formeln und Lösungsstrategien. "Ja, etwas im Unterricht lesen wäre schön.", stimmte er dem Mädchen gedankenversunken zu. Noch mehr, womit er sich ablenken konnte, im Unterricht und während seiner Freizeit. Das war der Grund, weshalb er so viel las. Die Sutherlands, vor allem Großvater Logan, unterstützten ihn dabei. Der Blick von Finlay blieb kurz an dem Buch vor ihm hängen, Agatha Christies "Das Böse unter der Sonne". Er war noch nicht sehr weit, was das Lesezeichen in der Nähe des Buchdeckels verriet. Bestimmt war es nicht ungewöhnlich, dass Finlay mit seiner Vergangenheit einen Fabel für Krimis und Horrorliteratur hatte. In fast allen gab es eine Lösung, den Täter konnten sie immer stellen oder bestimmen. Bei dem Fall des Unglücks seiner Eltern jedoch nicht. Die Polizei war einfach nicht sorgfältig genug gewesen, die alte Dame, die das untere Stockwerk bewohnt hatte, hatte den Täter doch beschreiben können! Master legte sich mit einem genüsslichen Grunzen hin. "Ich hoffe, wir lesen dann wenigstens etwas anderes als Shakespeare. Das bekomme ich schon immer in Schottland in die Hand gedrückt.", meinte Finlay dann und löste seinen Blick vom Buch. Mr. Sutherland schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben den Jungen die Werke Schillers auswendig lernen zu lassen. Ihm hingen sie jetzt schon zum Halse raus. Zu gut, dass Großvater Logan die Bücher immer wieder verschwinden lies und Finlay andere Literatur gab. "Was würdest du dir für ein Buch wünschen?", fragte er dann, um nicht das Gespräch in eine unangenehme Stille verlaufen zu lassen. Der Rüde schien inzwischen eingeschlafen zu sein. Ständig zuckten seine Pfoten, als würde er laufen. Und immer mal wieder drang ein zufriedenes Grunzen aus seiner Kehle. Offensichtlich träumte er von der Jagd nach einem Kaninchen oder anderer Beute. Finlay sah ihm dabei zu, während sich ein kaum sichtbares Lächeln auf das Gesicht des Jungen schlich. Dieser Hund war schon eine Klasse für mich. Er konnte stundenlang toben, um irgendwann spontan "umzufallen" und einzuschlafen. Es war schön so einen treuen und lebensfreudigen Kameraden an seiner Seite zu haben. Er war auch so sensibel, um zu wissen, wann Finlay etwas Aufmunterung gebrauchen könnte. Auch Misty konnte so sein, aber vor allem ärgerte sie andere gerne, solange kein anderer außer Finlay sie als Reiter besteigen wollte. Es waren schon fast sieben Jahre her, seitdem Finlay sie bekommen und mit Hilfe eines Pferdeflüsterers behandelt hatte. Aber immer noch vertraute sie keinem anderen. Ihr vorheriger Besitzer hatte sie einfach zu scharf beritten. Deshalb hatte sich Finlay für eine milde gebisslose Zäumung entschieden. Sie übt bei Zügelzug nur einen geringen Druck auf das Nasenbein aus und da Misty sehr folgsam gegenüber Finlay war, brauchte er auch nicht sehr am Zügel ziehen. "Ich denke, ich geh später oder Morgen Vormittag mit Misty mal in eine der Reithallen.", dachte Finlay laut und wandte sich wieder Alicia zu. Vielleicht würde er sich Morgen trauen, sie zu fragen, ob sie mitkommen wollte. Ob er nur Bodenarbeit, oder auch mal ein bisschen auf seiner Tinkerstute reiten würde, wusste er noch nicht. Etwas Reining würde auf jeden fall ihre Muskeln aufwärmen und lockern.